Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
sollten uns eine Flasche Schampus gönnen, was meinst du, Annaliese?«
    Ist es von Bedeutung, was ich meine?
    Mir fällt ein, dass ich ja mit dem Kerl flirten soll. Deshalb tausche ich den finsteren Ausdruck auf meinem Gesicht gegen ein albernes Lächeln.
    »Das wäre traumhaft.« Ich ringe mir ein hirnloses Kichern ab und werde mit einem eisigen Blick von der Bedienung belohnt. O Mann, ist das erniedrigend.
    Lucy und Nix haben mir eingebläut, die Finger vom Alkohol zu lassen und einen klaren Kopf zu bewahren, aber das ist schwer, wenn er mir nach jedem kleinen Schluck wieder nachgießt.
    Ich habe den Eindruck, er will mich betrunken machen.
    Wenn er nur wüsste, dass er mich todsicher in die Wohnung bekommt, dann müsste er sich nicht so abmühen.
    Als die Vorspeise kommt, besteht er darauf, die crevettes für mich zu schälen und mich dann zu füttern, was jedermann sonst vielleicht als verführerisch empfinden könnte, für meine Begriffe aber Übelkeit erregend ist. Anscheinend erwartet er von mir, dass ich seine von Butter triefenden Finger in den Mund nehme und sauber lutsche. Brrg! Stattdessen nehme ich das Essen ganz vorsichtig und mit anmutigen Mundbewegungen, wie eine nervöse Perserkatze, die nur die besten Stücke aus ihrem Napf wählt. Sorgfältig gebe ich darauf Acht, dass meine Finger seine Finger nicht berühren.
    Als die Steaks, die er bestellt hat, bruzzelnd vor uns stehen, bin ich halb darauf gefasst, dass er sich herüberbeugt und meines in mundgerechte Reiterchen schneidet.
    Er bestellt eine Flasche Merlot zum Steak und gießt den größten Teil davon in mein Glas. Glücklicherweise hat er nicht bemerkt, dass ich den Inhalt meines Glases etwa alle zehn Minuten in die üppige Topfpflanze neben meinem Stuhl leere…
    Ich wünschte, ich wäre betrunken. Dann könnte ich diesen Abend mit Gordon leichter durchstehen. So, wie er sich bemüht, genug Alkohol in mich zu kippen, um meine Hirnzellen abzutöten, bittet er mich auch ständig, ihm das Salz zu reichen, weil jedes Mal, wenn ich mich vorbeuge, der ohnehin schon tiefe Ausschnitt meines Kleides noch einige Zentimeter nach unten rutscht, um die sanfte Schwellung meiner Brüste zu enthüllen.
    Es gelingt mir nicht, sein Hirn mit einem wohl gezielten Tritt in seinen Kopf zurückzukicken, von wo es in die Leistengegend übergesiedelt ist. Stattdessen muss ich dasitzen und ihn süßlich anlächeln, als würde ich seine lächerlichen Komplimente und lüsternen Blicke genießen. Meine Blicke signalisieren »Ich will dich so sehr« statt »Verpiss dich, du lächerlicher, alter Depp«, wie es mir viel lieber wäre.
    Dreckiges Arschloch! Ich hoffe nur, dass all das Salz seine Arterien verstopft!
    Als er um einen Pudding mit zwei Löffeln bittet, weiß ich, dass ich in Schwierigkeiten bin.
    Ich behaupte, keinen Hunger mehr zu haben, lehne mich zurück und nippe nervös an meinem russischen Kaffee, während er mit viel Löffellutschen und langen, sehnsüchtigen Blicken ein Eis verputzt. Seine Augenbrauen hüpfen auf und nieder wie ein aufgeregter Verwandter, der auf Kreuzfahrt geht.
    Endlich kommt die Rechnung. Er zieht eine Rolle Geldscheine aus der Tasche und blättert protzig eine, wie mir scheint, exorbitant hohe Zahl an Zwanzigern herunter. Na, wenigstens eine gute Seite hat Gordons Machogehabe: Er erwartet nicht, dass wir getrennt zahlen. Das ist auch gut so, weil ich den Verdacht habe, dass die Kosten für dieses Essen so hoch gewesen wären, dass Nix und ich danach einen Monat lang von billigem rotem Fusel hätten leben müssen.
    Ihm ist absolut nicht bewusst, dass die Frage »Zu dir oder zu mir?« sich in unserem Fall erübrigt, und er packt meine willige Wenigkeit in ein wartendes Taxi. Gordon strahlt übers ganze Gesicht; anscheinend kann er immer noch nicht fassen, wie leicht diese spezielle Eroberung doch gelaufen zu sein scheint.
    Ich habe Mühe, ihn von mir fern zu halten, bis wir in der Wohnung in Limehouse ankommen.
    »So, da wären wir. Trautes Heim, Glück allein.«
    Ohne zu wissen, dass ich nur wenige Tage vorher hier war, um Lucys Kleiderschrank zu durchforsten, greift er um mich herum und stößt lässig die schwere, breite Eingangstür zur Wohnung auf.
    Ganz offensichtlich erwartet er, dass ich beeindruckt bin.
    Bin ich auch, aber ich kenne sie ja schon.
    Lucys Wohnung ist doppelt so groß wie Nickys und steht voller traumhafter exotischer Raritäten, die Lucy in der Zeit ihres Jetset-Lebens als Bankerin in Hongkong gesammelt hat, bevor

Weitere Kostenlose Bücher