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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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reicht mir eine Flasche Wodka.
    Eilig verstecke ich sie in einer großen Bodenvase, die neben der Tür steht, wie ein Alkoholiker, der Vorräte bunkert.
    »So schlimm?«, fragt Jamie.
    »Sagen wir einfach, sie hatte bereits mehr als genug«, erkläre ich ihm, während ich ihn endlich hereinlasse und die Tür schließe.
    »Die Arme«, murmelt er und schüttelt den Kopf. »Um ganz offen zu sein, Belly, das überrascht mich nicht besonders. Ich habe ihn ein paarmal getroffen, und er sah mir wirklich nach einem arroganten Arsch aus. Wo ist sie?«
    »Hat sich in ihrem Zimmer verkrochen. Dachte, du bist vielleicht der arrogante Arsch.«
    »Soll ich zu ihr gehen, oder kommt sie raus?«
    »Weder noch. Sie will im Moment niemanden sehen.«
    »Aber ich könnte ihr vielleicht helfen«, entgegnet er verletzt.
    »Nicht wirklich. Du weißt doch, wie das ist. Wir sind in dem Stadium, in dem alle Männer Schweine sind.«
    »Dazu gehöre doch wohl nicht ich, oder?«, fragt Jamie ungläubig.
    »Na ja, wenn du meinst, dass du mit den Fragen fertig wirst.«
    »Fragen?«
    »Du bist ein Kerl, Jamie. Der Feind. Wenn du bereit bist für eine Untersuchung darüber, warum Männer sich derart verhalten, dann geh hinein und sprich mit ihr. Aber sie wird von dir als einem Mitglied derselben Subspezies erwarten, dass du ihr genau erklärst, warum Richard das getan hat.«
    »Ah, verstehe.« Jamie kaut auf seiner Unterlippe. »Wie wäre es, wenn ich stattdessen einen auf Mädchen mache? Es macht mir nichts aus, in diese Hexenhymne, in dieses »alle Männer sind gleich« mit einzustimmen. Ihr könntet mir ein Kleid leihen. Zum Teufel, ich würde sogar Frauenwäsche anziehen, wenn es was bringt.«
    »He, du bist hier, um Nicky zu helfen, nicht, um die Sau rauszulassen«, tadele ich ihn. »Wie wär’s, wenn wir uns was zu trinken holen und warten? Mal sehen, ob sie von selbst auftaucht. Man weiß ja nie«, witzele ich säuerlich, »wenn wir eine Flasche Wein aufmachen, riecht sie vielleicht den Alkohol und kommt angerannt.«
    »Um ihren Kummer zu ertränken?«
    »Um ihn unter Wasser zu halten, bis er aufhört zu zappeln.«
    »Apropos.« Jamie folgt mir in die Küche, wo ich nach einer kalten Flasche Weißwein suche. »Deine Mutter wünscht dich zu sehen.«
    Diese zwei gefürchteten Wörter, »deine Mutter«.
    »Das kann sie gar nicht«, entgegne ich entsetzt und verharre mit dem Korkenzieher in der Hand. Ein Ausdruck der Angst breitet sich auf meinem Gesicht aus. »Sie weiß nicht, dass ich wieder da bin.«
    »Doch.« Jamie besitzt noch nicht einmal den Anstand, sich zu schämen.
    Ich kann diese Frauen, die behaupten, ihre Mutter sei ihre beste Freundin, einfach nicht verstehen. Meine Mutter ist mein schlimmster Albtraum. Mein liebster Feind. Ich mache meine Mutter für all meine Unsicherheiten, meine Misserfolge und meine sonstigen Probleme verantwortlich. Ich hatte vor, sie im Zustand glückseliger Ignoranz darüber zu belassen, dass ich jetzt wieder im selben Land wie sie weile, solange es nur irgend ging.
    »Du hast ihr doch nicht erzählt, dass ich wieder da bin. Jamie, wie konntest du? Ich habe dich doch auch nie verpfiffen.«
    »Früher oder später hätte sie es sowieso herausgefunden. Und je später, desto größer wären die Vorwürfe dir gegenüber gewesen. Ich hab dir einen Gefallen getan, Belle. Ruf sie an und bring es hinter dich.«
    »Muss das sein?«
    »Ärztliche Anweisung.« Er legt einen Arm um meine Schultern. »Keine Sorge. Was kann sie denn schon Schlimmes anstellen? Du bist doch kein Kind mehr, sie kann dich nicht einsperren oder dir das Taschengeld entziehen.«
    »Nein, aber sie kann mir das Herz herausschneiden und mich auf dem Altar für Kommerz und Konformität opfern.«
    »Schon, aber es wäre doch viel schlimmer, wenn sie deine wöchentliche Schokoladenration konfiszieren würde.«
    Nicky taucht am nächsten Tag aus ihrem Zimmer auf, um schnellstens wieder darin zu verschwinden, als ihre Mutter Kate in einer Wolke aus Arpege und Angst auf der Türschwelle auftaucht.
    Ich biete ihr an, mich um die Absage der Hochzeit zu kümmern – die Gäste zu informieren, das Essen abzubestellen, Geschenke zurückzuschicken und Richard ohne Betäubung zu kastrieren -, aber Kate beginnt am Montagmorgen, das selbst zu erledigen. Als hinge ihr Leben davon ab. Sie verwendet genauso viel Energie darauf, die Hochzeit abzusagen, wie darauf, sie vorzubereiten. Ich vermute, sie muss sich beschäftigen, um zu vermeiden, dass sie wegen der ganzen

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