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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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Es ist nie etwas vorgefallen, das uns erschreckt hätte. Wenn Sie Türenknallen nicht dazuzählen.
     Und ab und zu ein Stück aus Porzellan.«
    Am Auto stand Dora, freudestrahlend. »Jetzt kriegen wir ein Autogramm«, knurrte die Kommissarin. Aber sie kriegten etwas Besseres.
    »Karl hat den Mann gekannt«, berichtete Dora eifrig. Sie hatte die beiden Männer nicht zusammen gesehen, aber Karl hatte davon
     erzählt. Wem? Ihr? Vielleicht ihr, das wisse sie nicht mehr, aber von Bordon sei die Rede gewesen, nicht gestern, vor Wochen
     schon. Oder vor Monaten, ja, vor Monaten. Und der Schäfer habe nicht fröhlich dabei ausgesehen. Ängstlich? Nein, aber fröhlich
     auch nicht.
    »Können Sie reiten?«, fragte Kassian, als sie ihn nach dem Weg zu Karl fragten.

17
    Zehn Minuten später waren sie unterwegs, Kassian hatte zweimal zu oft betont, dass er Karolina das geduldigste Pferd gegeben
     habe. Die Kommissarin saß auf einem Pferd, das mit |91| dem Leben abgeschlossen hatte. Kastriert, nicht mehr jung, unterfordert. Kostümiert wäre der Wallach mit seiner Mentalität
     auch als Esel durchgegangen. Kassian fragte nicht, wo sie reiten gelernt hatte, das rechnete sie ihm an. Er selbst saß nicht
     weich im Sattel, aber er schien es zu genießen.
    Die Landschaft war schön und still und zeigte keine Wunden. Nach wenigen Metern bogen sie auf Naturwege ab, die sie nicht
     mehr verließen. Hier ließ es sich in Frieden leben, man musste nur genug Geld besitzen, denn hier war es nicht zu verdienen.
     Kein Heidebusch weit und breit, aber deshalb erschien die Gegend nicht hässlicher. Die beiden amüsierten sich über Küchenmeister,
     er war freiwillig zu einer Befragung gefahren, um nicht zugeben zu müssen, dass er als Reiter eine unglückliche Figur abgeben
     würde.
    Die Kommissarin stellte Fragen zu seinem Sohn, denen Kassian auswich. Er wusste, dass sie Vorwissen besaß und konnte davon
     ausgehen, dass ihn das Thema einholen würde. Aber nicht hier und jetzt. Wald, Weiden und Ackerland wechselten sich ab. Natürlich
     wurde hier mit Maschinen gearbeitet, aber krumme Zäune durften stehenbleiben, Hecken durften sich recken und strecken, eine
     schiefe Badewanne als Viehtränke dienen. Nicht übermäßig hergerichtet wirkte das Land, aber auch nicht vernachlässigt. Es
     war ohne Sensationen. Hier und da wellte es sich sogar und wirkte menschenleer. Darüber der ungeheure norddeutsche Himmel,
     selbst zugezogen und grau ein Erlebnis.
    »Trotzdem verstehe ich es noch nicht ganz«, sagte Karolina. »Bei Ihrem Hintergrund, ich meine das Finanzielle …«
    »Sie meinen, einer wie ich passt eher nach Kitzbühel und ins Piemont.«
    |92| »Klar. Pompöser eben. Hier ist doch nichts, womit man angeben könnte.«
    »Wäre ich zehn Jahre früher ausgestiegen, wäre ich auch nicht hier gelandet. Ich habe immer noch eine Hütte auf Sardinien.
     Na ja, nicht gerade eine Hütte, mehr eine …«
    »… Villa.«
    »Oder so. Vielleicht gehört sie mir gar nicht mehr, sondern meiner Ex. Müsste mal meinen Anwalt fragen. Ich habe irgendwann
     aufgehört, mich dafür zu interessieren.«
    »Lassen Sie mich raten: Ihre Ex interessiert sich.«
    »Tag und Nacht und zwischendurch auch. Kratzt zusammen, was nicht niet- und nagelfest ist. Das bisschen Gefühl, was noch übrig
     war, hat sie mir mit ihrem Gekratze gründlich ausgetrieben. Manche Menschen lernt man erst bei der Trennung kennen.«
    Also war er mit seinem Sohn noch nicht fertig, auch wenn sein Gesicht unbeteiligt blieb bei dem Anblick, der die Kommissarin
     begeisterte. Hinter einer sanften Höhe weidete die Schafherde. So dicht standen sie, dass einzelne Tiere nicht auszumachen
     waren. Ein Hund war am Rand der Herde unterwegs, scheuchte da ein Tier und knuffte dort eins. Als sie den Schäfer entdeckte,
     hatte sich Kassian bereits abgewandt. Schwarz und groß stand er da, mit langem Umhang, auf den Stock gelehnt. Etwas erhöht
     stand er, neben ihm der zweite Hund, der die Ankömmlinge beobachtete.
    Kassian sagte: »Sie kennen den Weg? Gut, dann bis irgendwann.«
    Er nahm sein Tier zurück und ritt davon. Der Schäfer ließ nicht erkennen, ob er etwas mitbekommen hatte. Die Kommissarin leinte
     ihr Pferd an und ging auf den Schäfer zu.
    |93| »Ich habe keine Angst vor Hunden!«, rief sie.
    »Vor diesen doch!«, rief er zurück.
    Sie sahen so wild aus wie ihr Herr. Nicht dass er lange Haare trug oder sein Aussehen in irgendeiner Weise ungepflegt war.
     Aber in seiner ganzen Art lag

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