Die Hochzeit meiner besten Freundin

Hoffnung, innerhalb von sechs Wochen noch mehr als fünf Kilo zu verlieren, hat Amanda sich bei einem exklusiven Fitnessclub in den Docklands angemeldet. Sie hat sogar Nicky überredet, ab und zu mit ihr zum Training zu kommen. Dabei ist Sport für Nicky gleichbedeutend mit Regelschmerzen oder unerwünschter Gesichtsbehaarung.
    Nicky hat zwar noch nicht abgenommen, doch sie hat einen gewissen Wertpapierhändler ziemlich schnell abserviert und fährt jetzt voll auf einen belgischen Tennistrainer namens Christian ab, der angeblich ein Gesicht wie Leonardo und einen Körper wie Jean-Claude Van Damme hat. Während die beiden anderen bei dieser Vorstellung anfangen zu sabbern wie läufige Rottweiler, habe ich eher die Vision eines ziemlich kleinen Kopfs auf einem massigen Körper. Vielleicht sollte ich mir diese Vision mal ansehen. Ich bräuchte ein bisschen Abwechslung, um mich von meiner Aufgabe abzulenken.
    Das hier muss die Hausaufgabe sein.
    Ich hole mir ein leckeres, gekühltes KitKat aus der Küche, lehne mich an den Türrahmen und schaue gemeinsam mit Elvis zu, wie sie sich zusammen durch die letzten fünf Minuten schwitzen.
    Das ist das Gute an der Arbeit im Club, wo ich gleichzeitig die Dreckarbeit für Amanda erledigen muss – sie verhindert, dass ich mit einem Schritt bei Kleidergröße vierundvierzig oder darüber ankomme! Wenn die Bar voll ist, dann bleibt man ständig in Bewegung. Und wenn es ruhiger zugeht, dann ist die Musik so ansteckend, dass man selbst hinter der Theke zu tanzen anfängt.
    Es ist hilfreich, dass ich dort keine Zeit zum Essen habe. Ich scheine eine Diät aus ausgesaugten Zitronenscheiben und Cocktailkirschen zu machen; hinzu kommt manchmal ein Teller mit
    Resten, wenn der Küchenchef guter Laune ist. Was höchstens mal bei Vollmond der Fall ist, und auch nur in den Monaten mit einem R.
    Elvis verschlingt die Schokolade schneller als ich. Deshalb statte ich dem Kühlschrank einen weiteren Besuch ab, lasse mich dann aber an den Küchentisch plumpsen, weil ich den Anblick zweier Hinterteile, die synchron im Rhythmus blöder Musik wackeln, nicht länger ertrage. Ich blättere durch die letzte Ausgabe der Cosmopolitan , während Elvis auf meine nackten Füße sabbert.
    Minuten später kommt Nicky hereinmarschiert, wirft einen lustvollen Blick auf mein KitKat und zieht eine Flasche Evian aus dem Kühlschrank, die sie gierig leert.
    »Hi, Babe«, sagt sie, als sie wieder zu Atem gekommen ist. »Ich verstehe nicht, warum die von Fitness reden. Ich fühle mich, als wäre ich gerade von einem Bus überfahren worden.«
    »Wo ist denn Pol Pot Schweinchen Dick, der verzweifelte Diktator, hin entschwunden?«
    »Schhh!«, zischt Nicky kichernd. »Sie hört dich doch.«
    »Gut, dann werde ich vielleicht gefeuert.«
    »Sie wird sich ändern.«
    »Das war die ursprüngliche Idee. Hoffentlich zum Besseren…«
    »Sie wird sich ändern«, wiederholt Nicky, gibt dem Mangel an Durchhaltevermögen nach und schnappt mir die letzte Reihe meines KitKats weg, mit der ich provozierend vor ihren Augen gewedelt habe, »und zwar in etwas weniger Verschwitztes.«
    Amanda ist aus Nickys Dusche zurück und sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, um sich ihre Gucci-Stiefel anzuziehen. Als sie ihren Namen – und Gott sei Dank nicht die anderen Kommentare – hört, sieht sie auf. Ich warte auf den üblichen Schwall Fragen.
    Sie lächelt.
    Überrascht lächele ich zurück.
    Sie sieht wieder auf ihre Stiefel.
    »Gehst du schon?«, frage ich, um ihr auf die Sprünge zu helfen.
    »Ich muss los, mein Kurs fängt in einer halben Stunde an.«
    »Dein Kurs?«, erkundige ich mich neugierig.
    »Ich habe mich für einen Cordon-Bleu-Kochkurs angemeldet«, sagt sie, ohne aufzusehen. »Hab mir gedacht, ich könnte mal was Nützliches machen mit meinem Leben.«
    Mir fallen prompt ein paar Dinge ein, die im täglichen Leben weitaus nützlicher sind als Cordon-Bleu-Kochkurse, doch wenn es Amanda glücklich macht und ich sie los bin...
    »Eine tolle Idee!«, begeistere ich mich.
    Nicky sieht mich erstaunt an.
    »Außerdem mag Eddie gutes Essen«, fügt Amanda hinzu und wirft ihre Jacke aus unechtem Pelz über.
    Ah, das also ist der Grund. Mir schwante bereits, dass ihre Zurückhaltung ob dieses speziellen Themas zu schön war, um wahr zu sein. Der Kurs ist also nur Teil der großangelegten Verwandlung in Eddie Farrars Traumfrau. Was hat sie vor bei der Eröffnungsparty? Will sie den Chefkoch aus der Küche verbannen und ihr ganz persönliches