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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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zerreißen würde.

Kapitel 7.
    Als ich wieder erwachte, war es bereits hell draußen. Nele war fort – hockte nicht mehr mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und betrachtete mich mit besorgten Blicken. Auch von Haro keine Spur.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr – und zuckte zusammen, weil die Erinnerung mit stechenden Schmerzen verbunden war. Ich wandte meinen Blick wieder ab und versuchte den Schmerz in meiner Brust wegzuatmen. Einatmen ... ausatmen ... Yogaatmung ... Bauchatmung ... keine Ahnung was. Das war immer Amelies Spezialgebiet gewesen.
    â€žMit deiner Atmung kannst du alles kontrollieren, Marius. Deinen Geist, deinen Körper, deine Gedanken, dein Wohlbefinden. Wenn du deine Atmung beherrschst, dann kannst du jedes Problem einfach wegatmen.“
    So einfach ist das also, Amelie. Aber wenn es doch so einfach ist, warum kann ich dann diesen ganzen Wahnsinn hier nicht einfach wegatmen?
    Ich wischte mir mit den Händen übers Gesicht, versuchte, meine Gedanken an Amelie zu vertreiben.
    Aus der Küche drangen Geräusche zu mir herüber. Ein Wasserhahn, der aufgedreht wurde. Eine Pfanne, in der etwas brutzelte. Kurze Zeit später roch es nach Rühreiern und frisch gebratenem Speck.
    Haro kam ins Wohnzimmer.
    â€žMarius“, rief er erstaunt. „Du bist wach. Gut, dann schnell ins Bad und dann komm rüber in die Küche. Ich habe uns eine riesige Portion Rühreier gemacht.“ Seine Stimme klang heiter. Eine Spur zu heiter. Das verriet ihn.
    Ich konnte nichts erwidern. Nickte nur schwach und rappelte mich langsam vom Sofa hoch. Meine Beine fühlten sich bleischwer an, meine Schultern wollten sich einfach nicht aufrichten lassen.
    Nachdem ich mir kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte und mit einer der Besucherzahnbürsten – die man immer im Badezimmer der Bartels vorfand – versucht hatte, den widerlichen pelzigen Geschmack aus meinem Mund zu vertreiben, schlich ich rüber in die Küche.
    Haro war gerade dabei, den Tisch zu decken. Vier Teller, vier Tassen, viermal Besteck.
    â€žLisa ist heute nicht zur Schule. Nele hat ihre Schicht im Krankenhaus tauschen können und ich habe mir ein paar Tage Urlaub genommen“, erklärte Haro.
    Ich zuckte bloß mit den Schultern. Mehr war einfach nicht drin.
    â€žSetz dich doch“, forderte mich Haro auf, nachdem ich eine Weile unentschlossen vor dem Küchentisch herumgestanden hatte.
    â€žIch bekomme sowieso nichts runter“, murmelte ich. Befolgte aber seine Aufforderung.
    â€žIch habe bei deinem Vater angerufen, Marius.“ Haro bemühte sich um den Anschein von Gelassenheit, das war ihm deutlich anzusehen.
    Eigentlich hatte ich keine Lust, diese Frage zu stellen. Ich tat es dennoch, weil Haro es von mir erwartete. „Und, wie hat er reagiert?“
    â€žNa ja, eigentlich gar nicht“, antwortete Haro vorsichtig.
    Ich lachte bitter auf. „Hast du was anderes erwartet?“
    â€žDu nicht?“, fragte er zurück.
    Ich schüttelte den Kopf. Für eine Weile war alles gesagt, und wir saßen schweigend am Küchentisch. Ich schaute zum Fenster hinaus. Es regnete schon wieder in Strömen.
    â€žMistwetter“, sagte Haro, der meinem Blick gefolgt war.
    Und nach einer Weile forderte er mich mit sanfter, aber bestimmter Stimme auf: „Du musst was essen, Marius.“
    Ich war so randvoll mit Gefühlen, dass ich glaubte, keinen einzigen Bissen herunterzubekommen, aber als Haro mir eine Schüssel, gefüllt mit Rühreiern, über den Tisch zuschob, merkte ich, wie hungrig ich war.
    Ich aß. Erst zögerlich, weil es mir falsch vorkam, dass ich hier in Haros Küche hockte und duftende Rühreier in mich hineinstopfte, nach dem, was mit Amelie geschehen war. Aber nach dem ersten Bissen konnte ich gar nicht genug von dem köstlichen Rührei in mich hineinstopfen.
    Haro sah mir regungslos dabei zu. Nur hin und wieder führte er seine Tasse an die Lippen und trank kleine Schlucke von dem dampfenden Kaffee.
    â€žNachschub?“, fragte Haro, als ich die Schüssel bis auf den letzten kleinen Krümel geleert hatte.
    Ich schüttelte den Kopf.
    â€žGehst du heute zum Training?“, fragte er wie beiläufig.
    Wieder verneinte ich.
    â€žOkay, nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, schlug Haro vor. „Ich sage dem Talentscout vom VfL ab. Und Lisa und du, ihr könnt so lange bei uns bleiben, wie ihr das

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