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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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den Ohren standen die charakteristischen Haarpinsel in die Höhe.
    Die Knaben betrachteten die Beute immer wieder befriedigt, in Erinnerung an die gefährlichen Augenblicke des Kampfes. Harka dachte auch noch weiter zurück; er dachte über ein Jahr zurück, an eine Nacht in den Wäldern der Südhänge der Black Hills, als zwei miteinander kämpfende Luchse eine wichtige Spur verdorben hatten. Bis jetzt hatte sich ihm das Rätsel dieser Spur noch nicht gelöst. Vielleicht löst es sich nie, und es war auch zwecklos, die Gedanken weiter darauf zu verschwenden, wenn es keine Hoffnung gab, neue Anhaltspunkte zu finden.
    Er kehrte in die Gegenwart zurück.
    Stark wie ein Hirsch war aufgestanden, auch Harka erhob sich, und die Knaben leiteten ihre Mustangs, auf die sie die Beute wieder aufgeladen hatten, vorsichtig den Steilhang hinab. Unten am Wasser befand sich ein mit Gras und Weiden bestandener Uferstreifen, auf dem sie entlangreiten konnten, bis das Tal schließlich so schmal wurde, daß nur noch im Wasser selbst vorwärtszukommen war, und dies erwies sich zu Pferd als sehr mühsam.
    Die beiden machten halt, denn sie rochen Rauch.
    »Das werden sie sein«, vermutete Stark wie ein Hirsch und sog die Luft noch einmal ein, um sich zu vergewissern. Er freute sich über die Aussicht, die beiden Biberjäger zu finden, denn die Sonne stand im Westen, und es ging dem Abend zu. Über dem Flusse wehten Nebel. Der Wind kam von Osten und trug den Jungen den Rauchgeruch zu.
    Harka sah den Gefährten fragend an. Er wollte gern erfahren, wie dieser sich zu verhalten gedachte. Stark wie ein Hirsch kannte die beiden Fallensteller und mußte wissen, was das richtige war. Zunächst hieß es natürlich, sich zu vergewissern, ob es wirklich die Gesuchten waren, die an diesem Feuer weiter unten am Fluß saßen.
    Stark wie ein Hirsch erklärte, daß er bei den Pferden bleiben werde und Harka auf Kundschaft gehen könne. Die großen Biberbauten, bei denen der Schwarzfußjunge die Fallensteller vermutete, befanden sich am Ausgang der engen Schlucht, in die der Fluß jetzt hineinströmte.
    Harka nahm die Aufgabe gern an, empfand es auch als gerecht, daß er nicht wieder bei den Pferden bleiben mußte, da ihm der Kundschaftsgang viel interessanter war als die Pferdewache. Er machte sich sofort auf. Um schnell voranzukommen, wählte er den Wasserweg und wagte sich in die schnell und auch tief genug flutende Strömung der Mittelrinne hinein. Das Wasser war sehr kalt und das Schwimmen kein Vergnügen. Harka schoß kräftig kraulend voran, durch die Schlucht hindurch. Hier herrschte schon tiefe Dämmerung, das Wasser wirkte fast schwarz. Nach einer Biegung hatte Harka Ausblick und erkannte, daß sein Gefährte ihm richtig berichtet hatte und am Ausgang des besonders engen Schluchtteils die Biberbauten im sich verbreiternden Flußbett aufragten, bis zu Manneshöhe über dem Wasser. Die Tiere hatten fleißig gearbeitet und viel Holz herbeigeschafft, wie es am Flußufer hier verhältnismäßig reichlich wuchs. Harka hatte auch schon das Feuer erspäht, von dem der Rauch aufstieg. Ein ganz klein wenig Glut, behutsam gedeckt, leuchtete zwischen Pappeln, Erlen und Weidengesträuch. Der dünne Rauch war für ein Indianerauge auch schon wahrnehmbar. Außerhalb der Schlucht war es noch heller; die Landschaft hatte noch ihre Farben im Lichte der Abendsonne.
    Harka tauchte und versteckte sich hinter demjenigen Biberbau, der der Schlucht am nächsten lag. Von diesem gedeckt, ging er vorsichtig an Land und kroch im halbhohen Gras zwischen Ufergesträuch hindurch. Er fand einen Strauch mit stark riechenden Blättern und rieb sich rasch ein, um nicht den Verdacht der Pferde zu erregen, die die Fallensteller ­ falls es diese waren ­ sicher bei sich hatten. Das Anschleichen betrieb er nicht nur aus Notwendigkeit, sondern auch aus sportlichem Vergnügen. Er wollte erproben, ob er diese Männer am Feuer überraschen und überlisten konnte. Mit der Behendigkeit, wie sie die Übung von Kind an verleiht, schob er sich durch das Gebüsch weiter. Er hörte schon Stimmen, die völlig sorglos klangen. Zwei Männer schienen sich Scherze zu erzählen, denn der eine lachte ein paarmal. Die Stimmen waren nicht unsympathisch, aber wohllautend waren sie nicht. Die beiden unterhielten sich auf englisch, also in einer Sprache, die Harka im vorausgegangenen Winter bei den weißen Männern gelernt hatte.
    Der Indianerknabe hatte eine Stelle im Gebüsch erreicht, von der aus er den

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