Die Hochzeit meiner besten Freundin
so eine Irre, obwohl ich, wenn ich zurückblicke, den Eindruck habe, nie verliebt gewesen zu sein. Nicht wirklich. Ich dachte, ich wäre verliebt, aber geht es nicht eigentlich darum, jemanden zu finden, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte? Die Aussicht, den Rest meines Lebens mit einem meiner ExFreunde zu verbringen, ist ungefähr so verlockend wie die Aussicht, den Rest meines Lebens in der Todeszelle zu sitzen.
Sie mögen in mir eine alte Zynikerin sehen – nun ja, ich würde es vorziehen, wenn Sie eine junge Zynikerin in mir sähen, so ich überhaupt zynisch bin -, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass um diese Sache, genannt Liebe, mehr Aufhebens als nötig gemacht wird. Mein Vater vertritt die Theorie, dass, solange sich gute und schlechte Zeiten die Waage halten, es die Mühe wert ist, eine Sache zu machen oder einen
Partner zu behalten (oder eine Sache zu behalten und es mit einem Partner zu machen, je nachdem, wie die Dinge gerade stehen).
Ich dagegen habe den Eindruck, dass die Liebe keines von beiden wert ist, da sie einem schlussendlich mehr Schmerz als Vergnügen bereitet. Nicky liebte Richard und wurde schmerzlich getäuscht. Amanda behauptet, Eddie zu lieben, was sie dauerhaft zu schmerzen scheint. Da frage ich mich: Wozu das alles? Kann mir das bitte mal jemand erklären? Warum machen wir das alles? Ja, klar, ich glaube, ich liebe dich, hier hast du mein Herz, trample drauf rum! Masochismus in Reinform.
Falls Liebe eine Krankheit ist, dann hat Amanda die wohl im Endstadium.
Ob ich wohl eine Kur in Form eines anderen Mannes für sie finden kann? Ein leckeres Allheilmittel, bestehend aus berstenden Bizepsen und Bankkonten – das sollte sie glücklich machen.
Amandas Traummann
Erfolgreich
Wohlhabend
Einflussreich
Großzügig
Vielleicht müssen wir Amanda doch verändern – in jemanden, der nicht ganz so seicht ist.
Amanda will, dass ich Eddie Farrar vierundzwanzig Stunden am Tag beobachte. Ich aber weigere mich, vollkommen von ihr vereinnahmt zu werden. Und um Nicky einen Gefallen zu erweisen, nehme ich einen neuen Auftrag an und verbringe einen Nachmittag damit, den Freund einer der Sekretärinnen aus Nickys Firma zu beschatten. Meiner ständig wachsenden Ernüchterung dem anderen Geschlecht gegenüber zum Trotz stellt sich das Ganze als eine der netten Gelegenheiten heraus, bei der ich eine vorab aufmerksame und rücksichtsvolle bessere Hälfte, die sich plötzlich ausweichend, geheimniskrämerisch und befremdlich verhält, dabei ertappe, umherzuhetzen und wie verrückt eine Überraschungsparty zum dreißigsten Geburtstag vorzubereiten. Die überwältigende Erleichterung entschädigte dann auch für die vorweggenommene Überraschung, und zurück bleibt eine glückliche Kundin, die nur noch knapp eine Woche Zeit hatte, um zu üben, auf angenehme Art schockiert auszusehen, und die ziemlich froh ist zu wissen, dass sie an besagtem Tag auf dem Weg von der Arbeit nach Hause besser ihr Make-up auffrischen sollte, bevor sie dann die Tür zu ihrem Wohnzimmer aufstößt, das voll von strahlenden, Luftschlangen werfenden, in Schale geworfenen Freunden und Verwandten ist.
Als ich nach Hause zurückkomme und im zweiten Stock aus dem Aufzug trete, höre ich seltsame Geräusche, Musik und etwas, das sich wie das regelmäßige Bumm-Bumm-Bumm eines Hammers anhört.
Nicky und Amanda haben die Sofas und den Couchtisch zur Seite geschoben und schwitzen gemeinsam zu einem AerobicVideo. Die Holzdielen ächzen, während sie Ausfall- und Seitschritte machen, die Oberkörper biegen und ihre Becken zusammen mit Cindy Crawford kreisen lassen.
Nicky hat ein T-Shirt und eine ausgeleierte, schäbige Jogginghose an, die älter ist als sie selbst. Amanda dagegen trägt natürlich den letzten Schrei, Turnschuhe, Socken, Radlershorts und die Art Aerobic-Anzug, der einen jedes Mal der Länge nach aufzuschlitzen droht, wenn man sich hinunter zu den Zehen beugt. Das Schweißband a la Olivia Newton John, das einmal mehr zum Einsatz kam, um Amandas wallende blonde Mähne aus ihrem hochroten Gesicht zu halten, ist dagegen vor etwa sechzehn Jahren aus der Mode gekommen, da bin ich mir sicher.
Elvis hat sich vernünftigerweise in Sicherheit gebracht und sieht ihnen von seinem Platz unter dem vorübergehend verschobenen Couchtisch zu. Der schokobraune Kopf liegt auf der Seite, und sein kleines Hundegesicht zeigt einen befremdeten und irgendwie verängstigten Ausdruck.
In der verrückten
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