Die historischen Romane
Mohrenrasse, die übers Land und durch die Täler zogen auf der Suche nach dem Martyrium. Sie stürzten sich mit dem Ruf Deo laudes von den Felsen auf die Wanderer, bedrohten sie mit ihren Keulen und befahlen ihnen, sie zu töten, damit sie der Glorie des Opfers teilhaftig würden. Und wenn die erschrockenen Leute sich weigerten, nahmen ihnen die Circumcellionen zuerst alles weg und zerschmetterten ihnen dann den Schädel ... Ich hatte allerdings gedacht, diese Exaltierten seien längst ausgestorben.«
»Offenbar waren die Nubier von Pndapetzim späte Nachkommen von ihnen. Sie seien sehr gut im Krieg zu gebrauchen, sagte mir Praxeas mit seiner gewohnten Verachtung für seine Untertanen, denn sie ließen sich gerne vom Feind töten, und in der Zeit, die es brauche, um sie alle zu töten, würden die Eunuchen die Schlucht unpassierbar machen. Aber die Nubier warteten seit zu vielen Jahrhunderten auf dieses Glück, niemand komme, um die Provinz zu erobern, und so ballten sie nur ungeduldig die Fäuste. Über die Monster konnten sie nicht gut herfallen, da sie den Auftrag hatten, sie zu beschützen, und so versuchten sie sich Luft zu machen, indem sie wilde Tiere mit bloßen Händen jagten und töteten. Manchmal begaben sie sich bei ihren Jagden sogar über den Sambatyon in die Steinwüste, wo sie Chimären und Mantikoren erlegten, und gelegentlich hatte einer von ihnen die Freude, wie Abdul zu enden. Aber das genügte ihnen nicht. Es kam vor, dass gerade die Überzeugtesten von ihnen durchdrehten. Praxeas hatte bereits erfahren, dass einer von ihnen uns an jenem Nachmittag angefleht hatte, ihn zu enthaupten; andere stürzten sich, während sie die Schlucht bewachten, von den Felsen – kurzum, sie waren immer schwerer im Zaum zu halten. Den Eunuchen blieb nichts anderes übrig, als ständig ihre Wachsamkeit zu schüren, ihnen täglich von neuem die unmittelbare Gefahr auszumalen, sie glauben zu machen, dass die Weißen Hunnen tatsächlich vor den Toren stünden, und so schweiften die Nubier durch die Ebene, angestrengt Ausschau haltend, vor Freude jubelnd über jedes Staubwölkchen, das sie in der Ferne sichteten, die Ankunft der Feinde erwartend in einer Hoffnung, die sie seit Jahrhunderten verzehrte. Und in der Zwischenzeit, da nicht alle wirklich zum Opfer bereit waren, aber lauthals ihren Wunsch nach Martyrium verkündeten, um gut genährt und gut gekleidet zu werden, musste man sie bei Laune halten, indem man ihnen Leckerbissen und viel burq gab. Ich konnte verstehen, wie der Groll der Eunuchen von Tag zu Tag wuchs – gezwungen, über Monster zu herrschen, die sie hassten, und ihr Leben in die Hände exaltierter und ständig betrunkener Schlemmer zu legen.«
Es war spät geworden, und Praxeas ließ seine Gäste von der nubischen Wache in ihre Unterkünfte bringen – eine Felsenhöhle gegenüber dem Turm, die zwar klein war, aber Platz für alle bot. Sie stiegen die schmalen Leitern hinauf, legten sich sofort hin und schliefen, erschöpft von diesem einzigartigen Tag, bis zum nächsten Morgen.
Geweckt wurden sie von Gavagai, der sich dienstbereit meldete. Ihm war von den Nubiern mitgeteilt worden, dass der Diakon bereit sei, seine Gäste zu empfangen.
Sie kehrten zum Turm zurück, und Praxeas persönlich führte sie den äußeren Rundgang empor bis zum obersten Stockwerk. Dort schritten sie durch eine Tür und befanden sich in einem runden Korridor, auf den sich viele andere Türen öffneten, eine neben der anderen wie die Lücken in einem Zahnkranz.
»Ich habe erst später begriffen, Kyrios Niketas, wie dieses Stockwerk angelegt war. Es ist nicht leicht zu beschreiben, aber ich will es versuchen. Stell dir jenen Korridor als die Peripherie eines Kreises vor, in dessen Mitte sich ein ebenfalls kreisrunder Raum befindet. Jede Tür, die sich auf den Korridor öffnet, führt in einen Gang, und jeder dieser Gänge müsste geradewegs wie ein Radius des Kreises in den zentralen Raum führen. Aber wenn die Gänge gerade wären, könnte jeder Besucher vom äußeren Rundgang aus sehen, was in dem zentralen Raum geschieht, und jeder, der sich in dem zentralen Raum befindet, könnte sehen, ob jemand durch einen der Gänge kommt. Nun verlief zwar jeder dieser Gänge zunächst gerade nach innen, machte dann aber, bevor er in den zentralen Raum mündete, eine Kurve, so dass niemand aus dem äußeren Rundgang in den zentralen Raum sehen konnte, was den dort Befindlichen vor fremden Blicken schützte ...«
»Aber
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