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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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offensichtlich reichte im Sommer eine andere Bedeckung. Überall wurde man daran erinnert, daß momentan nur ein sommerliches Zwischenspiel stattfand. Der Rest des Jahres war – die Hölle.
    Therion beendete gerade seinen Gottesdienst. „Satan ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln …“ Bruder Paul eilte weiter. Er hatte dieser Kolonie die Antwort gebracht, aber er konnte sie nicht akzeptieren. Satan hatte vielleicht erträgliche Qualitäten, aber …
    Das Haus des Swamis war leer. Wo war denn Carolyn? Zur Arbeit wurde sie nicht herangezogen, und Schulunterricht fand heute nicht statt, weil sich die Gemeinde noch nicht auf die notwendige Revision der Texte geeinigt hatte, die die veränderte Realität des Gottes von Tarot widerspiegeln sollten. Also machte sie wohl einen Spaziergang und ordnete ihre Gefühle. Sie wußte, daß sie hier weiterleben mußte, selbst wenn sie es nicht akzeptieren konnte. Er würde sie finden.
    Sie befand sich nicht im Dorf. Das bedeutete, daß sie irgendwo in der Gegend herumlief. Das machte ihm Sorgen: Diese Wildnis hier war für eine Person allein schon unsicher – wie sehr dann erst für ein unbekümmertes Kind. Warum hatte sie ein so unwägbares Risiko auf sich genommen?
    Warum wohl? Sie befand sich in einer Lebenskrise; welche Rolle spielte da ein weiteres Risiko? Irgendwie mußte er sie davon überzeugen, daß ihr Leben wertvoll war – auch ein Leben in der Hölle. Gewiß.
    Er fand sie am Nachmittag auf dem steilen Osthang des Südberges, als sich der Wind regte. Er sah die kleine Gestalt auf einem Grat. Die Füße baumelten herab, wie es kleine Mädchen gern machen. Selbstmord? Nein, dazu war sie nicht der Typ; sie fühlte sich dort einfach wohl. Aber im Norden ballten sich Wolken zusammen und deuteten auf einen weiteren Sturm hin. Diese Stürme schienen fast täglich zu toben, und sie breiteten sich immer rasch aus – und brachten ungewollte Animationen mit sich. Carolyn mußte in den nächsten Minuten von diesem Berg herunter!
    Bruder Paul rannte zum Fuß einer nahen Tanne und geriet dabei ziemlich außer Atem. Er hatte seine täglichen Übungen hier auf dem Planeten Tarot vernachlässigt.
    Der Sturm trieb ihn an und drohte furchterregend. Bruder Paul konnte die Windhose bis hoch in den Himmel aufragen sehen, ein bedrohlicher, riesiger, schwarzer Klumpen, groß wie der Kopf Satans, der sein augenloses Gesicht wendet, um diese neue Kolonie zu betrachten. Darunter zeigten fliegende Nebel die Turbulenzen in lebendigen Schichten. Das war ein Sturm von der schlimmen Sorte!
    „Komm da runter!“ schrie er, zweifelte aber daran, daß er aus dieser Entfernung das Windgeheul übertönen konnte. Aber Carolyn blickte hinab, und ihr Blick fiel auf ihn. Der Wind beutelte ihr Kleid. Jetzt merkte sie die Bedrohung. Sie kroch auf die Plattform oberhalb des Grates und begann dann, rasch den Geröllhang herabzulaufen. Sie umrannte die Abgründe mit einer Behendigkeit, die geradezu wahnwitzig anmutete.
    Der Wind wurde stärker. Die ersten Regentropfen schlugen auf den Hang. Der Sturm kam direkt aus der Richtung des Nordloches; er würde eine geballte Ladung Animationen mit sich führen. Carolyn mußte es schaffen, ehe die Effekte ihr die Orientierung raubten. Sie konnte tödlich abstürzen!
    Unvermittelt blieb sie auf einem Grat zehn Meter über Bruder Paul stehen. Sie schrie.
    „Hab’ keine Angst“, rief Bruder Paul. „Komm vorsichtig herab, und wir reden miteinander. Paß auf dem glatten Felsen auf, dort, wo es naß ist. Ich kann die Visionen kontrollieren …“
    Aber sie deutete über seinen Kopf hinweg. Beunruhigt drehte sich Bruder Paul um.
    Dort stand Großfuß, riesig, haarig und sprungbereit.
    „Bleib da oben!“ rief Bruder Paul Carolyn zu. „Ich halte ihn auf.“ Denn am Ziel des Ungeheuers herrschte kein Zweifel. Es wandte sich nicht Bruder Paul, sondern dem nächsten Vorsprung zu, der zu Carolyn hinaufführte. Es war hinter ihr her!
    Bruder Paul sprang. Nach seiner ersten Begegnung mit diesem Wesen machte er sich keine Illusionen über seine Fähigkeiten, es in einem Kampf zu schlagen. Er hatte den Knochenbrecher besiegt, und der Knochenbrecher hatte Großfuß in die Flucht geschlagen – aber es war auch möglich, daß Großfuß schließlich gemerkt hatte, daß Amaranth nicht die Frau war, die er töten wollte, und daraufhin den Angriff abblies. Jedenfalls würden Grüßfuß’ Masse und Körpergewicht eine Rolle spielen; Judo half weiter, die Ungleichheit wettzumachen,

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