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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ein feierliches Gebet an:
    Vater Unser, der Du bist in der Hölle, verdammt sei Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, auf Erden, also auch in der Hölle.
    „Das ist die Hölle“, murmelte Bruder Paul und dachte dann mit plötzlicher Hoffnung: Hatte sein Versagen beim dritten Wunsch wirklich diesen Planeten in diese Situation gebracht, verdammt durch ihn, den fehlbaren Erdenmenschen? Oder war dies lediglich eine weitere Animation, die wie die Flughafenszene als Realität verkleidet daherkam? Es fiel schwer, sich noch sicher zu fühlen. Vielleicht also …
    Nein. Wenn dies nicht die Realität war, dann würde er niemals mehr in seinem Leben sicher sein können, wo der Unterschied zwischen Realität und Animation lag. Wenn man annahm, die Realität sei so, wie sie zu sein schien, dann war sie immer noch höllisch. Wie würde Satan auf das Gebet seiner neuen Gemeinde antworten? Wahrscheinlich so, daß die neue Gemeinde seine Verehrung gleich wieder bereute.
    „Oh, Swami“, murmelte er. „Du hattest so recht mit deiner Warnung! Ich habe das Geheimnis der Animation entschlüsselt – und Satan auf uns alle losgelassen!“
    Doch Satan hatte ehrlich gehandelt gegenüber Bruder Paul, Satan hatte geantwortet, als Gott sich fernhielt. Satan war aufrichtig und reaktionsschnell. Vielleicht war Satan tatsächlich eher würdig, verehrt zu werden.
    „Traurig, nicht wahr?“ sagte ein Mann neben ihm. Bruder Paul drehte sich um. Es war Dekan Brown, der Lemure.
    „Eigentlich nicht für mich“, gab Bruder Paul unehrlicherweise zurück. „Ich werde bald wieder fortreisen.“
    „Für ihn“, sagte der Dekan und deutete auf Therion. „Man hat ihm gewährt, was er sich gewünscht hat – und das ist seine Hölle!“
    „Aber er ist doch glücklich!“
    „Aber überhaupt nicht. Hören Sie ihn doch an.“
    Bruder Paul hörte zu. Therion schien gerade einen schmutzigen Witz zu erzählen. „… er ging also hinab in die Hölle. ‚Dort oben habe ich mich gelangweilt’, sagte er zu Satan. ‚Kein Schnaps, keine Frauen, keine Partys.’ Satan winkte mit dem Huf, und da stand ein ganzes Zimmer voller betrunkener, nackter, williger, schöner Frauen. Prüfrock warf sich mitten unter sie. Doch nach einem Augenblick schrie er: ‚He, diese Täubchen haben keine Löcher!’ ‚Stimmt’, gab Satan zurück. ‚Das ist die Hölle!’“
    Die Reaktion der Gemeinde war wenig begeistert. „Sehen Sie, nun, da er verantwortlich ist“, sagte der Dekan, „muß er sie führen und unterhalten, und seine Werte stimmen nicht mit den ihren überein. Er versucht, zu ihnen durchzudringen, sich zu erhöhen, indem er sie mit Lachen oder Wut oder Entsetzen reagieren läßt, aber sie reagieren überhaupt nicht. Da bleibt für ihn nur die totale Zurückweisung – und das ist für ihn die Hölle. Seine eigene Verweigerung schlägt auf ihn zurück.“
    „Ja …“, meinte Bruder Paul. „Aber gewiß hat er so etwas vorausgesehen, als er den Gehörnten Gott zu dem seinen machte.“
    „Er hat den Gehörnten Gott nicht erwählt – das ist auf ihn zugekommen. Unten auf der Erde hat er die schönste und klügste Frau geheiratet, die er nur finden konnte – und dann stellte sie sich als Lesbierin heraus, die ihn nur als Alibi benutzte.“
    „Sie hatte kein Loch!“ rief Bruder Paul und begriff langsam.
    „Jedenfalls keines, das er benutzen konnte. Sie hat ihn mit ihren weiblichen Liebhaberinnen ausgetrickst. Diese Sache ist für einen normalen Mann die Hölle auf Erden – und schlimmer noch für den anomalen, der einen starken Sexualtrieb besitzt, aber Angst vor dem anderen Geschlecht hat.“
    „Der Gorgonische Schlund“, sagte Bruder Paul. „Der Kastrationskomplex. Den hat er zusammen mit Rachegefühlen. In der Animation …“ Aber eigentlich wollte er über seine eigene Kastration nicht sprechen; nun begriff er, daß dies ebensowenig seinen eigenen Trieben entstammte, wie die Vorstellung von der ‚Seele als Exkrement’! „Sie hat ihm Hörner aufgesetzt – ohne einen anderen Mann – und seine Komplexe verkompliziert. Daher ist er zu dem Gehörnten Gott gestoßen.“
    „Und daher mißtraut er nun allen Frauen und versucht, sie herabzuwürdigen“, stimmte der Dekan zu. „Er hat Angst, daß jede, die ihn liebt, ihn auch verraten wird.“
    „Versucht, Frauen herabzuwürdigen …“ ‚wiederholte Bruder Paul, der sich wiederum an die Katastrophe bei den Sieben Kelchen und Satans Verdeutlichung der Szene erinnert fühlte. Exkremente in

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