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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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die Öllampe brannte. Im schwachen Schein ihres Lichts sah er Freyjas Kopf durch die Klappenöffnung. Noch immer wirkte sie entspannt. Er dankte der wundersamen Kraft des Laudanums und sagte: »Ich stelle die Lampe vor der Tür ab. Ich muss hinunter zu Marthe.«
    »Ihr seid doch grad erst da.«
    »Ja, schon.« Er wollte ihr nichts von seiner Entdeckung berichten. »Aber ich … äh … habe gerade etwas sehr Wichtiges bemerkt.«
    Sie fuhr sich mit der für sie typischen Art über die Augen. »Bemerkt? Was?«
    »Das zu erklären würde jetzt zu weit führen. Vielleicht sehe ich später noch einmal nach dir.« Er winkte ihr flüchtig zu und eilte die Treppen hinunter in die Küche.
    Marthe stand am Feuer und stocherte in der Glut. Er bemerkte sofort, dass ihre Tätigkeit keinen Sinn machte, denn das Feuer brannte stetig und gut. »Was wollten die beiden Weibsbilder von dir?«, fragte er ohne Umschweife.
    »Hooach! GottimHimmel!«, fuhr die Magd hoch. »Hab Euch nich kommen hörn, Herr. Habich mich erschreckt! Wollt Ihr nix essen? Ich hätt da noch was im Topf, was Feines …«
    Lapidius war nicht danach zumute, über Speisen zu reden. »Ich will wissen«, unterbrach er, »was die Koechlin und die Drusweiler von dir wollten. Sie waren noch nie in meinem Haus. Was also führte sie hierher?«
    Marthe stocherte angelegentlich in der Glut. »Es is Schweinernes, was ich Euch bieten könnt, Herr, kross gebraten, lecker un mit …«
    »Marthe ! «
    »Ja, Herr, ja.« Lapidius bemerkte einen Funken Aufsässigkeit in ihren Augen, was ihn verwunderte, denn nie zuvor hatte er Ähnliches bei ihr gesehen. Doch dann sagte Marthe mit normaler Stimme: »Die Koechlin un die Drusweiler, die ham mir gesponnene Wolle gebracht, Herr. Ja, so wars. Konnt sie gut brauchen.«
    »Gesponnene Wolle? Seit wann strickst du?«
    »Äh … ich nich. Meine Mutter.«
    »Das heißt, deine Mutter konnte die Wolle gut brauchen. Ich denke, sie hat das Zipperlein in den Händen? Da kann sie doch gar nicht stricken?«
    »Nee, nee.« Marthes Stochern im Ofen wurde fahriger. »Zum Verschenken, Herr. Sie will die Wolle verschenken.«
    »Also haben die Koechlin und die Drusweiler dir Wolle gebracht, damit du diese zu deiner Mutter tragen kannst, die sie wiederum verschenken will. Ich frage mich, warum die beiden Weibsbilder nicht direkt zu deiner Mutter gegangen sind, das wäre doch viel einfacher gewesen?«
    »Ich … ich …«
    »Lass nur.« Lapidius drang nicht weiter in sie. Es war offenkundig, dass die Magd ihn anlog. Das erste Mal. Er fühlte Ärger in sich aufwallen, Ärger und Enttäuschung, doch er ließ sich nichts anmerken. »Nun, ich habe keinen Hunger. Ich begebe mich zu Bett. Gute Nacht.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ die Küche. Über den Umweg in den Oberstock, wo er die Lampe löschte und feststellte, dass Freyja bereits wieder schlief, gelangte er wieder in die vertraute Umgebung seines Laboratoriums. Hier fühlte er sich geborgen, auch wenn der Gedanke an die Zeuginnen ihn beunruhigte. Was hatten sie wirklich von Marthe gewollt? Hatte sie j emand geschickt? Der Mörder? Die Mörder? Lapidius kam sich vor, als stochere er mit einer Stange im Nebel. Eine Woche war bereits vergangen, und er hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung, wie er die Unschuld von Freyja beweisen konnte.
    Müde und voll ängstlicher Vorahnungen kroch er zu Bett, das Ohr nahe am Sprechschacht.

ACHTER
BEHANDLUNGSTAG
    Trotz der Kühle an diesem Dienstagmorgen stand Lapidius nur in Hemd und Hose auf seinem Hof, einen Hauklotz vor sich und die Axt in der Hand. Es galt, für den Athanor Feuerholz zu schlagen, denn der Ofen verschlang tagtäglich Unmengen an Brennmaterial, und seit Freyja in der Hitzkammer lag, war der Bedarf nochmals gestiegen.
    Lapidius war im Holzhacken keineswegs geübt, was ihn veranlasst hatte, die Füße weit auseinander zu stellen, aus Sorge, bei einem Fehlschlag das eigene Schienbein zu treffen. Zudem war die Axt nicht besonders scharf und der Stiel zu kurz. Er mühte sich seit über einer Stunde und musste eine kurze Verschnaufpause einlegen. Schweiß rann ihm von der Stirn. Er wischte ihn ab und stellte fest, dass er aus einer kleinen Wunde an der Hand blutete. Es war nur ein Splitter. Er zog ihn heraus und warf ihn fort. Dann fiel ihm auf, dass auch am Axtstiel Blut klebte. Nicht viel, aber deutlich sichtbar.
    Er schüttelte den Kopf. Ihm war, als könne er machen, was er wollte, irgendetwas schien es immer zu geben, das ihn

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