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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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einen Ketzermissionar war?
    „Gaukler – es ist vielleicht aufdringlich, dies zu fragen, aber könnte ich Euch nicht begleiten? Ich kenne den Weg nicht und habe kein Geld, aber es gibt vielleicht eine Möglichkeit, Euch zu helfen, wenn Ihr mir sagt, was ich tun soll, und vielleicht bringt mich Euer Weg dorthin, wo ich hin will. Ich habe nichts gegen Eure Sekte; in meinen Gedanken gibt es viele Arten von Christen und nichtchristlichen Religionen, und die Toleranz gehört zu unseren Bräuchen und Gesetzen.“ Dank John Murray und anderen.
    Mit ernster Miene blickte ihn der Gaukler an. „Bruder Paul, ich hatte auf ein solches Angebot gehofft. Ich glaube, ich bin Euch in der Hoffnung gefolgt, Ihr würdet Euch als Gleichgesinnter herausstellen. Bei manchen meiner Vorstellungen benötige ich eine gewisse Hilfestellung – und Vorstellungen muß ich geben, da sonst das Heilige Amt mißtrauisch würde, denn Mißtrauen stellt neun Zehntel des hiesigen Gesetzes dar. Ich betrüge niemanden – das verbietet mein Glaube! –, aber ich muß schon eine gute Vorstellung geben. Nur so kann ich jeweils meine Anwesenheit rechtfertigen, und nur so kann ich denjenigen begegnen, denen ich meine Botschaft bringe.“
    „Und was ist Eure Botschaft? Ich selber bin ein Mann mit einigen religiösen Skrupeln, und wenn ich auch nichts gegen Euren Glauben habe, so …“
    „Die Waldenser folgen Prinzipien, die denen der Albigenser ähnlich sind. Die Albigenser wurden vor zwei Generationen durch Schwert und Kreuz unterdrückt; daher machen wir uns ihr Unglück zunutze und bewegen uns vorsichtiger. Eine Reihe ehemaliger Anhänger von ihnen sind zu uns gestoßen. Wir stützen uns eher auf die Bibel denn auf die Kirche. Wir betonen die Tugend der Armut, und daher wenden wir uns vornehmlich an die Armen. Wir bestehen auf der direkten Verbindung zwischen Gott und den Menschen, und von daher halten wir Priester für überflüssig. Wir glauben nicht an Beichten oder Gebete für die Toten oder die Anrufung von Heiligen. Männer und Frauen sind gleich. Wir verehren auch nicht das Kreuz, das Folterinstrument, auf dem Jesus starb. Uns Missionare kennt man unter denen, die wir bekehren oder die unserem Glauben anhängen, als die barbe oder Onkel. Weil wir eine Botschaft verbreiten, die der der Kirche entgegengesetzt ist – wir sind der Meinung, daß die Christenheit gänzlich ohne eine offizielle Kirche auskommen kann, und es wäre sogar besser für sie! –, gelten wir als Ketzer und haben dafür zu büßen. Doch wir sehen auf allen Seiten die Versuchungen des Satans, während sich Gott abseits hält. Wenn Gott ebenso aktiv wie Satan um Anhänger würbe, hätten wir eine bessere Welt. Daher suchen wir Proselyten.“
    „In Eurer Philosophie gibt es nur wenig, was meine nicht enthält“, erwiderte Bruder Paul. „Meine Sekte ehrt die Bibel, respektiert aber auch die Schriften anderer Religionen, wie die der Buddhisten und Moslems und Konfuzianer. Wir wollen keine andere Sekte ausrotten, sondern streben vielmehr danach, mit allen friedlich zu koexistieren. Doch ich sehe auch, daß vieles aus Eurer Religion bis auf meine Zeit überdauert hat und sich in Glaubensrichtungen meiner Welt niederschlägt, darunter auch mein eigener Orden der Vision. Die Quäker stehen für eine direkte Verbindung zwischen Mensch und Gott ein und nennen sie das ‚Innere Licht’, die Zeugen Jehovas versuchen, Satan durch aktive Glaubenswerbung zu widerstehen, und wir vom Heiligen Orden der Vision nehmen das auf uns, was dem Schwur zur Armut gleichkommt …“ Er breitete die Hände aus. „Es ist zu vieles, um alles jetzt und auf einmal aufzuzählen …“
    „Darauf hatte ich gehofft. Es hört sich an, als sei Euer Orden ein Bruder des unsrigen.“
    „Das kann sein“, stimmte Bruder Paul zu. „Wir versuchen nicht, jemanden zu bekehren, aber denen, die auf der Suche nach einem Glauben sind, helfen wir.“ Er hielt inne. „Ihr erinnert mich an jemanden, den ich in meiner Zeit gekannt habe.“ Er brach ab. Das Spiel riß ihn derart mit, daß er vergaß, wer der Darsteller war. Das war doch sein Freund Lee in anderer Verkleidung. Es war also nicht nötig, die Szene durch die Erwähnung aufzubrechen. „Aber das ist unwichtig. Eure Botschaft sollte weiter verbreitet werden, denn dieses Zeitalter braucht sie, und ich will Euch helfen, so gut ich nur kann.“
    „Dann werde ich Euch den Predigtplan zeigen“, sagte der Gaukler. „Unsere Anhänger bestehen hauptsächlich aus

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