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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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war, wo sich die lang gezogenen Landungsstege ins Wasser erstreckten.
    Die Hufe seines Wallachs trommelten auf den Holzplanken des Stegs, und das Pferd bekam es mit der Angst zu tun und weigerte sich zitternd weiterzugaloppieren. Fast wäre Leof gestürzt. Stattdessen sprang er ab und rannte Eel hinterher. Doch es dauerte einen Moment, nur einen Moment, bis sich seine Beine an den festen Untergrund gewöhnt hatten, und so war er ein oder zwei Schritte hinter Eel, als dieser, nach wie vor rennend, vom Ende des Stegs lossprang und mit rudernden Armen hoch in die Luft flog. Er kam auf dem Wasser auf und verschwand, und erst jetzt bemerkte Leof, dass die Leute aus Baluchston Eel angefeuert hatten, während sie nun verstummten und darauf warteten, dass Leof zurückkommen würde.
    Leof suchte die Wasseroberfläche gründlich ab. Das Wasser blieb eine undurchbrochene silberne Ebene, außer dort, wo durch die Strömung kleine Wellen entstanden. In dieser Strömung wurde außer den Fähren alles zu dem Wasserfall hingefegt, der Hunderte Fuß tief in den Hidden River herunterstürzte. Ob der See einen Menschen sogar davor beschützen konnte? Leof wartete, bis keine Möglichkeit mehr bestand, dass Eel noch die Luft anhielt und noch immer unter Wasser schwamm. Dann drehte er sich um und kehrte langsam zurück, wobei er den Wallach sanft wieder auf festen Boden zurückführte und dann aufstieg. Den Erzählungen von alten Schlachten zufolge konnte der See einen durch die Zeit bewegen, in die Zukunft oder die Vergangenheit. Ob sie dies auch mit Eel getan hatte, um ihn in Sicherheit zu bringen? Oder trieb er nun als Futter für die Fische den Hidden River entlang?
    »Formiert euch neu«, befahl er seinen Männern. Vier von
ihnen mühten sich mit Ratsmitgliedern über den Zwieseln ihrer Pferde ab. Drei, um genau zu sein, denn Vi lag bloß wie ein Sack Mehl da. Er konnte jetzt nicht anhalten, um nach ihr zu sehen. Er trieb seinen Wallach zu einem Trab an, und die anderen folgten ihm. Die Leute auf dem Marktplatz rannten ihnen hinterher, einige bittend, andere fluchend, wieder andere drohend.
    »Der See wird sie retten!«, schrie eine alte Frau mit glühenden Augen, und Leof glaubte ihr, und deswegen hielten sie nirgendwo in Reichweite der Wellen an. Es gelang ihm, sein Pferd an Vis Seite zu manövrieren, und er stellte fest, dass sie stoisch und mit zusammengepressten Lippen nach oben starrte.
    Zornig sah sie ihn an. »Davor habt Ihr uns nicht gewarnt, nicht wahr?«, warf sie ihm vor.
    »Wäre es Euch lieber gewesen, wenn ich Eure Stadt zerstört hätte?«, fragte er. »Ich befolge die Anweisungen meines Lords.« Er entfernte sich schnell wieder, bevor sie noch mehr Schuldgefühle in ihm auslösen konnte.
    Drei Meilen weiter, als er sicher war, dass der See sie nicht würde erreichen können, ließ er anhalten, damit die Ratsmitglieder mit ihren Häschern in den Sattel steigen konnten. Er schaute Vi an, die in bedenklicher Position auf einer gescheckten Stute saß, und seine Lippen zuckten. »Gebt der Sprecherin ein eigenes Reittier«, beschied er dem Soldaten vor ihr. »Du gehst bei Bandy mit in den Sattel.«
    »Jawohl, mein Lord«, sagte der Soldat, halb resignierend, halb erleichtert.
    Leof schaute Vi streng an. »Wenn Ihr versucht, zu fliehen, werdet Ihr erschossen«, sagte er, meinte es jedoch nicht ernst, und das wusste sie auch. Das Problem war nur, dass die fünf Bogenschützen, die sie begleiteten, es ebenfalls gehört hatten und ihre Bogen bereithielten. Leof sah erst sie
und dann wieder Vi an. »Versucht es gar nicht erst«, fügte er hinzu.
    Sie nickte. »Thegans Anweisungen, hä?«, sagte sie. »Ihr folgt also einem Mann, der nicht einmal an die Götter glaubt?«
    Schockiert holte Alston Luft. Leof hielt inne. Es wäre dumm gewesen, direkt darauf zu antworten. »Lord Thegan zu kritisieren, ist nicht gestattet, Vi«, wies er sie mit strenger Stimme zurecht.
    Sie rümpfte die Nase, erwiderte jedoch nichts. Sie war ein wenig blass; der Ritt war sicher nicht einfach für sie gewesen und würde bis Sendat auch nicht besser werden. Leof seufzte. Als er davon geträumt hatte, Offizier eines Kriegsherrn zu werden, hatte er sich das nicht so ausgemalt.
    »Sendat«, sagte er, und seine Männer setzten sich sofort in Bewegung, in perfekter Formation, mit vollkommenem Vertrauen.
    Zu viele Menschen vertrauten ihm, dachte Leof. Er konnte unmöglich allen gerecht werden.

    Es war ein langsamer Ritt, und statt ein Lager aufzuschlagen,

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