Die Hochzeit meiner besten Freundin
Vertrau mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
Und das von der Frau, die nie länger als fünf Minuten an einem Mann festhält.
»Du wirst auch nicht jünger, Annabelle.«
»Ich bin gerade erst fünfundzwanzig, das würde ich kaum alt nennen!«
»Zu meiner Zeit wurde man als alte Jungfer abgestempelt, wenn man mit fünfundzwanzig noch unverheiratet war.«
Klar, und die Männer haben einem noch eins über den Schädel gezogen, um ihr Opfer dann in den Keller zu schleppen, wo sie schnell ein bisschen nackte Haut begrabschen wollten.
Ich weiß, worauf sie hinaus will. Ich werde mir mal wieder die Simon-Litanei anhören müssen.
Simon – mein biederer Ex. Der Mann, mit dem ich eine kurze, misslungene und alles andere als erwähnenswerte Affäre hatte, bevor ich abgereist bin. Der Mann, den meine Mutter aus unerfindlichen Gründen für den Inbegriff männlicher Vollkommenheit hält.
Männliche Vollkommenheit. Wenn das kein Widerspruch ist.
Einer der Gründe, warum ich nach Australien gereist bin ich wollte ihm entkommen!
Ich habe ihn in dem Jahr getroffen, nachdem Nicky und ich zusammengezogen waren, wo sie erste Gehversuche im Berufsleben unternahm, während ich kellnerte, um genug Geld für ein Paar Wanderstiefel, einen Rucksack und ein Rückflugticket nach Bangkok zusammenzukratzen. Nicky hat uns einander vorgestellt, eine Tatsache, die ich ihr erst kürzlich verzeihen konnte.
Ich glaube, meine Mutter hat sich viel mehr in diesen Typen verliebt als ich. Aus irgendeinem Grund hat sie in dem Augenblick, da sie ihn zum ersten Mal gesehen hat, beschlossen, dass er der Richtige für mich ist. Daraufhin hat sie unglaublich viel Energie in den Versuch gesteckt, uns zu verkuppeln.
»Ich verstehe wirklich nicht, warum du mit Simon Schluss gemacht hast.«
Da – das gefürchtete Wort mit »S«.
Normalerweise gefällt es mir, Recht zu haben, aber die Tatsache, dass ich wusste, was kommt, tröstet mich nicht darüber hinweg, dass meine Mutter mich jetzt wieder damit konfrontieren wird, wie absurd es doch ist, solch ein wundervolles männliches Exemplar laufen zu lassen!
Ich weiß auch nicht, wie ich ihn laufen lassen konnte – ich weiß ja noch nicht einmal, wieso ich überhaupt mit Simon zusammen sein konnte.
Er ist acht Jahre älter als ich.
Als ich ihn kennen lernte, wirkte er reif und verantwortungsbewusst. Am meisten hat mich wohl sein Selbstvertrauen beeindruckt. Er hatte einen guten Job, eine hübsche Wohnung, ein teures Auto, war wohlerzogen und, wie ich fand, insgesamt sehr erwachsen.
Alles das, von dem ich meinte, es haben zu müssen und es nicht hatte.
Recht bald wurde mir jedoch klar, dass Simon nur ein Kind war, das so tat, als sei es erwachsen. Ein echtes Gör.
Verwöhnt, arrogant, anstrengend und unglaublich unreif.
»Was für ein charmanter junger Mann«, plappert meine Mutter weiter über diesen alles andere als wundervollen Typen, »ich finde, du solltest dich wirklich mal bei ihm melden, jetzt, wo du zurück bist.«
»Ich wage zu bezweifeln, dass er das möchte«, entgegne ich und lächele dem Ober zu, der mir gerade die Speisekarte reicht.
»Oh, ich bin mir sicher, dass du dich irrst.« Ihre teuren Jacketkronen blitzen. »Er hängt immer noch sehr an dir.«
»Ach ja? Woher willst du das wissen?«
»Ach, wir sind uns in den letzten Jahren einige Male über den Weg gelaufen. Und immer hat er nach dir gefragt... nicht, dass ich ihm viel Neues erzählen konnte, aber er hat sich wenigstens bemüht.«
Eine doppelte Anspielung, ich hatte ganz vergessen, wie meisterhaft sie darin ist.
»Mir scheint, ich habe ihn ab und zu in diesem Restaurant gesehen«, fährt sie fort.
Ich hätte es vorhersehen müssen: das schicke Restaurant, der Tisch für vier Personen, die große Aufmachung... aber ich hätte gedacht, dass sogar meine Mutter vor solch offensichtlicher Kupplerei zurückschrecken würde. Zumindest noch bei diesem ersten Mittagessen.
Doch wie aufs Stichwort schlängelt sich plötzlich eine vertraute Gestalt zwischen den Tischen hindurch auf uns zu, und ich versuche, unter dem Tischtuch abzutauchen und mich zu dem Glas Wein zu gesellen, dass ich vor Schreck habe fallen lassen.
Er hat zugenommen. Während der Bauch sich ausgedehnt hat, ist der Haaransatz zurückgegangen. Und die blassblauen Augen sind von einem Netz feiner Fältchen umgeben.
Es ist fast zwei Jahre her, dass ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, doch seinem Aussehen nach zu urteilen könnten es auch zehn sein. Als ich ihn
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