Die Hoffnung ist gruen
war inzwischen vor seiner Bürotür angekommen. Er kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche hervor, schloss die Tür auf und ging hinein.
âSo, jetzt bin ich in meinem Büroâ, verkündete er.
âDann sollte ich wohl endlich zum eigentlichen Grund meines Anrufes kommen.â
Das sah Frank Münkel ganz genauso. âNicht die schlechteste Idee.â
âEs ist aber eine lange Geschichte. Vielleicht nicht unbedingt etwas fürs Telefon.â
Haros unsicherer Versuch, das Ganze doch noch für sich zu behalten, fand bei Frank Münkel keinen Nährboden.
âNun legen Sie endlich los. Ich habe Zeit. Wirklich!â, versicherte er nachdrücklich.
âMarius kommt aus sehr schwierigen Verhältnissen. Seine Mutter ist früh gestorben, der Vater schwer alkoholkrank. FuÃball ist in seinem Leben immer der einzige Halt gewesen. Ich betreue ihn schon seit vielen Jahren. Marius und seine Schwester Lisa sind so etwas wie unsere â¦â Er stockte, suchte anscheinend angestrengt nach dem richtigen Wort.
Frank Münkel half ihm. âZiehkinder. Marius nannte Sie und Ihre Frau gestern Abend seine Zieheltern.â
In Haro rumorte das Wort Zieheltern und sorgte für eine warme Welle voller Glückseligkeit.
âDas stimmtâ, sagte er mit belegter Stimme.
âHerr Bartelsâ Frank Münkel klang nun aber doch ein wenig ungeduldig. âDas alles ist mir bekannt. Warum erzählen Sie es mir?â
Haro zögerte. Er hatte es Marius versprechen müssen. Marius hatte es ihn sogar schwören lassen. Niemand im FuÃballinternat sollte etwas von Amelie erfahren. Als hätte das Schweigen über das, was mit Amelie geschehen war, es ungeschehen gemacht.
Langsam und unerbittlich hatte sich Marius immer mehr hineingesteigert. Er war schuld. Nur er. Er hätte es verhindern können â müssen. Nele und Haro hatten sich alle Mühe gegeben, Marius von jeder Schuld zu befreien. Doch es war ihnen nicht gelungen.
âMarius hat vor gut zwei Jahren ein Mädchen kennengelernt. Amelie, so war ihr Name, kam aus sehr vermögendem Elternhaus. Die beiden waren ziemlich eng miteinander verbunden. Trotz, oder gerade wegen des massiven Widerstands der Eltern. Amelie hat Marius auch sehr in seinen FuÃballhoffnungen unterstützt. Sie war ein tolles Mädchen â¦â
Haro holte tief Luft und Frank Münkel fragte: âWar?â
âJa, war. Amelie ist vor einigen Monaten gestorben. Sie ist ermordet worden. Zunächst hatte die Kripo sogar Marius in Verdacht.â Er lachte bitter auf. âWas für ein absurder Gedanke.â
âEs war also nichts dran an den Verdächtigungenâ, erkundigte sich Frank Münkel vorsichtig.
Haro schnappte geräuschvoll nach Luft. âNein, natürlich nicht!â, empörte er sich.
âSchon gut, schon gutâ, beschwichtigte er ihn.
Dennoch klang Haros Stimme leicht verärgert. âNur weil er aus einem Wohnviertel kommt, in dem es von Kriminellen nur so wimmelt, bedeutet das doch noch lange nicht, dass er selbst einer ist, oder?!
âDas wollte ich damit auch überhaupt nicht sagenâ, erklärte Frank Münkel.
Haro beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass sein Vorhaben ein groÃer Fehler war. Aber jetzt war es zu spät. Jetzt gab es kein Zurück mehr für ihn. Und deshalb wollte er das Ganze auch schnellstmöglich hinter sich bringen.
âLetzte Woche hat man endlich Amelies Mörder überführen können. Es handelt sich um einen angesehenen Geschäftsmann ganz aus der Nähe von Worsten. Einem guten Bekannten der Familie. Er wollte sich an dem Mädchen vergehen, aber natürlich hat sie sich gewehrt und laut um Hilfe geschrien. Da hat er sie erwürgt. Der Mann hat selbst zwei Töchter, eine ist in Amelies Alter und sogar mit ihr befreundet gewesen.â Haro stockte. Hatte scheinbar groÃe Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen.
Auch Frank Münkels Stimme klang ehrlich betroffen. âWas es doch für perverse Drecksstücke gibt. Man sollte â¦â Weiter kam er nicht, weil Haro ihm ins Wort fiel.
âIch muss es Marius sagen. Er hat ein Recht, es zu erfahren. Ganz besonders deshalb, weil Amelies Eltern immer wieder behauptet haben, dass der Täter einer aus dem Wohnviertel, aus dem auch Marius stammt, gewesen sein müsste. Eben einer aus dem
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