Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Gaukler hinzu. „Wie die frühen Christen, ehe sie durch die Macht korrumpiert wurden. Wir Waldenser beanspruchen kein besonderes Privileg oder Recht für uns; wir tun lediglich, was wir können, in der Hoffnung, daß unser Samen auf fruchtbaren Boden fällt.“
    Und die fruchtbarste Erde stammte aus dem Komposthaufen, beladen mit Fäkalien. Satan hatte Bruder Paul zu einem Samenkorn gemacht und ihn hierher verpflanzt. Welche Bedeutung hatte das?
    „Dieses Bild hier, der Gaukler, stellt mich dar“, sagte der Gaukler lächelnd. Es war in der Tat der Tarot-Gaukler oder – Zauberer – ein fröhlich gekleideter Mann, der auf einem Tisch mit verschiedenen Zaubergegenständen stand. „Der Gaukler ist natürlich ein Meister der Verkleidungen – wie es auch wir Waldenser sein müssen. Manchmal erscheint er tatsächlich als Narr. Doch der Anblick dieses Bildes weckt die Gläubigen auf, und wenn ich das Äquivalent sehe, dies …“ Er machte eine Geste mit dem Zeigefinger, die einer liegenden Acht entsprach. „Das ist das Doppelsymbol für Sonne und Mond, zwei sich berührende Kreise, der ewige Wechsel zwischen Tag und Nacht, wie es in meinem Hut dargestellt ist.“ Er nahm seinen Schlapphut herab und zeigte, daß der Rand eine ähnliche Lemniskate bildete. „Ich weiß dann, an wen ich mich wenden muß, wenn die Vorführung vorbei ist. Heimlich. Normalerweise findet der Gläubige einen Vorwand, um mich mit in sein Haus zu nehmen, und dort halte ich meine Predigt. So findet ein weiterer Teil meiner Mission unter der gefährlichen Spürnase der Inquisition statt.“
    „Schön“, murmelte Bruder Paul. „In meiner Zeit haben die Karten vieles von dieser Bedeutung verloren. Du verbirgst sie unter oberflächlichen Interpretationen, damit die Inquisition nichts merkt, und jene überflüssigen Aspekte haben bis auf den heutigen Tag überlebt, so daß die meisten Menschen den ursprünglichen Zweck nicht mehr ahnen.“
    „Genauso sollte es sein“, stimmte der Gaukler zu. „Es bedeutet, daß das Heilige Amt den wahren Sinn auch in deinem Land nicht herausgefunden hat.“ Er deutete auf die nächste Karte. „Das ist die Päpstin. Kennst du ihre Geschichte?“
    Bruder Paul nickte bestätigend. „Unsere Forschungen haben jedoch ergeben, daß eine solche Person niemals existiert hat.“
    „Vielleicht nicht auf dieser hohen Ebene. Aber symbolisch gesehen existiert sie sehr wohl. So sehen wir die Kirche, die Hure Babylons, die sich mit den Attributen der weltlichen Macht schmückt und eins wird mit fleischlichen Königen. Dieses Bild folgt natürlich auf das erste, wie ein falscher Papst einem falschen Zauberer folgt. Eine Hure als Priester verkleidet, in den Spuren eines Priesters wandelnd, der sich als Gaukler verkleidet. Aber diejenigen, die von wahrem Glauben sind, werden die Realität hinter diesen Fassaden erkennen.“
    „Das will ich hoffen“, stimmte Bruder Paul zu.
    „Nun folgt eine besondere Karte“, fuhr der Gaukler fort und hielt das nächste Bild hoch. „Beachte bitte den künstlerischen Ausdruck.“
    „Aber sie ist leer!“ protestierte Bruder Paul.
    „Das ist sie – und auch wieder nicht“, entgegnete der Gaukler. „Einige sagen, sie stellt den Heiligen Geist dar, den unsichtbaren Geist Gottes. Doch wir nennen sie lieber das Unbekannte, jene unbegreifbare Kraft, die das Leben der Menschen beeinflußt und beherrscht.“
    „Das Schicksal!“ sagte Bruder Paul. Nun erinnerte er sich an diese Karte, die er bei seiner raschen Reise durch das Innere der Großen Pyramide kennengelernt hatte.
    „Vielleicht. Es liegt wirklich an der einzelnen Person, wie man sie interpretiert. Wenn jemand irgendeine Karte aus dem Spiel zieht, und es handelt sich um diese, so ist das ein Zeichen, daß er sich auf eine irrtümliche Annahme stützt und seine Lage neu überdenken sollte.“
    „Interessant“, meinte Bruder Paul, mehr als nur interessiert. „Gibt es einen besonderen Grund, warum sie hier im Spiel direkt hinter der Päpstin folgt und nicht am Anfang oder am Schluß? Ich sehe auch, daß sie keine Zahl trägt.“
    „Sie ist ohne Zahl und unendlich“, gab der Gaukler zurück. „Daher hat sie keine richtige Stelle im Spiel. Wenn man die Karten der Reihenfolge nach Zahlen und Farben legt, wird der Geist irgendwohin gesteckt. Wir versuchen, ihn bei den Trümpfen zu halten, weil wir diese oft von den anderen Karten trennen, um Verdacht zu vermeiden, aber wenn sie zu den anderen Farben gerät und bei einem

Weitere Kostenlose Bücher