Die Hölle im Pardadies-Club ROTE LATERNE Band 11 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
sich. Rita goss auf, dann beugte sie sich zum Plattenspieler.
»Nein, nich einschalten!« sagte Emmi.
»Bist du verrückt?«, fragte Rita. »Oder ist ein Sprengsatz drin.«
»Viel schlimmer«, flüsterte die kleine Sächsin. Dann stand sie auf und fingerte in den Gardinen an den Rändern, wo sie mit breiten Bändern zusammengerafft waren. »Da, sieh her!«
»Was ist denn das?«, fragte Rita, als sie das kleine schwarze Knöpfchen sah.
»Ne Wanze, du Unschuldsengel!«, sagte Emmi. »Es gibt noch mehr in diesem Zimmer. Wenn de dein'n Plattnspieler einschaltst, sin die Biester betriebsbereit. Mer versteht jedes Wort, das hier gesprochen wird!«
»Eine Abhöranlage?«, fragte Rita mit gerunzelter Stirn.
Emmi nickte. »Vielleicht geht auch eine ohne den Plattenspieler«, sagte sie sehr leise. »Mer muss vorsicht'ch sein!«
»Seit wann weißt du, dass diese Dinger hier drin sind?«
»Se sin in allen Zimmern«, erklärte Emmi. »Ich putz doch hier. Naja, un e bisschen neigierch bin ich ebn och. Ich hab's schon vor längerer Zeit entdeckt. Ihr werd alle abgehört, wenn ihr'n Freier off'm Zimmer habt.«
»Die Janowicz?«
»Vermutlich ja«, hauchte Emmi. »Aber's steckt mehr dahinter. Nur zum Spaß macht die das nich, Herzchen. In ihrem Büro is ne komplette Anlage ...«
»Ich habe noch nichts gesehen!«
»Das Zeich is in dem Rollschrank eingeschlossn«, erklärte Emmi. »Tonbänder und alles megliche. Ne richtche Apparatur, de wirst's nich fier mechlich haltn. Ich kenn's ganz genau, weeß aber nich, wie's funktioniert und zu welchem Zweck alles is.«
»Ja, aber der Schrank ist doch immer abgeschlossen...«
»Ach Kindchen, du rechnest nich mit Emmis Neugierde«, sagte die Alte, woraufhin sie glucksend lachte.» Einmal ließ sie ihren Schlüssel liechn. Ich nahm ihn und ließ nen Schlüssel nachmachn. Ich glob, die hat überhaupt nich gemerkt, dass der Schlüssel verschwunden war. Aber de wirst mich nich verpetzen ...?«
Erschrecken zeichnete das Gesicht der Alten. Sie feuchtete auf einmal, Rita zu viel erzählt zu haben.
»Quatsch, Emmi«, wehrte Rita ab. »Wenn ich nur wüsste, wen man in diesem Haus noch trauen kann ...«
»Mir uff alle Fälle«, sagte Emmi. »De Janowiczen hat och mich in de Hand. Ich hab mal Heroin geschoben, uff'm Bahnhof. Sie hat's rausgekrischt un will mich verpfeifen. Und da hab'ch mir gedacht, dass se selbst nich ganz sauber is. Ich müsstes nur herauskriechn. Dann kann'ch sachn: wie du mir, so ich dir!«
»Emmi, du bist zwar sehr mutig, aber reichlich verrückt«, sagte Rita leise. »Wenn das eine große Sache ist und noch mehr drin hängen, dann bringt man dich um die Ecke, noch bevor du den Mund aufgemacht hast.«
»Meinst de?«
»Hast du Maria vergessen?«
»Ob das was damit zu tun hat?«
»Aber sicher, Emmi«, erklärte Rita. »Glaubst du, die Janowicz würde sich sonst so anstrengen, um die Aufklärung zu verhindern? Hier scheint es ihr merkwürdigerweise egal zu sein, dass die Sache in ihrem Hause geschehen ist. Klar, dass die Janowicz versucht, das Motiv zu verschleiern; denn mit dem Motiv ergeben sich doch Hinweise auf den Täter.«
»Ach Gottchen, da hab'ch mich in was Schönes reingesetzt«, stammelte Emmi.
»Ja, du bist drauf und dran, in ein Wespennest zu stechen«, entgegnete Rita. »Ich möchte ja auch raus aus diesem Laden! Hör zu, Emmi, es gibt nur eine einzige Möglichkeit: Lombard muss uns helfen...«
»Der Bulle?«
»Er ist nicht so wie die anderen!«, erklärte Rita leidenschaftlich. »Man kann ihm trauen, und er wird uns helfen.«
»De hast dich in den verknallt?«
»Ein bisschen«, sagte Rita kleinlaut. Sie wurde rot wie ein Schulmädchen, während die Alte vor sich hinlächelte.
»Liebe macht blind, Mädchen«, sagte sie mahnend. »Sieh dich vor und versprech dir nich zu viel. Wenn dir de Chefin off de Schliche kommt, kann's noch viel schlimmer ausgehn als bei mir!«
»Du musst mir helfen, Emmi!«
»Ich?«
»Bekommst du etwas Angst?«, spöttelte Rita. »Du hast es doch bis jetzt allein geschafft. Menschenskind, zu zweit sind wir doch viel stärker. Zu zweit, oder besser gesagt, zu dritt wird es uns gelingen, die Janowicz fertigzumachen!«
Sachsen-Emmi überlegte. Dabei schob sie die Lippen übereinander.
»Kann'ch dir traun?« fragte sie schließlich.
»Klar, Emmi!«
»Naja, dann gönn wir's ja versuchn!«
»Du hast sicher noch mehr Schlüssel aus dem Büro?«
»Alle!«, gab Emmi kleinlaut zu. »Ich hab se alle nachmachn lassn und
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