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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Es müsste auf halbem Wege explodieren, weitab von indiskreten Augen.«
    »Das ist schon schwieriger zu bewerkstelligen. Da man schließlich keinen Heizer bestechen kann, weil er das erste Opfer wäre, müsste man den genauen Zeitpunkt berechnen, an dem diese bestimmte Menge Kohlen in den Kessel geschaufelt wird. Und das würde nicht einmal die Hexe von Benevent schaffen…«
    »Und was dann?«
    »Nun, lieber Pater, die einzige Lösung, die immer funktioniert, ist und bleibt eben ein Fässchen Pulver mit einer schönen Lunte.«
    »Aber wer würde sich bereitfinden, eine Lunte an Bord eines Schiffes anzuzünden, im Wissen, dass er dann selber mit in die Luft fliegen würde?«
    »Niemand, außer er ist ein Experte, wie – Gott sei Dank oder leider – nur noch wir wenigen es sind. Der Experte weiß, wie man die Länge der Lunte berechnet. Früher waren die Lunten mit Schwarzpulver gefüllte Strohhalme oder ein geschwefelter Docht oder mit Teer und Salpeter getränkte Schnüre. Man wusste nie genau, wie lange sie brauchen würden, bis es soweit war. Aber Gott sei Dank gibt es seit etwa dreißig Jahren die langsam brennende Lunte, von der ich in aller Bescheidenheit noch ein paar Meter in meiner Höhle habe.«
    »Und was macht man mit der?«
    »Mit der kann man festlegen, wie lang die Flamme vom Moment ihrer Entzündung bis zum Moment ihrer Ankunft beim Pulver braucht, und diese Dauer durch die Länge der Lunte bestimmen. Wenn also der Feuerwerker wüsste, dass er, nachdem er die Lunte entzündet hat, einen Ort auf dem Schiff erreichen kann, wo ihn jemand in einem schon zu Wasser gelassenen Beiboot erwartet, so dass der Dampfer in die Luft fliegt, wenn sich das Boot schon weit genug von ihm entfernt hat, dann wäre alles perfekt, was sage ich, es wäre ein Meisterwerk!«
    »Meister Ninuzzo, es gibt einen Ma… Nehmen wir an, das Meer wäre stürmisch in dieser Nacht, so dass niemand ein Beiboot zu Wasser lassen könnte. Würde ein Feuerwerker wie Sie ein solches Risiko eingehen?
    »Ehrlich gesagt, nein, Pater.«
    Man konnte von Meister Ninuzzo nicht verlangen, in den so gut wie sicheren Tod zu gehen. Aber von einem weniger Umsichtigen vielleicht doch.
     
    Ende Januar kehrte Nievo aus Mailand nach Neapel zurück, wo er gut zwei Wochen blieb, vielleicht um auch dort noch Dokumente zu sammeln. Dann erhielt er Order, nach Palermo zu fahren, dort alle seine Bücher abzuholen (demnach waren sie in Palermo geblieben) und sie nach Turin zu bringen.
    Das Wiedersehen mit Simonini war herzlich wie unter Brüdern. Nievo verlor sich in sentimentalen Betrachtungen über seine Reise nach Norden, über seine unmögliche Liebe, die unseliger- oder wunderbarerweise bei diesem Besuch neu aufgelebt war… Simonini hörte ihm aufmerksam zu, seine Augen schienen feucht zu werden von den elegischen Erzählungen seines Freundes, in Wahrheit brannte er nur darauf zu erfahren, auf welchem Schiff die Kontobücher nach Turin gebracht werden sollten.
    Endlich sagte Nievo den Namen. Anfang März würde er Palermo in Richtung Neapel auf der Ercole verlassen und von Neapel weiter nach Genua fahren. Die Ercole sei ein ehrbares älteres Dampfschiff englischer Fakrikation mit zwei seitlichen Schaufelrädern, fünfzehn Mann Besatzung und Platz für mehrere Dutzend Passagiere. Sie habe schon eine lange Geschichte hinter sich, sei aber noch rüstig und versehe ihren Dienst gut. Von diesem Moment an war Simoninis ganzes Trachten darauf gerichtet, alle nur möglichen Informationen über die Ercole zu sammeln, er fand heraus, in welcher Locanda der Kapitän logierte und dass er Michele Mancino hieß, und im Gespräch mit den Matrosen verschaffte er sich ein gutes Bild von der inneren Bauweise des Schiffes.
    Daraufhin, erneut in Soutane und mit frommer Miene, begab er sich wieder nach Bagheria und nahm den Bronte beiseite.
    »Bronte, hör zu«, sagte er, »in Palermo wird bald ein Schiff ablegen, das Nino Bixio nach Neapel bringen soll. Der Moment ist gekommen, dass wir, die letzten Verteidiger des Thrones, uns rächen für das, was Bixio deinem Land angetan hat. Dir gebührt die Ehre, zu seiner Exekution aufzubrechen.«
    »Sagt mir, was ich tun soll.«
    »Dies ist eine Lunte, ihre Dauer ist festgelegt worden von einem, der mehr davon versteht als du und ich. Wickle sie dir um die Hüfte. Einer unserer Männer, der Hauptmann Simonini, ein Offizier Garibaldis, aber heimlich ein Getreuer unseres Königs, wird eine Kiste an Bord bringen lassen, die der

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