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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ich
verraten, dass Daniels Geliebte mir zugerufen hatte, ich solle ihren
Sohn nehmen. Danny gehörte nun zu mir. »Gott weiß, dass ich diese Frau
gewarnt hätte … auch wenn … Keinem Menschen wünsche
ich, so einen Tod erleiden zu müssen.«
    Robert schüttelte nur den Kopf und wandte sich zum Fenster,
schaute sinnend hinaus. »Ich wünschte bei Gott, ich wäre gewarnt
worden«, sagte er niedergeschlagen.
    »Wirst du wieder für mich in den Spiegel schauen?«, fragte
jetzt John Dee. »Damit wir prüfen können, ob dir deine Gabe erhalten
geblieben ist?«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Ihr wollt die Hilfe der Engel
in Anspruch nehmen?«, fragte ich den Kaplan des Inquisitors.
»Ausgerechnet Ihr?«
    John Dee zeigte sich durch die Schärfe meines Tons nicht im
Geringsten beunruhigt. »Ich habe meine Überzeugungen nicht aufgegeben.
Und wir brauchen den Rat der höheren Mächte, in diesen schwierigen
Zeiten mehr denn je. Aber wir müssen im Geheimen nach den Antworten
suchen. Wer die Weisheit sucht, befindet sich stets in Gefahr. Doch
wenn wir voraussagen könnten, dass die Königin ein gesundes Kind
gebiert, könnten wir besser für die Zukunft planen. Wenn Königin Maria
einen Sohn zur Welt bringt, dann sollte Prinzessin Elisabeth ihre Pläne
ändern.«
    »Und ich die meinen«, bemerkte Lord Robert trocken.
    »Ich weiß ohnehin nicht, ob ich es noch vermag«, wandte ich
ein. »Während meiner ganzen Zeit in Calais habe ich nur einmal in die
Zukunft blicken können.«
    »Sollen wir es heute Abend noch versuchen?«, fragte Lord
Robert. »Willst du nicht herausfinden, ob es noch geht, Hannah? Um der
alten Zeiten willen?«
    Mein Blick glitt an ihm vorbei zu John Dee. »Nein«, weigerte
ich mich rundweg.
    John Dee richtete den brennenden Blick seiner dunklen Augen
auf mich. »Hannah, ich gebe nicht vor, dass meine Methoden simpel und
schmerzlos wären«, sagte er schlicht. »Doch du solltest froh sein, dass
ich damals in St. Paul's dabei war, als du der Inquisition Rede und
Antwort stehen musstest.«
    »Ich war froh, als man meine Unschuld erkannte«, entgegnete
ich störrisch. »Und ich will nie wieder an diesen Ort.«
    »Das wirst du auch nicht«, sagte er. »Mein Wort darauf.«
    »Also – wirst du für uns in den Spiegel schauen?«,
drängte Mylord.
    Ich zögerte noch. »Wenn Ihr auch für mich eine Frage stellen
würdet?«, begann ich zu schachern.
    »Welche?«, fragte John Dee.
    »Ob mein Mann noch lebt«, erklärte ich. »Mehr will ich gar
nicht wissen. Wenn ich ihn nur wiedersehe, dann will ich nie wieder
etwas über meine Zukunft wissen. Ich wäre glücklich, wenn er nur am
Leben ist.«
    »So sehr liebst du ihn?«, erkundigte sich Lord Robert
skeptisch. »Deinen jungen Mann?«
    »Ja, ich liebe ihn«, erwiderte ich schlicht. »Ich finde keine
Ruhe, bevor ich nicht weiß, dass es ihm gutgeht.«
    »Ich werde die Engel anrufen, und du sollst für mich in den
Spiegel schauen«, versprach John Dee. »Heute Abend also?«
    »Wenn Danny eingeschlafen ist«, sagte ich. »Ich könnte es
nicht, wenn ich dauernd nach ihm horchen würde.«
    »Um acht?«, meinte Lord Robert. »Hier?«
    John Dee blickte sich im Zimmer um. »Ich werde die Diener
bitten, meinen Tisch und meine Bücher herzuschaffen.«
    Lord Robert fiel nun auch auf, wie klein der Raum war. Er
stieß einen Laut des Unwillens aus. »Das macht sie immer so«, sagte er
gereizt. »Meine Freunde bekommen immer die schlechtesten Zimmer. Sie
ist krank vor Neid, ich werde es ihr sagen …«
    »Hier ist doch Platz genug«, sagte Dee friedlich. »Und
natürlich ist sie gekränkt, wenn Ihr mit großem Gefolge kommt, wo sie
Euch lieber für sich allein hätte. Solltet Ihr jetzt nicht zu ihr
gehen?«
    Widerwillig trat Lord Robert auf die Tür zu. »Kommt, ihr
beiden«, sagte er. »Kommt beide, und wir trinken einen Krug Bier
zusammen, um den Staub der Reise hinunterzuspülen.«
    Ich rührte mich nicht, obwohl er mir die Tür aufhielt. »Ich
kann nicht mitkommen.«
    »Wie bitte?«
    »Sie heißt mich an ihrem Tisch nicht willkommen«, erklärte ich
verlegen. »Ich bin nicht geladen, an ihrem Tisch zu sitzen.«
    Roberts dunkle Brauen zogen sich Unheil verkündend zusammen.
»Ich habe ihr befohlen, dich wie eine Gesellschaftsdame zu behandeln,
bis wir entschieden haben, wo du leben sollst«, sagte er. »Wo speist du
denn?«
    »Am Mägdetisch. Ich darf nicht am Tisch der Herrschaft sitzen.«
    Lord Robert schickte sich an, zur Tür hinauszustürmen, doch
dann besann er sich

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