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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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weiß nicht, was für eine Masche das sein soll. Aber dadurch, dass du ständig behauptest, das Mädchen sei nicht tot, wird sie nicht wieder lebendig oder deine Tat nicht ungeschehen. Mein Kollege ist gerade mit den Eltern des Mädchens in der Pathologie gewesen. Sie haben Amelie eindeutig identifiziert.“ „Das glaube ich nicht. Ich war doch vorhin bei Amelie zu Hause. Ihre Mutter hat doch zu mir gesagt, dass sie schon schlafen würde, weil sie schlimme Kopfschmerzen gehabt hätte. Da war es weit nach acht Uhr. Es muss eine Verwechselung sein, weil … weil …“ Ich konnte nicht weiterreden, weil plötzlich der schreckliche Verdacht in mir hochkam, dass Amelies Mutter mich angelogen haben könnte. Gewiss nicht das erste Mal. Sie log ständig, um zu verhindern, dass Amelie sich mit mir traf.
    Amelies Eltern waren entsetzt über die Beziehung ihrer Tochter zu dem
Jungen aus dem Ghetto
, wie sie mich gerne titulierten. Ihre schöne und kluge Amelie und dieser Nichtsnutz. Das ging gar nicht. Das war absolut unmöglich. Eine echte Katastrophe.
    Amelies Vater hatte mir sogar schon einmal drei Hunderteuroscheine zustecken wollen. „Das ist doch viel Geld für einen Jungen wie dich“, hatte er gesagt und dafür verlangt, dass ich mich zukünftig von seiner Tochter fernhalten sollte.
    Ich war völlig ausgetickt. Hatte Amelies Vater als mieses Arschloch beschimpft und ihm klar zu verstehen gegeben, dass ich mich für keine Kohle der Welt von seiner Tochter trennen würde. Seitdem war Amelies Vater noch schlechter auf mich zu sprechen gewesen.
    Amelie hatte sich furchtbar aufgeregt, als ich ihr später davon erzählte.
    â€žDas ist mal wieder typisch für ihn. Immer denkt er, dass er alles mit seiner Kohle regeln kann. Alles ist käuflich, jeder Mensch hat seinen Preis.“ Ihre Augen hatten vor Wut gefunkelt. Ihre Wangen regelrecht geglüht. In diesem Moment hatte ich mich noch mehr in sie verliebt – und mir noch fester vorgenommen, dass nichts und niemand daran jemals etwas ändern könnte.
    Und nun saß ich in diesem kleinen stickigen Raum, starrte auf einen Schmutzfleck an der Wand, als könnte ich mein Schicksal aus ihm herauslesen, und hatte entsetzliche Angst.
    Angst, dass das, was dieser Kommissar die ganze Zeit über behauptete, der Wahrheit entsprach. Dass Amelie tatsächlich etwas zugestoßen war … dass sie …
    Der Gedanke war pervers, tat unglaublich weh. Ich wehrte mich mit aller Kraft dagegen.
    â€žHör zu, Marius, du bist noch jung“, sagte Kommissar Böttcher mit verständnisvoller Stimme und beugte sich weit über den Tisch nach vorne. „Man wird deine schlechten Lebensumstände berücksichtigen. Dein Elternhaus. Die Gegend, in der du aufgewachsen bist, und den schlechten Einfluss, dem du ständig ausgesetzt bist. Wir werden auch versuchen ein psychologisches Gutachten zu beantragen. Vielleicht hast du ja auch psychische Probleme, vielleicht hat Amelie dich …“
    â€žNiemals“, fiel ich ihm ins Wort. „Ich habe keine Probleme und Amelie ist nicht tot. Sie ist nicht tot. Sie ist nicht tot. Sie ist nicht tot. Sie ist nicht tot.“ Meine Stimme hörte sich schrill an. Hysterisch. Aber war das ein Wunder?! Erst ließen die mich ewig lange alleine in diesem Raum hier herumsitzen und dann präsentierte dieser fette Kommissar mir eine schwachsinnige Lüge nach der anderen. Alles Lügen. Nichts als absurde Lügen. Er laberte da etwas von einem Mädchen, das man im Stadtpark gefunden hatte. Im Dreck liegend. Tot. Erwürgt, mit geballten Fäusten. Was weiß ich, was für Eltern gerade in der Pathologie gewesen waren und ihre Tochter identifiziert hatten. Ganz bestimmt nicht Amelies. Das Mädchen musste ähnlich wie Amelie heißen. Anders konnte ich mir das ganze Theater hier nicht erklären.
    Aber noch paradoxer fand ich, dass dieser fette Typ dort davon überzeugt war, dass ich etwas mit der Sache zu tun hätte. Warum sollte ich einem Mädchen etwas antun, das ich noch nicht einmal kannte? Und außerdem, ich wäre niemals zu so etwas fähig. Ja, manchmal war ich etwas unbeherrscht, aber ich konnte doch niemandem Gewalt antun – einem Mädchen, noch dazu einem völlig fremden Mädchen.
    Und Lisa? Lisa musste unbedingt aus dieser Gegend weg. Das war mir noch bewusster geworden. Ich musste versuchen, uns beide dort

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