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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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endlich ihrem Blick begegnete, sah noch genauso glatt, wunderschön und … kalt aus.
    Der Gedanke erinnerte ihn an das, was er bei sich trug, und er streckte sanft die Fühler aus zum Fluss, spürte sie im Norden und tief unten. Eine Zeile aus Die fernen Hügel ertönte in seinem Kopf; seine Liebe war weit entfernt.
    Ash starrte in Doronits strahlend blaue Augen und fragte sich, wie sie ihn wohl töten würde.

Bramble
    Er war verschwunden.
    Sie sah sich verzweifelt um. Doch außer dem stummen Teich und dem niedrig brennenden Feuer war nichts zu sehen.
    Acton war verschwunden, so wie ein Geist nach dem Wiedergang verblasst und niemals zurückkehrt.
    Ihr war so, als löse sie sich auf, als risse der Wind sie in Fetzen, als zerspringe ihr Herz in tausend kleine Stücke. Sie bekam keine Luft mehr.
    Ash. Es lag daran, weil Ash nicht mehr da war. Ash hatte ihn mit seinem Gesang auferstehen lassen, und ohne Ash war er nun verblasst. Anders als ein Geist, der nach dem Wiedergang verblasste, war Acton nicht zur Wiedergeburt geschritten. Das konnte er nicht, da er versprochen hatte, ihr zu helfen, und er nie sein Wort brach.
    Dieser Gedanke verlieh ihr neuen Halt. Er hatte es versprochen, und was er versprochen hatte, würde er auch halten. Das war eine Gewissheit, und an diese klammerte sie sich. Sie konnten ihn wieder zurückholen. Sie würde seine Knochen nach Turvite bringen, dort Ash treffen, und gemeinsam würden sie ihn wieder herbeisingen. Alles würde wieder gut werden.
    Bramble tauchte den Fuß bewusst in das kalte Wasser, um durch den Schock wieder zur Besinnung zu kommen. Sie
hatte bis jetzt ohne Acton gelebt und würde auch ohne ihn weiterleben, so wie sie ohne den Rotschimmel weitergelebt hatte, ohne Maryrose. Doch während sie das Bündel mit seinen Knochen aufhob, glaubte ein Teil von ihr nicht daran. Sie fühlten sich noch leichter an als zuvor, als wäre mit ihm auch ein Teil seiner Knochen verloren gegangen.
    Es war eine lange, einsame Nacht, in der ihr nur die Pferde Gesellschaft leisteten.
    Früh am Morgen sattelte Bramble die Stute und nahm die beiden anderen Pferde an einen Führzügel. Ganz so schnell waren sie nicht, aber immerhin konnte sie die Pferde wechseln. Während sie im leichten Galopp ritt, stellte Bramble fest, dass sich in ihrer Brust ein Gefühl der Besorgnis breitmachte. Es war nicht ihre Besorgnis – am Obsidian Lake war sie Expertin darin geworden, ihre Gefühle von denen anderer zu unterscheiden. Dieses hier kam von woanders.
    Dann sah sie zwischen den Bäumen den schwarzen Felsaltar und begriff, dass die Götter sie riefen. Dankbar lenkte sie die Stute auf die Lichtung, glitt von ihrem Rücken und band sie an einem Baum fest.
    Als sie ihre Hand auf den Altar legte, wuchs die Besorgnis zu einer regelrechten Panik an.
    Warum bist du hier, Kind? , fragten sie. Du solltest in Turvite sein. Sofort! Du solltest jetzt sofort in Turvite sein!
    Sie verwünschte Acton. Wenn sie nicht auf ihn gehört hätte, wären sie mittlerweile in Turvite.
    Ich werde mich beeilen , sagte sie zu ihnen.
    Zu spät, zu spät , erwiderten sie voller Kummer, wandten sich von ihr ab und richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Schlacht, die sie gerade austrugen.
    Sie ging zurück zu den Pferden, gegen ihre Beklemmung ankämpfend. Reiten konnte sie, natürlich konnte sie reiten,
aber auf diesen Pferden würde es zu lange dauern. Hätte sie doch nur den Rotschimmel hier gehabt.
    Sie stieg wieder auf und drängte die Pferde zu ihrem schnellsten Tempo, wusste jedoch, dass sie es nicht lange würden durchhalten können. Es waren keine Jagdpferde, und sie waren nicht einmal in bester Verfassung.
    Als sie eine von Weiden geschützte Biegung umritt, entdeckte sie die weiß gestreiften Gatter, die einen Pferdehof kennzeichneten. Es musste eine Pferdezucht sein, denn auf den Feldern dahinter grasten Jagdpferde. Langbeinig, mit kurzem Rücken, wunderschön. Wertvoll.
    Pferde, die sie viel schneller nach Turvite bringen konnten als die Schnecken, die sie besaß.
    Auf Pferdediebstahl stand die Todesstrafe. Aber das war es gar nicht, was Bramble zögern ließ. Sie wollte kein Pferd nehmen, das vielleicht so geliebt wurde, wie sie den Rotschimmel geliebt hatte. Dennoch blieb ihr keine Wahl. Sie würde sie zurückbringen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam.
    Ob unter diesen Pferden welche waren, die von Gorhams Hof stammten? Das war leicht herauszufinden. Sie setzte sich auf den Zaun und pfiff das Signal, das alle Pferde bei

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