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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Brötchenkrümel in die Luftröhre verirrt hatte.
    â€žMorgen, Herr Münkel. Haro Bartels hier. Ich muss etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen. Haben Sie ein paar Minuten?“
    Verdammt, dachte Frank Münkel. Er hörte der Stimme des Anrufers sofort an, dass er eine schlechte Nachricht überbringen musste, und sein Magen krampfte sich zusammen, während er zuhörte.

    Den halben Vormittag über war Haro schon um das Telefon herumgeschlichen. Selbst seinem Kollegen im Büro war aufgefallen, dass er heute offenbar ein großes Problem mit dem Apparat hatte.
    â€žWas ist los mit dir, Haro? Du starrst das Ding an, als ob du es mit einem außerirdischen Folterwerkzeug zu tun hättest“, stellte er leicht spöttisch fest.
    Haro war nicht nach Scherzen zumute. Mürrisch erwiderte er: „Was du immer meinst zu beobachten.“
    Sein Kollege hob gleichgültig die Schultern und vertiefte sich dann wieder in eine Akte, die aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    Gegen halb elf war dann endlich der
richtige
Zeitpunkt für das Telefonat gekommen. Haro befand sich allein im Zimmer, weil sein Kollege sich zu einer längeren Dienstbesprechung in den Konferenzraum verflüchtigt hatte. Nun gab es keinen Aufschub mehr. Keinen Grund mehr für Haro, länger zu warten.
    Er nahm das Telefon von der Station auf seinem Schreibtisch und lehnte sich auf seinem Stuhl weit zurück. Doch nachdem er die Telefonnummer eingetippt hatte, sprang er auf und begann im Raum auf und ab zu wandern. Haro konnte nicht sitzen. Er hatte noch niemals stillsitzen können, wenn ein Problem ihn beschäftigte.
    Nach viermaligem Klingeln hörte er ein gekrächztes
Münkel
und gleich darauf einen Hustenanfall am anderen Ende der Leitung.
    â€žMorgen, Herr Münkel. Haro Bartels hier. Ich muss etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen. Haben Sie ein paar Minuten?“
    Frank Münkel räusperte sich heftig, bevor er antwortete: „Tschuldigung. Ich habe mich verschluckt.“
    â€žKein Problem“, versicherte Haro.
    â€žWas kann ich für Sie tun, Herr Bartels?“
    â€žEs geht um Marius“, begann Haro zögerlich zu erzählen. „Er war am Wochenende bei uns. Aber das wissen Sie ja sicherlich schon.“
    â€žJa, er hat sich gestern Abend bei mir zurückgemeldet. Er hat einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Oder habe ich mich da getäuscht?“
    â€žNein, nein“, beeilte sich Haro zu versichern.
    Ein paar Verwaltungsmitarbeiter des NLZ kamen in den Speisesaal. Sie unterhielten sich laut. Frank Münkels Frühstückspause war sowieso vorüber und der geeignete Ort für ein offenbar ernstes Telefonat war der Speisesaal ohnehin nicht.
    â€žHerr Bartels, bleiben Sie bitte mal kurz dran. Ich gehe eben mit Ihnen in mein Büro.“ Er legte das Handy auf dem Tisch ab, verstaute sein benutztes Geschirr auf dem Tablett und brachte es zum Tresen. Anschließend nahm er das Handy wieder in die Hand und hielt es sich ans Ohr. Im Hinausgehen nickte er seinen Kollegen lächelnd zu und sprach dann wieder in den Hörer.
    â€žEntschuldigen Sie bitte. Aber jetzt bin ich wieder ganz bei Ihnen. Also, was wollten Sie mir Wichtiges sagen?“
    â€žHerr Münkel, wenn es Ihnen nicht so gut passt, kann ich auch gerne später …“ Weiter kam er nicht.
    â€žNein, nein, Herr Bartels. Das passt schon. Ich war nur gerade im Speisesaal und da lässt es sich nicht so ungestört telefonieren. Aber ich bin schon auf den Weg in mein Büro“, versicherte er Haro, während er die Treppen hinaufstieg.
    â€žNa gut“, fuhr Haro gedehnt fort. „Sie hatten gerade gesagt, dass Marius in einer guten Verfassung war. Das stimmt. Das Wochenende bei uns hat ihm sehr gutgetan. Er hatte sich etwas verrannt und brauchte unbedingt jemanden zum Reden. Na ja, und dann war ja noch die blöde Sache mit seinen Händen. Aber meine Frau hat das, glaube ich, ganz gut in den Griff bekommen.“
    Er legte eine kurze Pause ein, die Frank Münkel dazu nutzte, um zu erklären: „Ja. Ich habe ihn heute gleich zu unserem Arzt geschickt. Er hat ja montags erst zur zweiten Stunde. Der Doc meinte aber auch, dass das Ganze nicht so schlimm sei. Er darf heute Nachmittag ganz normal am Training teilnehmen.“
    â€žDann ist ja alles in Ordnung“, fand Haro. Aber in Ordnung war nichts. Und das wusste er ganz genau.
    Frank Münkel

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