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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Böttcher nun wieder die Befragung fort.
    â€žNa und?“
    â€žIst Amelie deine erste Freundin gewesen, ich meine
richtige
Freundin?“
    â€žWas geht Sie das an?“ Ich wurde wütend. Am liebsten hätte ich ihm mitten in sein fettes Gesicht geschlagen. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein, mir solche bekloppten Fragen zu stellen?!
    â€žWas wollen Sie eigentlich von mir?“, fuhr ich ihn an.
    â€žDie Fragen stellen wir. Hast du das noch immer nicht kapiert?!“, schnauzte Kommissar Böttcher zurück.
    Ich schwieg und nahm mir fest vor, es dabei auch zu belassen.
    Hinter mir vernahm ich ein Geräusch. Und dann stand auch schon Lisa neben mir. Ich schaute sie an, sah ein blasses Gesicht, gerötete Augen, einen brennenden Blick. Lisa kam mir vor wie jemand, der Drogen nahm und auf Entzug war. Krank und mit den Nerven am Ende.
    â€žLisa“, sagte ich erschrocken. „Was ist mit dir?“
    Lisa schlug sich die Hände vors Gesicht und begann bitterlich zu schluchzen.
    Tröstend legte ich ihr die Hand auf den Rücken und ließ sie langsam auf und abgleiten. „Lisa, beruhige dich doch. Ist etwas mit dem Alten? Hat er dir was getan oder sonst was angestellt …?“
    Lisa ließ die Hände sinken und schaute mich an. Und das, was ich in ihren Augen entdeckte, fühlte sich kalt und scharf an. Angst einflößend. Ich fröstelte. Gleichzeitig trat der Schweiß aus meinen Poren, sodass mir übel wurde, vom Gestank meines eigenen Schweißes.
    â€žMarius … ich …“
    Ich versuchte mich auf Lisas Stimme zu konzentrieren, aber ihre Worte klangen plötzlich wie aus weiter Ferne an mein Ohr.
    â€žIch … ich muss dir etwas sagen“, krächzte Lisa. „Amelie, es ist was mit Amelie. Sie ist … sie … Marius, Amelie ist tot.“
    Ich schüttelte den Kopf, um das Wattegefühl loszuwerden. Ich bemühte mich krampfhaft, den Mund zu öffnen, aber ich konnte nichts sagen.
    Natürlich glaubte ich Lisa kein Wort. Kein Sterbenswörtchen. Die war doch völlig hysterisch. Ihr Blick war total irre. Wahrscheinlich hatte ihr irgendein mieser Typ aus der Siedlung was zum Rauchen gegeben. Oder so `ne Scheißpille, weshalb sie jetzt unter Halluzinationen litt. Lisa war voll auf Drogen. Das war doch ganz eindeutig.
    â€žBlödsinn …“ Endlich hatte ich meine Stimme wieder. „Was redest du bloß für einen Scheiß zusammen?!“
    Und dann fing ich an zu lachen. Kein fröhliches Lachen, es klang in meinen eigenen Ohren nach Angst.

Kapitel 4.
    Kommissar Böttcher hatte viel erlebt und gesehen während der letzten dreißig Jahre bei der Mordkommission. Sinnlose Gewalt, menschliche Abgründe, Schicksale und Dramen, Tote – viel zu viele Tote. Bei der ersten Leiche war ihm noch kotzübel geworden. Bei der zwanzigsten hatte er aufgehört zu zählen.
    Im Laufe der Jahre hatte er sich ein dickes Fell zugelegt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Übergewicht machte ihm zu schaffen. Sein Herz hatte vor drei Jahren das erste Mal schlappgemacht. Seitdem lag ihm seine Frau ständig damit in den Ohren, endlich abzunehmen. Aber Böttcher meinte, bei dem Job bräuchte man einen ordentlichen Panzer, damit das, was man zu sehen bekam, es nicht so leicht unter die Oberfläche schaffte. Man brauchte ein dickes Fell, sonst war man verloren.
    Nach außen wirkte es auch so, als ob alles an ihm abprallen würde. Doch ein Mord an einem Kind erschütterte ihn auch nach all den Jahren noch immer zutiefst. Es war diese Endgültigkeit, die ihn jedes Mal fast innerlich zerriss. Dieses Gefühl, dass ein Kind, ein Jugendlicher für immer verloren war, egal, ob der Täter gefasst wurde oder nicht. Ein junger Mensch hatte sein Leben verloren, bevor er die Chance hatte, es wirklich zu leben.
    Als er kurz nach neunzehn Uhr die Nachricht erhielt, dass zwei Jogger im Stadtpark eine Leiche entdeckt hatten, ahnte er noch nicht, dass es sich um ein junges Mädchen handeln würde. Umso geschockter war er, als er das Mädchen neben dem Gebüsch liegen sah.
    Seinem geschulten Blick war sofort aufgefallen, dass das Mädchen nicht in diese Gegend gehörte. Sie war ein äußerst apartes Mädchen gewesen, ihre Kleidung sah nach teuren Markenlabels aus, nicht nach Billigdiscounter, wie die der meisten Bewohner der Siedlung Kartloher Berg. Der Stadtpark zog sich an dem Wohngebiet

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