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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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erwidern.
    Dafür schnaufte Kommissar Gerber wie ein zorniger Stier, bevor er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorwürgte: „Ich brauche ein bisschen frische Luft“, und anschließend aus dem Zimmer stürmte.
    Kommissar Böttcher blickte ihm kopfschüttelnd hinterher. Dann wandte er sich mir zu. Ich war noch immer völlig erstarrt, spürte selbst, dass mir sämtliche Gesichtsfarbe entwichen sein musste.
    â€žDu kannst gehen. Aber halte dich zu unserer Verfügung. Wir werden dir sicherlich noch die eine oder andere Frage zu stellen haben.“
    Ich erhob mich. Wie mechanisch, ganz langsam. Mit stock-steifen Schritten ging ich zur Tür.
    Auf der Schwelle blieb ich stehen und drehte mich zu Kommissar Böttcher um. „Wer ist das tote Mädchen?“, fragte ich, so leise, dass Kommissar Böttcher sich scheinbar zunächst nicht ganz sicher war, ob er meine Frage richtig verstanden hatte. Doch dann schüttelte er langsam den Kopf. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als ob er endlich zu begreifen schien.
    â€žDu hast wirklich keine Ahnung, was geschehen ist.“ Er hatte es nicht als Frage formuliert, aber ich nickte trotzdem.
    â€žDraußen warten ein Herr Bartels und deine Schwester. Es ist besser, wenn sie dir erzählen, was geschehen ist.“ Seine Stimme klang etwas versöhnlicher, dennoch distanziert.
    Ich öffnete den Mund, wollte protestieren. Aber dann überlegte ich es mir wieder anders. Ich hob resignierend die Schultern und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    Auf dem Gang wartete Haro bereits auf mich.
    â€žMarius, Junge, ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll. Komm, wir fahren zu mir nach Hause und besprechen alles ganz in Ruhe. Lisa kommt auch mit. Wenn ihr wollt, könnt ihr bleiben. Es ist …“
    Weiter kam er nicht, weil ich ihm einfach ins Wort fiel. „Was ist geschehen, Haro? Was ist das für ein Mädchen, das man im Park gefunden hat und zunächst für Amelie gehalten hat?“
    Haro schluckte schwer. „Zunächst?“, krächzte er. „Warum zunächst?“
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, als wenn der Boden unter meinen Füßen zu schwanken anfing. Gleichzeitig bohrte sich eine Panzerfaust in meinen Magen und drehte mir die Eingeweide um.
    â€žEs ist doch nicht Amelie?“ Die Frage tat weh.
    â€žDoch, Junge, es ist Amelie. Amelie ist ermordet worden“, flüsterte Haro.
    Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Kopf in die Füße sack-te. Ich stand auf dem Gang und hatte das Gefühl, mit einem Schlag meines Herzens beraubt worden zu sein. Im grellen Licht dessen, was mir mein Trainer gerade offenbart hatte, wurde alles zu einem unglaublichen Wahnsinn.
    In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nicht so einsam, so verloren gefühlt.
    Ich hätte so gerne geweint, konnte aber nicht.
    Ich wünschte mir, ich wäre wieder drei Jahre alt, meine Mutter lebte noch und ich könnte zu ihr rennen und auf ihren Schoß klettern, damit sie mich umarmen und sanft hin und her wiegen könnte.
    Ich biss die Zähne zusammen, um sie am Klappern zu hindern, und ballte die Hände zu Fäusten, damit sie aufhörten zu zittern.
    Das durfte nicht die Wahrheit sein, das durfte einfach nicht geschehen sein. Mit diesem alles lähmenden Gedanken wurde mir schwarz vor den Augen.
    Das Nächste, was ich registrierte, war Haros Frau Nele, die mir gegenüber auf dem Sessel saß und mich mit besorgten Blicken musterte. Wie ich hierher, in das Wohnzimmer der Bartels, gekommen war, daran hatte ich keine Erinnerung mehr.
    â€žSoll ich dir einen Tee machen? Oder vielleicht eine Suppe?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    â€žWo ist Lisa? Wie spät ist es?“ Meine Stimme hörte sich fremd an. Dennoch war es meine.
    Nele fuhr sich mit der Hand durch die kurzen, rotblonden Haare.
    â€žSie schläft. Im Gästezimmer. Es ist kurz vor vier. Du solltest auch noch versuchen, ein bisschen zu schlafen. Oder möchtest du reden? Marius, Haro und ich sind für dich da. Das weißt du doch?“
    Ich nickte schwach.
    â€žKann ich irgendetwas für dich tun?“
    â€žNein“, flüsterte ich. Aber was ich dachte, war: Ja!
    Nimm mich in den Arm und mach, dass alles wieder gut wird. Lass das, was geschehen ist, ungeschehen sein. Befreie mich von diesen grausamen Schmerzen. Diesem Gefühl der Ohnmacht, als wenn ich innerlich

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