Die Hölle lacht
wie von bewegter Flüssigkeit, unter seinen Fingern zu hören und etwas wie glühender roter Dunst um seine Hand zu sehen war. Die Leiche wurde blasser, fast ganz weiß, wie ein fahler Geist in der Kleidung eines Menschen. Athu hob die Hand, sie hatte den roten Dunst voll aufgesogen. Er ging weiter.
Auf dem Mitteldeck schliefen zwei Männer. Athus Schatten fiel auf sie und seine Hände pressten sich auf ihre Gesichter.
Ein weiterer Mann lag an der Treppe zum Steuerbordgang. Auch auf ihn senkte Athus Schatten sich hinab, gefolgt von seiner Hand.
Zwei andere lagen, sich wie Liebende umarmend, neben dem Besanmast. Ihnen erging es nicht besser.
Otos war gegen seinen Willen am Steuerruder eingeschlafen. Er hörte Athu nicht zum Achterdeck hochsteigen, aber der Mond befreite sich endlich aus der Wolkenbank, und der Schatten des Shemiten fiel wie dunkles Öl auf das Deck. Ein sechster Sinn warnte Otos, riss ihn aus dem Schlaf und ließ ihn herum wirbeln.
Er sah glühende Augen in einem maskengleichen Gesicht brennen.
»Athu!«
»Otos …« Die leise Stimme klang wie ein Zischen.
»Was machst du hier? Wieso bist du hier?« Otos zog sein Schwert und griff an.
Doch der Blick der unirdischen Augen verwirrte ihn. Sein Hieb traf daneben. Schon legten die Finger des Shemiten sich um sein Handgelenk und die Kälte übernatürlicher Kraft lähmte Otos Arm. Sein Schwert klapperte auf die Planken.
Athus andere Hand presste sich auf Otos Gesicht und begann ihn auszusaugen. Ein leises Platschen war zu hören und ein rotes Glühen zu sehen. Otos’ würgender Schrei erstarb, kaum dass er die Lippen verlassen hatte. Rote Dunkelheit hatte ihn überwältigt.
Der Zauberer stahl sich lautlos davon und seine Augen leuchteten in der Nacht.
Früh am folgenden Morgen, nachdem die Hasbul Anker geworfen hatte, betraten Leutnant Lobor und einige seiner Männer die beschädigte Galeere. Sie fanden die sieben blutleeren Leichen, die verstreut auf den Decks lagen. Jeder spürte die Furcht, der erst der junge dritte Maat laut Ausdruck verlieh.
»Vampire!« presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als ein eisiger Schauder ihn schüttelte, und kalter Schweiß glitzerte auf seiner Stirn und den Armen. »Vampire …«
»Es muss Lobor sein«, rief Hubarthis von dem hohen Baum, auf den er geklettert war, hinunter zu Thobis und den anderen. »Durch die verdammten Bäume ist allerdings nicht viel mehr zu sehen als die Stander seiner Galeere.«
Er stieg hinunter und zerkratzte sich dabei die Stiefel, aber auch die Knie. »Wenn Urdus und seine Teufel sie gesehen haben, werden sie sich ins Inselinnere verziehen.«
»Dann sollten wir am besten gleich ihre Spur aufnehmen«, meinte Thobis.
Hubarthis nickte. »Verteilt euch!« befahl er den Männern. »Thobis, Ihr führt die Hälfte der Leute südwärts, so schnell es geht. Haltet euch möglichst am Ufer. Wenn Ihr sie entdeckt habt, soll einer Eurer Männer einen Rauchpfeil in die Luft schießen.«
»Wird das nicht unsere Position verraten?«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Sie wissen, dass wir hier sind, und vielleicht auch, dass Lobor angekommen ist. Sie fliehen jetzt. Nun ist Eile wichtiger, als der Versuch unbemerkt zu bleiben. Haltet die Augen offen. Sie haben ihre Späher möglicherweise über den ganzen Wald verteilt.«
»Jawohl, Oberst.« Thobis salutierte und winkte seine Männer zu sich. Müde schlossen sie sich zu Reihen zusammen und folgten ihm, als er den Wald betrat. Zwei Männer schickte er als Kundschafter voraus.
Als der letzte von Thobis’ Leuten zwischen den Bäumen verschwunden war, lieh Hubarthis sich von einem Schützen den Bogen aus, zündete mit Stahl und Feuerstein einen Pfeil mit brennbarer Spitze an und schoss ihn himmelwärts. Er flog in hohem Bogen und hinterließ eine schwarze Rauchspur. Hubarthis gab den Bogen zurück und wartete.
Nach einer kurzen Weile durchschnitt ein zweiter Pfeil über dem Shirki die Luft.
»Das wär’s!« Hubarthis nickte. »Kommt, Lobor weiß nun, dass wir es sind.«
Er führte seine Leute, sowie Desmos und Sonja von der Hochebene hinunter zum Fluss.
»Ein Flammenpfeil«, rief Betos und spähte durch das Laubdach.
»Noch einer!« knurrte der Mann neben ihm. »Wir sollten zusehen, dass wir uns ins Inselinnere verziehen, Urdus.«
Aber Urdus achtete nicht auf ihn. Der Riese saß auf einem gefällten Stamm, mitten im Wald, die Ellbogen auf die Knie und das Kinn auf die Hände gestützt, und überlegte. Um ihn
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