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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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angebliche Handverletzungen erholt hatte, war es ihm gelungen, Karim und seinen Vater zu beruhigen. Er hatte ihnen zugesagt, dass man im Laufe der Woche an einer Lösung des „Zimmer-problems“ arbeiten würde. Zu seinem Erstaunen hatten sich die beiden damit fürs Erste zufriedengegeben.
    â€žKlar, der ist schon ziemlich komisch drauf. Aber anscheinend kommt der auch aus einer echt miesen Gegend. Da muss man wohl so gewalttätig werden“, lenkte Karim sogar ein.
    Frank Münkel war sichtbar erstaunt darüber. Nach Karims kurz zuvor rigoros vorgetragenen Forderung, nicht eine Nacht länger mit Marius das Zimmer teilen zu wollen, hatte er das absolut nicht erwartet.
    Dennoch wollte er dem so nicht zustimmen. „Marius ist nicht gewalttätig. Und außerdem muss man nicht zwangsläufig gewalttätig oder sogar kriminell werden, nur weil man unter schlechten Lebensumständen aufwächst. Aber sicherlich hast du recht, wenn du sagst, dass Marius ein paar Probleme hat.“
    Mehr wollte er dazu nicht sagen und gab den beiden, durch seine Körperhaltung und seinen Gesichtsausdruck, das auch ganz klar zu verstehen.
    Karims Vater verabschiedete sich kurz darauf, während Karim in sein Zimmer ging. Und Frank Münkel war heilfroh, dass er das Gespräch hinter sich gebracht hatte.
    Eine knappe Stunde später war Marius wieder im Internat aufgetaucht.
    Frank Münkel war auf das Schlimmste gefasst gewesen. Doch vor ihm stand ein für seine Verhältnisse gut gelaunter Marius und hatte, außer einem breiten hautfarbenen Pflaster quer über die Knöchel seiner linken Hand, keinerlei sichtbare Verletzungen an den Händen.
    â€žIch wollte mich nur zurückmelden“, sagt er und grinste dabei sogar ein bisschen.
    Frank Münkel schaute ihn einen Moment schweigend an. Schließlich räusperte er sich und sagte: „Was ist mit deiner Hand? Hast du dich verletzt?“
    Das Grinsen verschwand von Marius’ Gesicht. „Ja, das war echt blöd von mir. Ich habe mich über mich selbst geärgert“, gab er offen zu und ließ den Kopf hängen. „Sie hatten schon mit der einen oder anderen Sache recht, die Sie mir am Freitag gesagt haben. Na ja, und da habe ich in meiner Wut gegen die Wand geboxt. Ich weiß, das war total dumm, aber es musste einfach raus.“
    Auf Frank Münkels Stirn tauchte eine steile Falte auf. Er nickte. „Stimmt, das war mehr als dumm. Sich selbst zu verletzen, hat nicht viel mit Intelligenz zu tun.“
    Er machte einen Schritt auf Marius zu, streckte seine Hand aus und sagte etwas versöhnlicher: „Zeig mal her. Wie schlimm ist es denn?“
    Marius folgte seiner Aufforderung. Aber bis auf das Pflaster war wirklich nichts Besorgniserregendes zu erkennen.
    â€žIch war bei meinen Zieheltern.“ Marius wunderte sich selbst, dass er Nele und Haro seine
Zieheltern
genannt hatte. Diesen Ausdruck hatte er noch niemals zuvor verwendet. Aber plötzlich kam es ihm richtig vor. Genau das waren die beiden schließlich: Lisas und seine
Zieheltern
    â€žNele, also ich meine Frau Bartels ist Krankenschwester. Sie hat meine Hände verarztet und auch gleich festgestellt, dass es nicht so schlimm ist, wie es zunächst aussah. Bis auf den Riss an der linken Hand habe ich auch überhaupt keine Schmerzen mehr. Ich kann morgen auch ganz normal mittrainieren …“ Marius stockte und fügte schließlich leise hinzu: „Wenn ich darf.“ Das war keine Frage, es war eine Bitte.
    Frank Münkel zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.
    â€žDas kann ich nicht entscheiden, Marius. Das entscheidet der Trainer. Aber zunächst wird morgen früh der Doc einen Blick draufwerfen. Noch vor der Schule. Klar?“ Auch das war keine Frage, sondern eine genaue Anweisung.
    Marius beeilte sich zu nicken und war froh, dass er danach entlassen war und auf sein Zimmer gehen durfte.
    Frank Münkel schaute ihm kopfschüttelnd hinterher. Dennoch war er beruhigt. Der Junge hatte auf ihn noch nie so gefasst und mit sich selbst im Reinen gewirkt wie in diesem Moment. Das Wochenende bei seinen Zieheltern, wie er sie genannt hatte, war ihm sichtlich gut bekommen.
    Daran musste Frank Münkel nun, am Montagmorgen, denken, als ihn das Läuten seines Handys wieder in die Gegenwart zurückholte.
    â€žMünkel“, krächzte er ins Telefon und begann dann heftig zu husten, weil sich ein

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