Die Hitzkammer
sackte sein Körper zu Boden.
Doch das hatte er schon nicht mehr gespürt.
Er sollte nie wieder etwas spüren. Als der Zweite Sohn des Teufels den aufgeschreckten Ehemann unschädlich machte, hatte der Dritte Sohn des Teufels nur kurz aufgeblickt. Er wusste, dass er sich auf seinen satanischen Bruder verlassen konnte. Nun wandte er sich wieder der Bergmannsfrau zu. Auguste Koechlin war durch den Lärm halb wach geworden, blinzelte kurzsichtig den dunklen Schatten vor ihr an und quäkte: »Wer … wer?«
»Pssssst«, machte der Dritte Sohn des Teufels, der sich in diesem Augenblick nicht mehr beherrschen konnte. Seine Hand stieß vor und umfasste die Brust der Bergmannsfrau, knetete sie, ertastete die Spitze und begann sie zu reiben. »Pssssst!«
Die Koechlin, anfangs stocksteif vor Angst, hielt jetzt ganz still. »Bist du es, Krabiehl?«
Der Dritte Sohn des Teufels rieb weiter und verstärkte seine Tätigkeit, bis es ihm kam und seine Hose feucht wurde. Dann ließ er von der Frau ab. »Nein«, sagte er und trat einen Schritt zurück, damit das Mondlicht voll auf ihn und den Zweiten Sohn des Teufels fallen konnte.
Die Koechlin stieß einen spitzen Schrei aus: »Jesus Christus! Die Bockshörnigen! Die Bockshörnigen!«
Der Dritte Sohn des Teufels kicherte unter seiner Maske. Der Erste Sohn des Teufels hatte wie immer Recht gehabt. Die Frau zitterte wie Espenlaub vor Angst. Sie würde fortan noch mehr tun, um ihnen erfolgreich zu dienen. »Der Erste Sohn des Teufels wollte, dass du uns leibhaftig siehst. Damit du merkst, wie ernst deine Lage ist.«
»Ja«, wimmerte die dicke Frau. In der Tat hatte sie ihre Auftraggeber noch nie zu Gesicht bekommen, nicht einmal damals im Wald, als die Stimmen von allen Seiten gekommen waren und ihr und der Drusweiler die Botschaft verkündet hatten. Die anderen Befehle waren über geheime Mitteilungen erfolgt, die sie nach dem Lesen sofort zu verbrennen hatte. Für den Fall der Verweigerung waren ihr sieben mal sieben Tode und das Höllenfeuer angedroht worden. Für tausend Jahre, tausend Fuß unter der Erde.
Wie groß war ihre Furcht damals gewesen! Und wie oft hatte sie verflucht, dass sie ein paar Worte lesen konnte! Doch dann hatten sich die Verleumdungen als einträglich erwiesen. Sehr einträglich sogar. Für sie. Und ebenso für die Drusweiler. Beide hatten sie die Säckler angeschwärzt, sie der Hexerei geziehen und Geschichten von blutenden Axtstielen und gekochten Kinderfingern erfunden. Und fast hätte das die Kräuterhökerin schon auf den Scheiterhaufen gebracht. Wenn dieser Lapidius nicht gewesen wäre …
»Hat die Säckler sich inzwischen an ihre Zeit in den, äh … Bergen erinnert?«, fragte der Dritte Sohn des Teufels. Er beugte sich vor, so weit, dass die Maske direkt über der Koechlin schwebte.
»Ich … ich … nein, ich glaube nicht.«
Abermals fuhr die Hand zur Brust vor. Doch diesmal kniff sie unbarmherzig hinein.
»Autsch! Au, au, au … ich weiß es doch nicht. Wirklich nicht. Wir kommen nicht ran an die Hexe.«
Der Griff lockerte sich etwas. »Und was sagt Marthe? Ist sie bereit, mit uns zusammenzuarbeiten?«
»Sie sagt, die Säckler ist krank und braucht Pflege.« »Mehr nicht? Redet sie nicht mit der Hexe?«
Die Koechlin versuchte, sich von der Hand, die ihre Brust umkrallte, zu befreien. Doch es war vergebens. »Sie sagt, nein. Sie sagt, sie hätte mit der Sache nichts zu tun.«
»Dann schüchtere sie ein. Drohe ihr. Es kann nicht sein, dass sie mit der Hexe unter einem Dach haust und nicht weiß, was diese spricht.«
»Ja … jahaaa.«
Langsam lockerte der Dritte Sohn des Teufels den Griff. Er tat es fast widerstrebend. »Setze alles daran, mehr herauszufinden. Es ist wichtig. Lebenswichtig. Auch für dich! Und denk daran: Wir kommen wieder.«
Er griff in sein Wams und förderte drei Münzen hervor, die er lässig auf die Daunendecke warf. »Das ist für dich. Verdiene es dir.« Ohne ein weiteres Wort machte der Dritte Sohn des Teufels kehrt, zog den Zweiten Sohn des Teufels mit sich und verließ hinkenden Schrittes das Haus.
Hinüber zu Maria Drusweiler.
DREIZEHNTER
BEHANDLUNGSTAG
Da sein Bett nach dem Ansturm des Pöbels nur noch eine schiefe Liegefläche aufwies, hatte Lapidius die Nacht einmal mehr auf dem Lehnstuhl verbracht. Und auch wenn es sein Lieblingsstuhl war: Er hatte miserabel geschlafen.
Er stand auf und streckte sich. In der Küche war alles ruhig, Marthe hatte ihr Tagewerk noch nicht aufgenommen. Das kam ihm
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