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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Stoffetzen, der von einem Busch herabhing. Er fluchte und versuchte es erneut. So arbeitete er sich langsam vorwärts. Nur einmal hörte er seinen Verfolger. Der Kies knirschte, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Sein Angreifer war jetzt vor ihm. Es wurde langsam dunkel. Ein Hund heulte kläglich, als das Licht schwächer wurde. Nach einer Weile fühlte sich Corbett wieder sicher. Er hatte den Eindruck, nicht länger verfolgt oder beobachtet zu werden. Außerdem glaubte er, daß man das Seil nicht etwa entfernt hatte, um ihn auf immer im Irrgarten festzuhalten, sondern um ihm die Verfolgung zu erschweren, sollte er überleben und sein Angreifer fliehen müssen. Corbett tastete sich weiter. Da hörte er Ranulfs Stimme.
    »Herr?«
    »Hier!« rief Corbett und schwenkte den Rest seines Umhangs über den Kopf.
    »Ich habe Euch gesehen!« rief Ranulf zurück.
    »Mach dich weiter bemerkbar!« befahl Corbett.
    Ranulf kam dieser Bitte gerne nach. Er lotste seinen Herrn durch Zurufe, und Corbett folgte der Richtung, aus der diese kamen. Die Hecken wurden durchsichtiger, und er fand sich auf dem Pfad wieder, auf dem Ranulf und Maltote standen und über das ganze Gesicht grinsten.
    »Ihr solltet vorsichtiger sein!« rief sein Diener.
    »Ich war verdammt noch mal vorsichtig«, entgegnete Corbett unwirsch. »Irgendein Schwein hat das Seil entfernt und versucht, mich zu ermorden.«
    Ranulf schaute sich um. »Wo ist er dann? Er muß immer noch im Irrgarten sein.«
    »Nein, er ist fort. Ranulf, hast du jemanden bemerkt?«
    »Nur einen Gärtner mit einer Schubkarre.«
    »Wie sah er aus?«
    »Er hatte einen Umhang mit Kapuze, Herr. Aber das ganze Herrenhaus ist voller Diener.«
    Corbett schloß die Augen. Er erinnerte sich daran, in der Nähe des Irrgartens eine Schubkarre gesehen zu haben, die von einem schmutzigen Laken bedeckt gewesen war.
    »Warum sollten sie mich umbringen wollen?« fragte er mit rauher Stimme. »Wenn dieser Geheimbund der Templer den König vernichten will, wie kann ihnen mein Tod dabei nützen?«
    »Sie haben etwas gegen Eure Einmischung.«
    »Aber der König wird einfach wieder jemanden schicken. Warum sollten sie das Mißtrauen gegen sich noch vergrößern?«
    Corbett schaute in den dunklen Himmel. »Es ist ihnen also heute schon zum zweitenmal nicht gelungen. Das ist jetzt das letztemal, daß ich in diesem verfluchten Herrenhaus alleine unterwegs bin. Also, was habt ihr herausgefunden?«
    Eine Glocke läutete; es war Zeit für das Abendessen. Sie gingen zurück zum Hauptportal, und Ranulf erzählte, wie er mit Maltote durch die Gänge und Korridore gewandert war. Er blieb stehen und faßte seinen Herrn am Arm.
    »Framlingham ist ein geheimnisvoller Ort. Es gibt unzählige Zellen, Treppen, Keller, ja sogar einen Kerker. Überall stehen Wachen, schwerbewaffnete Männer an jeder Ecke. Sie haben jedoch nie den Versuch gemacht, uns aufzuhalten, erst als wir den Dachboden betreten wollten. Die Treppe dorthinauf wird von Soldaten bewacht. Sie waren höflich, schüttelten aber die Köpfe. Als ich sie fragte, warum nicht, lächelten sie nur und meinten, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Erzähl ihm noch von dieser anderen Sache«, unterbrach Maltote.
    »O ja, Herr.« Ranulf kam einen halben Schritt näher. »Der zweite Stock des Hauptgebäudes hat acht Fenster.«
    »Und?« fragte Corbett.
    »Vom Gang gehen jedoch nur sieben Türen ab.«

5

    C orbett und seine Gefährten kehrten in das Gästehaus zurück und zogen sich für das Abendessen um.
    »Sagt nichts über den Angriff auf mich«, ermahnte Corbett Ranulf und Maltote, als sie den Gang zum Refektorium entlanggingen.
    Die Templer waren bereits versammelt und saßen um einen Tisch in der Mitte des Raums, der relativ klein und freundlich war. Von der Stichbalkendecke hingen zur Zierde bunte Banner. De Molay sprach rasch das Tischgebet und segnete das Essen, das bereits aufgetragen war. Dann brachte ein Diener, noch bevor alle sich setzten, ein Tablett mit Trinkbechern und eine ebenso große Anzahl Teller mit Brot, das mit Salz bestreut war. Die Templer sowie die drei Gäste erhielten jeder einen Becher und ein Stück gesalzenes Brot.
    »Laßt uns der Brüder gedenken«, erhob de Molay die Stimme, »die vor uns gegangen sind. Laßt uns unserer Kameraden gedenken, die schon im Staub liegen.«
    »Amen!« erscholl es wie aus einem Mund.
    Corbett sah sich in dem Raum um, dessen Ecken im Dunkeln lagen, und versuchte sich eines Fröstelns zu

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