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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Schimmer, bei Nacht lassen sie nicht einmal das Mondlicht durchscheinen. Sehr labyrinthisch ist die Anlage bisher nicht. Komm, lass uns sehen, wohin die anderen Türen aus dem Siebeneck führen. Ich denke, wir werden uns leicht zurechtfinden.«
    Er irrte, die Erbauer der Bibliothek waren einfallsreicher gewesen, als er geglaubt hatte. Ich weiß nicht, wie es kam, aber als wir den Ostturm verließen, wurde die Abfolge der ineinandergehenden Räume wirrer. Einige hatten zwei, andere drei Türbögen. Jeder hatte ein Fenster, auch wenn wir ihn aus einem Raum mit Fenster betraten und meinten, er müsse im Innern des Aedificiums liegen. In jedem fanden wir stets die gleiche Art von Bücherschränken und Tischen, und die säuberlich aufgereihten Bände sahen allesamt gleich aus, was uns ein Wiedererkennen schon betretener Räume nicht gerade erleichterte. Wir versuchten, uns an den Inschriften zu orientieren. Einmal hatten wir einen Raum durchquert, in welchem In diebus illis über der Tür stand, und nach einiger Zeit war uns, als hätten wir ihn wieder erreicht. Doch dann fiel uns ein, dass beim ersten Mal die Tür gegenüber dem Fenster zu einem Raum mit der Inschrift Primogenitus mortuorum geführt hatte, und diesmal stand dort Apocalypsis Iesu Christi, aber es war nicht der siebeneckige Treppenraum, in dem wir unsere Erkundung begonnen hatten. Offenbar wiederholten sich manche Inschriften mehrmals. So fanden wir auch zwei nahe benachbarte Räume, in denen beide Male Apocalypsis Iesu Christi stand, und gleich darauf folgte einer mit Cecidit de coelo stella magna.
    Woher diese kurzen Texte stammten, war klar, es handelte sich um Satzfragmente aus der Offenbarung Johannis. Keineswegs klar war indessen, warum sie über den Türbögen standen und in welcher Ordnung sie auf die Räume verteilt waren. Unsere Verwirrung wuchs noch, als wir entdeckten, dass einige Inschriften, nicht sehr viele, mit roter Farbe ausgemalt waren statt mit schwarzer.
    Nach einer Weile gelangten wir plötzlich wieder in den siebeneckigen Innenraum (er war leicht wiederzuerkennen, da in ihm die Treppe aus dem Skriptorium endete). So beschlossen wir, es mit der vierten Tür zu versuchen und möglichst geradlinig durch die Räume zu gehen. Wir durchquerten drei Räume und standen im vierten vor einer Wand. Der einzige Durchgang führte seitlich in einen Raum, der gleichfalls nur seitlich eine weitere Tür hatte. Danach konnten wir vier weitere Räume geradewegs durchqueren, bis wir erneut vor einer
    Wand standen. Wir kehrten in das davorliegende Zimmer zurück, in dem wir seitlich eine zweite Tür gesehen hatten, gelangten durch diese in ein neues Zimmer und fanden uns plötzlich wieder in dem siebeneckigen Treppenraum.
    »Wie hieß das letzte Zimmer, durch das wir vorhin hierher zurückgekommen waren?« fragte William.
    Ich dachte angestrengt nach. » Equus albus , glaube ich.«
    »Gut, suchen wir es!« Es war leicht zu finden. Wir wollten jedoch nicht noch einmal den gleichen Weg zurückgehen, sondern wählten von hier aus den Durchgang zu einem Raum namens Gratia vobis et pax, in dem wir rechts einen weiteren Durchgang fanden, der uns nicht an unseren Ausgangspunkt zurückbrachte. Zunächst fanden wir noch einmal In diebus illis und Primogenitus mortuorum (waren es dieselben Räume wie vorhin?), aber schließlich standen wir in einem Raum, den wir bestimmt noch nicht gesehen hatten. Die Inschrift hieß Tertia pars te rrae combusta est. Doch nun wussten wir nicht mehr, wo wir uns im Verhältnis zum Ostturm befanden.
    Ich hielt die Lampe hoch und trat in den nächsten Raum. Ein Riese von gewaltiger Größe, die Glieder verschwommen und fließend wie bei einem Gespenst, trat mir entgegen.
    »Ein Teufel!« schrie ich entsetzt, und fast wäre mir die Lampe entfallen, als ich zurückfuhr und mich in Williams Arme flüchtete. Der nahm mir die Lampe aus der Hand, schob mich beiseite und ging mit einer Beherztheit, die mir fast übermenschlich erschien, durch die Tür. Auch er musste etwas erblickt haben, denn plötzlich verharrte er reglos. Dann aber ging er weiter, hob die Lampe und lachte laut auf.
    »Wirklich genial. Ein Spiegel!«
    »Ein Spiegel?«
    »Ja, mein wackerer Krieger. Vorhin im Skriptorium hast du dich todesmutig auf einen wirklichen Feind gestürzt, und jetzt erschrickst du vor deinem eigenen Abbild. Ein Spiegel hat dir dein eigenes Abbild verzerrt und vergrößert zurückgeworfen.«
    Er nahm mich bei der Hand und führte mich vor die Wand

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