Die Höhle in den Schwarzen Bergen
erste, was ihnen nach langer Stille wieder auffiel, waren Geräusche, als ob ein großes schweres Tier ohne viel Behutsamkeit durch den Wald abwärts tappte. Beide Jungen vermuteten, daß dies der Bär sei, der sich davonmachte. Aber das Geräusch brach ab, dafür erklang ein böses Fauchen, in etwa hundertfünfzig Schritt Entfernung, tiefer unten im Wald, eben da, wo das Tier hingelaufen sein mußte. Das Fauchen wurde grimmig, und dann schien ein wilder Kampf zu beginnen. Die Geräusche, die bei kämpfenden, einander beißenden Tieren entstehen, waren unverkennbar. Die Jungen hatten alle Nerven und Sehnen gespannt, und jeder hielt seine Schlagwaffe in der Hand. Drunten im Wald heulte ein Wolf auf, und nun waren die Jungen sicher, was vorging. Der Bär war mit Wölfen zusammengestoßen, und die Tiere bissen sich. Der Bär brummte jetzt wild und siegessicher, und die Geräusche des Kampfes ließen nach. Endlich war zu hören, wie der Bär den eingeschlagenen Weg bergabwärts fortsetzte.
Diese Gefahr schien zunächst gebannt.
Die Jungen wünschten den Tag herbei, aber sie mußten sich noch viele Stunden gedulden, denn Sterne und Sonne richten sich nach ihren eigenen Gesetzen und nicht nach den Hoffnungen und Befürchtungen der Menschen.
Endlich wurde der Sternenschein blasser, und im Osten löste ein erstes Grau die schwarze Nacht ab. Die Jungen froren, so daß sich ihnen die Haut zusammenzog, aber das war ihnen jetzt auch unwichtig. Als die Sonne heraufstieg, als das Wasser wie Kristall leuchtete, als die Tannen wieder grün vor hellblauem Himmel standen und die Vögel zu singen begannen, als die Fische im Bach sichtbar wurden, die Käfer zu den Blüten krabbelten und die Strahlen der Morgensonne die Jungen, die nur mit dem Gürtel bekleidet waren, wieder aufwärmten, da dehnten sie die Glieder voll Wonne des behaupteten Lebens, und am liebsten hätten sie gesungen. Aber irgendeine unbestimmte Besorgnis verschloß ihnen den Mund. Sie wollten sich nicht mehr als nötig bemerkbar machen.
Sie machten ihre Mustangs wieder fest, so daß sie weiden, aber nicht weglaufen konnten. Sie brachten ein kleines Feuer in Gang, nahmen die erlegten Raubtiere aus und stärkten sich an Herz und Leber. Das schmeckte wahrhaftig noch besser als Forellen. Was weiter zu tun war, brauchten die beiden nicht miteinander zu besprechen, denn es schien sonnenklar. Nachdem sie die gefährlichen und mordgierigen Luchse erlegt hatten, die auch ein Schrecken der Tierwelt im Walde waren, brauchten sie keine Antilopen oder Rehe mehr zu jagen. Luchsfell und Luchsfleisch, das war Beute genug, und ihre Ehre als Jäger war wiederhergestellt. Jeder der beiden Buben lud den von ihm erlegten Luchs auf sein Pferd, und dann begannen sie gemütlich bergabwärts zu reiten, im Ohr das Rauschen des Baches mit seinen vielen Wasserfällen. Sie nahmen den Weg, den der Elch vor ihnen genommen hatte. Er hatte einen Pfad zwischen Bäumen und durch Gesträuch am Ufer entlang gebrochen.
Begegnung beim Biberbau
Als das Gelände wegsamer wurde, ritten die Jungen schneller. Sie hatten vor der Heimkehr noch etwas zu erledigen. Die beiden Biberjäger wollten sie aufspüren, die jedes Jahr in diese einsame Gegend kamen, und sie wollten von diesen erfahren, ob es etwas Neues gebe. Harka wußte schon aus den Beschreibungen seines Gefährten, daß es sich um zwei Männer mit großen Nasen und starken Bärten handelte, die einander ähnlich sahen und nach Meinung des Schwarzfußjungen auch ähnliche, aber keineswegs gut klingende Stimmen hatten. Ihre Namen lauteten Thomas und Theo.
Nach der Zeichnung und Beschreibung seines Gefährten konnte Harka bereits vermuten, wo die Jungen die Fallensteller zu suchen hatten. Die beiden Knaben ritten jetzt sehr schnell, da sie hofften, die Gesuchten schon zur Nacht zu finden. Stark wie ein Hirsch lenkte zu einem der Flüsse, deren Wasser in jahrtausendelanger Arbeit tiefe Einschnitte in die Vorgebirgslandschaft gegraben hatten. Wie ein dunkler Strich zog sich die lange Schlucht durch die Landschaft. Es war das weite Gebiet der Quellflüsse des Missouri. Als die beiden jugendlichen Reiter den Wasserlauf erreichten, dem sie zugestrebt hatten, gaben sie ihren Tieren eine Rastzeit und luden die Beute solange ab. Es waren ein weiblicher und ein männlicher Luchs, die sie erlegt hatten. Die Körper der Tiere waren etwa einen Meter lang, der Schwanz hatte nur ein Viertel der Körperlänge. Das Fell war hell, das Gesicht breit, an
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