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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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wir auf, und er führte uns am Garten vorbei zur Westfassade des Aedificiums.
    »Hier an der Gartenseite haben wir den Eingang, der in die Küche führt«, erklärte er. »Aber die Küche nimmt nur die westliche Hälfte des Erdgeschosses ein, in der anderen Hälfte befindet sich das Refektorium. An der Südseite gibt es noch einen zweiten Eingang, den man erreicht, wenn man hinter der Kirche um den Chor herumgeht, und von dort gelangt man durch zwei weitere Pforten in die Küche und ins Refektorium. Aber gehen wir ruhig hier hinein, wir können durch die Küche ins Refektorium gehen.«
    Als wir die geräumige Küche betraten, bemerkte ich, dass sich im Innern des Aedificiums ein achteckiger Hof befand; wie ich später feststellte, handelte es sich um eine Art tiefen Schacht, auf den sich zwar keinerlei Türen, aber in jedem Stockwerk hohe Fenster öffneten, ähnlich denen, die wir an den Außenmauern gesehen hatten. Die Küche war eine lange und weite Halle voller Dunst, in der zu dieser Stunde bereits viele Köche emsig am Werk waren, um das Abendmahl vorzubereiten. An einem großen Tisch machten zwei von ihnen einen Gemüseauflauf: In eine Masse aus Grünzeug, Gerste, Hafer und Roggen schnitzelten sie gelbe Rüben, Radieschen, Karotten und Kresse. Neben ihnen hatte ein anderer Koch gerade Fische in einer Brühe aus Wein und Wasser gekocht und bestrich sie nun mit einer Soße aus Petersilie, Salbei, Thymian, Knoblauch, Pfeffer und Salz.
    Unter dem Westturm am oberen Ende der Küche öffnete sich ein gewaltiger Backofen, worin rötliche Flammen züngelten. Am anderen Ende, unter dem Südturm, befand sich ein ebenso großer Kamin, über dessen Feuer sich Bratspieße drehten und Suppen in großen Töpfen brodelten. Durch die Tür, die zur Tenne hinter der Küche hinausführte, trugen Männer gerade das Fleisch der am Morgen geschlachteten Schweine herein. Wir durchquerten die Küche und gingen durch diese Tür ins Freie hinaus. Vor uns lag die Tenne: ein langer Hof, der sich hinter der Kirche am Ostrand des Plateaus nach Süden erstreckte, linker Hand begrenzt von einer Reihe flacher Bauten, bei denen es sich, wie wir von unserem Führer erfuhren, um die Ställe der Schweine, der Pferde, der Ochsen, der Hühner und schließlich den überdachten Rinderpferch handelte. Auf dem Platz vor dem Schweinestall waren Männer damit beschäftigt, in einem großen Bottich das Blut der frisch geschlachteten Schweine zu rühren, damit es, wie Severin uns erklärte, nicht gerann. Denn wenn es gut und unverzüglich gerührt werde, fügte er hinzu, bleibe es dank der kalten Witterung mehrere Tage lang frisch, und dann könne man Blutwurst daraus machen.
    Wir gingen zurück ins Aedificium und warfen nur einen kurzen Blick ins Refektorium, das wir durchqueren mussten, um den Ostturm zu erreichen. Unter dem Nordturm am oberen Ende der Halle sahen wir einen großen Kamin; der Ostturm enthielt eine breite Treppe in Form einer Schnecke, die ins Obergeschoss zum Skriptorium führte. Über diese Treppe, sagte Severin, begäben die Mönche sich jeden Tag an ihre Arbeit; oder auch über zwei andere, die enger seien, aber dafür gut beheizt, da sie spiralförmig hinter dem Kamin sowie hinter dem Backofen in der Küche aufstiegen.
    William fragte, ob wir auch sonntags jemanden im Skriptorium antreffen würden. Severin lächelte und gab zur Antwort, für einen Benediktinermönch sei die Arbeit Gebet, und sonntags seien die Gottesdienste zwar etwas länger, aber die mit Büchern befassten Mönche verbrächten gleichwohl ein paar Stunden droben, meist beschäftigt mit fruchtbarem Austausch gelehrter Bemerkungen, kluger Ratschläge und Reflexionen über die heiligen Schriften.

 
     
    Erster Tag
NACH NONA
    Worin das Skriptorium besichtigt wird und man viele fleißige Forscher, Kopisten und Rubrikatoren kennenlernt sowie einen blinden Greis, der auf den Antichrist wartet.
     
    W ährend wir die gewundenen Stufen erklommen, bemerkte ich, dass prüfend die Fenster musterte, die dem Treppenhaus Licht spendeten. Ich war vermutlich schon im Begriff, ebenso scharfsinnig wie mein Meister zu werden, denn ich sah auf den ersten Blick, dass sie dank ihrer Anlage schwer erreichbar waren. Auch die Fenster des Refektoriums – die einzigen, die sich im Erdgeschoss des Aedificiums zum Steilhang öffneten – schienen mir nicht eben leicht erreichbar zu sein, da sich unter ihnen keinerlei Möbel befanden.
    Als wir am oberen Ende der Treppe angelangt waren, traten

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