Die Hoffnung ist gruen
herauszuholen. Ganz sicher waren Drogen im Spiel. Ganz bestimmt hatte sie in dem toten Mädchen Amelie erkannt, weil sie völlig zugedröhnt war. Wir mussten da weg. So schnell wie möglich. Dem Alten war doch sowieso völlig egal, ob wir da waren oder nicht. Hauptsache er hatte was zum Saufen. Alles andere war nebensächlich. Völlig bedeutungslos für ihn. Ich war mir noch nicht einmal wirklich sicher, ob der überhaupt noch wusste, dass wir, Lisa und ich, seine Kinder waren.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich auf dem Stuhl weit zurück. Soeben hatte ich einen Entschluss gefasst: Diesen ganzen Mist hier, diesen total verlogenen Wahnsinn, würde ich nicht glauben. Ab jetzt würde ich einfach nicht mehr zuhören und auch nichts mehr sagen.
Amelie war nicht tot. Das war die einzige Wahrheit und daran würde kein Mensch, würden keine Worte etwas ändern können. Niemals.
Es klopfte an der Tür und im nächsten Moment trat Kommissar Gerber ins Zimmer. Ich schaute kurz zu ihm hinüber, heftete aber dann meinen Blick wieder fest auf die Tischplatte. Dennoch vernahm ich aus dem Augenwinkel, dass er Kommissar Böttcher mit dem Kopf ein Zeichen gab, ihm vor die Tür zu folgen.
Kommissar Böttcher war sichtlich verärgert über die Störung. âDas passt mir im Moment gar nichtâ, fuhr er seinen Kollegen an.
Doch der lieà sich von seinem unwirschen Tonfall nicht beeindrucken. âEs ist wichtig, Bernd.â
Kopfschüttelnd erhob Kommissar Böttcher sich und ging zur Tür. Doch bevor er seinem Kollegen nach drauÃen folgte, blieb er kurz stehen.
Ohne sich umzudrehen, sagte er: âEs ist spät, Junge, und wir alle sind müde und wollen ins Bett. Also lass dir das Ganze noch mal durch den Kopf gehen und sag mir endlich die Wahrheit, wenn ich gleich wieder zurückkomme.â Damit verlieà er den Raum. Ich blieb zurück, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Als sich wenige Minuten später die Tür erneut öffnete und nicht Kommissar Böttcher, sondern sein Kollege Kommissar Gerber sich mir gegenüber an den Vernehmungstisch setzte, fühlte ich mich plötzlich wie befreit. Ich atmete tief durch und blickte dem Kommissar geradezu freundlich ins Gesicht. Endlich! Endlich hatten sie begriffen, dass es sich um eine Verwechselung handelte. Endlich hatten diese Hirnis bei Amelies Eltern angerufen. Endlich hatte man ihnen gesagt, dass Amelie seit Stunden in ihrem Bett lag. Sie hatte Kopfschmerzen gehabt und sich deshalb schon früh hingelegt. In letzter Zeit litt sie häufig unter starken Kopfschmerzen. Meistens legte sie sich dann ein bisschen hin und danach ging es ihr besser. Heute war es wohl aber besonders schlimm gewesen. Vielleicht war sie auch sauer, weil ich sie versetzt hatte. Und dann dieser Regen. Amelie hasste Regen. Nässe, Kälte und Dauerregen, das war absolut nicht ihr Wetter.
âIch habe es doch gewusstâ, triumphierte ich. âIch habe es die ganze Zeit über gewusst. Schwachsinn. Alles war totaler Schwachsinn!â
Scheinbar konnte Kommissar Gerber meine Erleichterung und Freude nicht teilen.
âIch weià zwar absolut nicht, warum du dich so freust, aber wenn es darum geht, dass du noch mal Glück hattest, dann hast du wohl wirklich einen Grund dazuâ, fuhr er mich grob an.
Ich zuckte hilflos mit den Achseln. âNatürlich tut mir das Mädchen leid, aber â¦â
Weiter kam ich nicht. Mit einem Satz war er hochgeschossen und um den Tisch herumgeeilt. Mit der rechten Hand umfasste er den Kragen meiner Trainingsjacke, mit der linken stützte er sich auf dem Tisch ab. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
âPass auf, du kleiner Mistkerl. Nur weil du ein Alibi hast, bist du noch lange nicht raus aus der Sache. Verstanden!? Warum hat sich denn dieses Mädchen in so einer Gegend aufgehalten, hä? Doch deinetwegen. Wer weiÃ, vielleicht hat ja auch einer deiner Kumpane die Sache für dich erledigt. Mir kannst du nichts vormachen. Solche Typen wie dich kenne ich. In- und auswendig.â
Im selben Moment, als Kommissar Gerber meinen Kragen wieder loslieà und sich aufrichtete, wurde die Tür geöffnet.
Kommissar Böttcher kam ins Zimmer und bedachte seinen Kollegen und mich mit kritischen Blicken: âAlles in Ordnung?â, fragte er.
Ich konnte nichts
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