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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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ich habe meinen letzten Milchzahn mit fünfzehn verloren, den ersten Zungenkuss mit siebzehn erlebt und meine Jungfräulichkeit verloren, als ich. na ja, belassen wir es dabei, dass ich kurz vor meinem neunzehnten Geburtstag stand. Wer hat einmal gesagt, dass die Jugend bei jungen Leuten eine Verschwendung sei? Ich fürchte, dass zu dem Zeitpunkt, an dem ich endlich entscheide, was ich wirklich machen will mit meinem Leben, der Zug bereits abgefahren ist.
    Sollte es wirklich hart auf hart kommen, kann ich immer noch das Stellenangebot meiner Mutter annehmen.
    Sie will, dass ich für sie arbeite.
    Sie wiederholt dieses Angebot gleich mehrfach auf der Fahrt zum Restaurant, doch es gelingt mir glücklicherweise, jedes Mal einer Antwort aus dem Weg zu gehen, indem ich meine Zuflucht zu Banalitäten nehme, die sie garantiert verwirren. Das ist die einzige Möglichkeit, ihr bei einem bestimmten Gesprächsthema aus dem Weg zu gehen. Man muss sie auf ein anderes lenken, dass sie noch mehr aufbringt.
    Dabei weiß ich gar nicht genau, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient. Wenn sie gefragt wird, sagt sie immer, sie sei in der Medienbranche. Ich weiß, dass sie Geld wie Heu hat, dass sie zu jeder Menge Partys geht und ziemlich häufig auf einem gewissen Sofa im Frühstücksfernsehen auftaucht, wo sie ihre normalerweise lächerliche Meinung zu aktuellen Themen von sich gibt. Um Ihnen die Wahrheit zu verraten, sie erzählt mir nur zu gern, was sie macht. Das Problem ist nur, sie langweilt mich dermaßen, dass ich dazu neige, nach den ersten drei Silben abzuschalten. Ich werde also nie Bescheid wissen.
    Mein Halbbruder Adrian arbeitet bereits für meine Mutter. Er trägt den großartigen, wenn auch recht vagen Titel eines Leiters für künstlerische Beratung. Das bedeutet, dass er in einem Saab Cabrio durch die Gegend fährt, gegen zehn Uhr morgens im Büro auftaucht, ausgedehnt mit seiner überaus attraktiven Sekretärin zu Mittag speist und gegen vier wieder verschwindet.
    Könnte der ideale Job für mich sein, so es diesen gibt. Doch der Gedanke, dass ich dann jeden Tag in Gesellschaft meiner Mutter und meines Halbbruders verbringen müsste, ist einfach unerträglich.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du so lange fort bleibst und dich nur alle Jubeljahre einmal meldest. Was soll ich davon halten? Weiß ich denn, ob du nicht in irgendeinem fernen Bordell vergewaltigt, in eine Opiumhöhle verschleppt oder als Sklavin verkauft wurdest _«
    »Meine geheimsten sexuellen Fantasien, aber leider ist aus keiner was geworden«, witzele ich.
    »Sei nicht frech, Annabelle, das passt nicht zu dir. Ich denke wirklich, dass es am besten ist, du ziehst wieder zu mir. Nicky mag ja ganz nett sein, aber sie hatte noch nie einen guten Einfluss auf dich.«
    Arme Nix, ich habe mich schon gefragt, wann sie wohl an der Reihe ist. Trotz ihrer normalerweise einhundertprozentigen Schuldlosigkeit wurde ihr jedes meiner jugendlichen Vergehen angelastet. Das ist nie persönlich gemeint, meine Mutter konnte nur einfach den Gedanken nicht ertragen, ein Kind zu haben, das nicht perfekt ist. Fiel ich bei einer Klausur durch, lag es daran, dass Nicky mich abgelenkt hatte; schwänzte ich die Schule, war es Nickys Idee; wurde ich mit einer verbotenen Zigarette im Kellergeschoss erwischt, hatte Nicky die Kippe aus der Packung gezogen, angezündet und mich gezwungen, sie trotz meiner Proteste zu rauchen.
    Nichts entspricht der Wahrheit weniger als das. Denn genau genommen war es Nickys Bodenständigkeit, die mich durch die letzten fünfundzwanzig Jahre gebracht hat.
    Ich weiß nicht, warum meine Mutter annimmt, es sei besser für mich, bei ihr zu wohnen. Wenn sie mich nicht zu Tode nörgeln würde, müsste ich wahrscheinlich verhungern. Jedes Mal, wenn ich mit ihr Lebensmittel einkaufe, scheint sie nichts mitzunehmen als eine große Flasche Gin, eine Flasche Tonic und einen Blumenkohl.
    Mutter beschwert sich während der nächsten halben Meile über Nicky, bis wir Chelsea erreichen, wo sie ihr Auto im absoluten Halteverbot in der Kings Road zurücklässt.
    Ich habe gelernt, meinen Mund zu halten, bis ihr der Dampf ausgeht. Leider sieht es ganz danach aus, als wolle meine Mutter heute mehr Dampf ablassen als ein kochender Teekessel.
    Kaum sitzen wir in einem Restaurant, das etwas zu schnieke ist für gefüllte Baguettes und eine Flasche Frascati, beißt sie sich am Thema Männer fest.
    »Wenn man einen guten findet, muss man unbedingt an ihm festhalten.

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