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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Kartentrick auftaucht – nun, dann ist es einfach eine leere Karte ohne weitere Bedeutung.“ Einen Moment lang betrachtete er die leere Karte. „Nur selten taucht sie früh auf bei einem Spiel. Es muß einen Grund dafür geben, doch ich gebe zu, ihn nicht zu wissen. Vielleicht hat es mit dir zu tun.“ Und wieder sah Antares aus seinen Augen.
    Bruder Paul zuckte die Achseln. „Ich scheine in der Welt eine unbekannte Größe zu sein.“ Ihm gefiel das Konzept der leeren Karte, des Geistes. Bevor er auf die Animationen stieß, hatte er niemals zuvor so etwas im Tarotspiel vermutet – doch es schien darin enthalten zu sein. Oder zumindest einmal enthalten gewesen zu sein.
    „Als nächstes kommen Herrscher und Herrscherin, von gleichem Rang, entsprechend unseren Prinzipien und nach dem Gesetz verheiratet. Wir glauben an die Ehe und finden das nun in der Kirche propagierte Zölibat heuchlerisch. Gott hat Mann und Frau nicht geschaffen, daß sie einander nicht kennenlernen und Erfüllung in der Familie finden. So viele junge Unholde werden als Priester gewählt. Während der Beichte keuchen sie die jungen Frauen an und erregen sie unziemlich, so daß sie eine leichte Beute für Unzucht werden, und solche Frauen wagen es nicht, ihre Verführer anzuschwärzen, weil die Verführer sie sonst der Häresie anklagen und ohne Prozeß vernichten. Solche Priester sollten besser heiraten und offen fruchtbar sein, so wie es die Heilige Schrift gebietet.“
    „Ja …“, murmelte Bruder Paul. Doch er … ohne Hoden … was war mit ihm?
    „Und der Papst selber“, fuhr der Gaukler fort und zeigte die nächste Karte. „Er ist dem Herrscher so ähnlich, daß man kaum den Unterschied sieht, geschmückt mit einem prächtigen Gewand, Kronen, einem Zepter und sogar einem Thron. Was ist wohl die Bedeutung dieser Karte?“
    „Daß die Kirche zu materiell geworden ist“, sagte Bruder Paul prompt. Noch niemals zuvor war ihm in den Sinn gekommen, daß die Ähnlichkeit zwischen Herrscher und Papst mehr als zufällig sein könnte.
    „Sehr gut, Bruder Paul. Du hast eine rasche Auffassungsgabe. Wir meinen, als die Kirche zustimmte, sich mit dem römischen Staat zu verbinden, wurde sie moralisch korrumpiert und verlor die Grundlage Christi. Sie wurde durch weltliche Macht, Grundbesitz und Reichtum verführt – wie es jeder Religion geschehen würde, wie edel auch die ursprünglichen Gläubigen gewesen sein mochten. Wir protestieren gegen jegliche religiöse Überhöhung und jede, und sei es nur eine zeitlich befristete, Macht der Priester.“
    Bruder Paul mußte ihn unterbrechen. „Um fair zu sein, muß ich einwerfen, daß sich die Situation in meiner Zeit sehr geändert hat, vielleicht aufgrund eurer Bemühungen. Die katholische Kirche steht wie ein Bollwerk gegen die Unterdrückung, und ihre Priester werden durch totalitäre Regimes verfolgt. In weiten Teilen Asiens ist sie fast gänzlich unterdrückt, und in Europa wurden während der letzten Aufstände Priester gefoltert. In Lateinamerika hat man …“
    Aber er mußte abbrechen, weil der Gaukler zu verdutzt blickte. In diesem Abschnitt der Geschichte gab es noch kein ‚Lateinamerika’.
    „Vielleicht hat die Kirche in deiner Zeit viel von der grundsätzlichen Demut und ihrem ursprünglichen Ziel wiedererlangt“, meinte der Gaukler. „Aber heutzutage wird der Papst durch jene schrecklichen Marterinstrumente und andere Verzierungen, die in der Schrift niemals erwähnt wurden, niedergedrückt. Nenne es Häresie, wenn du willst, aber wir bestehen auf einer Trennung zwischen Kirche und Staat und wollen dieses lächerliche und unterdrückende Gemisch nicht. Die Kardinäle sind so machtgierig, daß sie untereinander um die Nachfolge auf dem Papstthron geradezu kämpfen.“
    „Ach ja!“ meinte Bruder Paul. „Das Große Schisma! Drei Päpste!“
    Der Gaukler lächelte. „So schlimm ist es noch nicht. Vor vierzehn Jahren, als Papst Gregor XL starb – gibt es ihn in euren Aufzeichnungen? Derjenige, der die babylonische Gefangenschaft des Papsttums beendete, indem er aus Avignon nach Rom zurückkehrte?“
    „Babylonische Gefangenschaft für die Hure von Babylon!“ warf Bruder Paul lachend ein.
    „Genau. Als Gregor starb, bedrängte der Mob von Rom die Kardinäle, einen Römer zu wählen, Rom ist eine aufsässige Stadt, und nichtitalienische Päpste fühlen sich dort nicht sehr sicher, vielleicht aus gutem Grund. Die Kardinäle reagierten, indem sie Urban VI. wählten. Ich behaupte

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