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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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geprahlt hatte,
wagte ich doch nicht, meinem Vater zu sagen, dass ich seine Pläne über
den Haufen zu werfen gedachte. Ich wagte nicht, den alten Frauen, die
alles arrangiert hatten, um mir und Daniel eine Zukunft zu sichern, zu
sagen, dass ich diese Ehe nicht wollte. Frei wollte ich sein, aber
nicht ausgestoßen.
    »Ich weiß nicht«, begann ich, sehr verzagt und mädchenhaft.
»Ich bin noch nicht bereit zuzustimmen … ich weiß es einfach
nicht.«
    »Dann lass es dir von jenen raten, die es wissen«, erklärte er
rundheraus. Er bemerkte, wie sehr ich mich zusammennehmen musste.
»Schau, du kannst nicht gegen alles und jeden kämpfen«, riet er. »Du
musst dich für die entscheiden, zu denen du gehörst, und bei ihnen
bleiben.«
    »Der Preis ist mir zu hoch«, flüsterte ich. »Für Euch ist es
ein bequemes Leben, ich bereite Euch ein schönes Heim, dann kommen die
Kinder, Ihr sitzt am Kopf der Tafel und sprecht die Gebete. Für mich
bedeutet es, alles zu verlieren, was ich sein und tun könnte, und
nichts anderes zu sein als Eure Gehilfin und Magd.«
    »Dies genau ist aber deine Aufgabe, nicht weil du eine Jüdin,
sondern weil du eine Frau bist«, sagte er. »Ob du nun einen Christen
oder einen Juden heiratest, du musst ihm dienen. Was sonst wäre deine
Aufgabe als Frau? Willst du dein Geschlecht ebenso verleugnen wie
deinen Glauben?«
    Ich schwieg.
    »Du bist keine aufrichtige Frau«, sagte er langsam. »Du
verrätst dich selbst.«
    »Das ist furchtbar, was Ihr da sagt«, flüsterte ich.
    »Aber wahr«, beharrte er. »Du bist eine Jüdin, und du bist
eine junge Frau, und du bist meine Verlobte, und alle diese Dinge
willst du verleugnen. Wem dienst du bei Hofe? Dem König? Den Dudleys?
Bist du ihnen gegenüber denn aufrichtig?«
    Ich dachte daran, wie ich als Vasallin verpflichtet, als
Hofnärrin übereignet und letztendlich zur Spionin bestimmt worden war.
»Ich will einfach nur frei sein«, sagte ich. »Ich will niemandes
Anhängsel sein.«
    »Im Gewand eines Narren?«
    Ich merkte, dass mein Vater zu uns herübersah. Er spürte
gewiss, dass jegliches Liebesgetändel uns fernlag. Er überlegte wohl,
ob er eingreifen sollte, doch dann wartete er wieder geduldig.
    »Soll ich ihnen mitteilen, dass wir uns nicht verstehen, und
sie bitten, mich von unserem Verlöbnis zu entbinden?«, fragte Daniel
angespannt.
    Mein Eigensinn hätte mich fast zu einem Ja veranlasst, doch
seine Ruhe, sein Schweigen, sein geduldiges Warten auf Antwort brachten
mich dazu, diesen jungen Mann, diesen Daniel Carpenter, noch einmal
genauer zu betrachten. Der Himmel wurde allmählich dunkel, und in der
Dämmerung sah ich den Mann vor mir, der er einmal sein würde. Er würde
gut aussehen, dachte ich, er würde ein dunkles, empfindsames Gesicht
haben, ein waches Auge, einen sensiblen Mund, eine kräftige, gerade
Nase wie ich, dichtes schwarzes Haar wie ich. Und er würde ein weiser
Mann sein, denn schon jetzt war er klug. Er hatte mich erkannt und
verstanden und war auf meinen innersten Kern gestoßen – und
doch stand er da und wartete auf meine Antwort. Er würde mir eine
Chance geben. Er würde ein großzügiger Ehemann sein. Er würde
versuchen, eine Frau zu verstehen.
    »Verlasst mich nun«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Ich kann
Euch jetzt noch nichts sagen. Ich habe schon zu viel gesagt. Es tut mir
leid, wenn ich zu deutlich gewesen bin. Es tut mir leid, wenn ich Euch
erzürnt habe.«
    Doch sein Zorn war so schnell verflogen, wie er gekommen war.
Auch dies gefiel mir an ihm.
    »Soll ich wiederkommen?«
    »Einverstanden.«
    »Sind wir noch verlobt?«
    Ich hob die Schultern. Von meiner Erwiderung hing zu viel ab.
»Ich habe das Verlöbnis nicht aufgelöst«, sagte ich, den leichtesten
Ausweg suchend. »Es ist noch nicht aufgelöst.«
    Er nickte. »Später muss ich es aber wissen«, mahnte er. »Wenn
ich dich nicht heirate, kann ich eine andere nehmen. In den nächsten
zwei Jahren werde ich mir eine Frau nehmen, entweder dich oder ein
anderes Mädchen.«
    »So viele habt Ihr zur Auswahl?«, neckte ich ihn, da ich genau
wusste, dass das nicht der Fall war.
    »Es gibt viele junge Mädchen in London«, gab er zurück. »Ich
könnte auch außerhalb der Verwandtschaft heiraten.«
    »Mit der herzlichen Erlaubnis der Familie!«, rief ich
spöttisch aus. »Ihr müsst eine Jüdin zur Frau nehmen, daran führt kein
Weg vorbei. Sie werden Euch eine fette Pariserin oder ein Mädchen aus
der Türkei mit einer Hautfarbe wie Schlamm

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