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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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eine zentnerschwere Last mit sich herumschleppen müsste.
    Bevor er seine Hand auf den Türgriff legte, um ihn herunterzudrücken, holte er noch einmal tief Luft und straffte die Schultern.
    â€žHallo Karim, guten Abend, Herr Arold, kommen Sie doch bitte rein“, sagte er und lächelte den beiden zu, als sei er wirklich erfreut sie zu sehen.
    â€žGuten Abend, Herr Münkel. Schön, dass Sie am Sonntagabend Zeit für uns gefunden haben“, erwiderte Karims Vater den freundlichen Ton Frank Münkels.
    Karim hielt sich im Hintergrund. Das schlechte Gewissen war ihm direkt von der Stirn abzulesen. Eigentlich machte man das nicht. Normalerweise
verpfiff
man keinen seiner Vereinskameraden an die Sozialpädagogen, Trainer oder sogar an die Internatsleitung. Aber die Situation erforderte solche Maßnahmen. Das Verhältnis zwischen ihm und Marius hatte sich dermaßen zugespitzt, dass Karim einfach keine andere Möglichkeit sah.
    Noch bevor Karim und sein Vater auf den beiden Stühlen vor Frank Münkels Schreibtisch Platz nehmen konnten, begann dieser draufloszureden.
    â€žIch habe bereits ein langes und sehr konstruktives Gespräch mit Marius geführt. Er wird sich in Zukunft rücksichtsvoller verhalten, Karim. Sobald er heute Abend wieder ins Internat zurückgekehrt ist, werde ich noch einmal mit ihm über die Problematik in eurem Zimmer reden. Ich bin mir ganz sicher, dass wir sämtliche Missverständnisse zwischen euch beiden aus der Welt schaffen können. Deshalb kann ich zu diesem Zeitpunkt noch keinem Umzug Marius’ in ein anderes Zimmer zustimmen. Außerdem hätten wir im Moment sowieso kein Zimmer frei. Wir sind voll belegt, wie du weißt. Wenn Marius nun in ein anderes Zimmer gehen würde, hätte das zur Folge, dass wir sämtliche Zimmerbelegungen überdenken müssten.“
    Karim schaute ihn aus erstaunten Augen an. „Er ist nach Hause gefahren? Übers Wochenende? Hat das was mit seinen Händen zu tun?“
    Jetzt war es an Frank Münkel, erstaunt zu gucken. „Hände? Was ist mit Marius’ Händen?“
    Karim atmete tief durch. „Na, die hat er sich doch total zertrümmert. Überall Blut. Der hat vor mir gestanden, mit blutenden Händen, und ausgesehen wie ein Irrer. Ich war echt froh, als der im Klo verschwunden ist und ich abhauen konnte. Wer weiß, was ich mir sonst noch für einen Stress mit dem eingehandelt hätte. Nee, Herr Münkel, Sie können wirklich nicht verlangen, dass ich mir auch nur eine Nacht länger mit dem das Zimmer teile.“
    Frank Münkel war völlig perplex. „Er hat seine Hände zertrümmert? Aber wie das denn?“
    Karim zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Erst habe ich gedacht, der hätte sich geprügelt. Aber dann habe ich die Blutflecke an der Flurwand neben unserem Zimmer entdeckt. Der muss an der Stelle wohl dagegen geboxt haben. Immer wieder. Echt kein Plan, warum der so was macht. Aber ich sag ja, der ist total bekloppt. Völlig durchgeknallt.“
    Frank Münkel fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und durch die Haare. Mist, dachte er. Verdammter Mist. Das hat uns gerade noch gefehlt.

Kapitel 14.
    Als der Anruf von Haro kam, saß Frank Münkel gerade im Speisesaal und las einen Artikel über die geplante Zusammenlegung zweier Grundschulen. Die geburtenschwachen Jahrgänge seien angeblich dafür verantwortlich, dass man sich in diesem Stadtviertel auf Dauer nur noch eine Grundschule leisten könnte. Was zur Folge haben würde, dass sich die Schülerzahl pro Klasse von durchschnittlich fünfundzwanzig auf fünfunddreißig Schüler erhöhen würde.
    Solche Artikel regten Frank Münkel regelmäßig auf. Der Staat konnte sich keine zwei Grundschulen mehr leisten, aber korrupte Bankdirektoren und Manager, denen wurde das Geld säckeweise in den Hintern geschoben. Für Bildung und gute Betreuung für Kinder hingegen war kein Geld da. Das ganze System stank doch gewaltig zum Himmel. Und nun hatte sich auch noch eine neue Regierungskoalition gebildet, die dieser sozialen Ungerechtigkeit noch mehr Vorschub leisten würde.
    Frank Münkel seufzte tief, legte die Zeitung zur Seite, biss in sein Käsebrötchen und spülte den Bissen mit einem großen Schluck Kaffee hinunter.
    Seine Gedanken gingen zum Vorabend zurück.
    Nachdem er sich von dem ersten Schreck über Marius’

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