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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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erteilen: die, sich nicht zu überschätzen.«
    »Er ist ein Dudley«, entgegnete ich. »Die Dudleys sind dazu
geboren, sich zu überschätzen. Sie sind eine der gierigsten Sippen der
Welt. Nur ein Spanier liebt das Gold mehr als ein Dudley, nur ein Ire
wünscht sich mehr Ländereien.«
    Ich schaute die Tafel entlang zu Amy. Wir waren beim Nachtisch
angelangt. Sie verspeiste Zuckerwerk, und offenbar war ihr gerade eine
eingezuckerte Pflaume zwischen den Zähnen hängen geblieben. Sie blickte
starr geradeaus und schenkte der Unterhaltung ihres Mannes mit John Dee
keine Beachtung. »Kennst du sie gut?«
    Die ältere Frau nickte. »Ja, und allmählich tut sie mir leid.
Sie strebt nicht nach Höherem und will, dass auch er sich bescheidet.«
    »Dann hätte sie sich besser einen Landedelmann zum Gatten
genommen«, erwiderte ich. »Denn auf Robert Dudley wartet eine glänzende
Zukunft, und er wird nicht dulden, dass sie ihm Steine in den Weg legt.«
    »Sie wird ihn hinabziehen, wenn sie es vermag«, mahnte die
Frau.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie nicht.«
    Amy hatte gehofft, sie und Robert würden
noch lange beieinandersitzen oder früh zu Bett gehen, doch gegen acht
Uhr entschuldigte er sich und begab sich zu John Dee und mir in Dees
Zimmer. Die Tür wurde verriegelt, die Fensterläden zugeklappt, und nur
eine Kerze erleuchtete den Raum und spiegelte sich im Kristall.
    »Tust du es mit Freude?«, fragte John Dee.
    »Welche Fragen gedenkt Ihr zu stellen?«
    »Ob die Königin einem Knaben das Leben schenken wird«,
erwiderte Robert. »Dies ist vorerst das Wichtigste. Und ob wir Calais
zurückerobern können.«
    Ich schaute John Dee an. »Und ob mein Mann noch am Leben ist«,
erinnerte ich ihn.
    »Wir werden sehen, was uns die Engel gewähren«, sagte er
sanft. »Lasst uns beten.«
    Ich schloss die Augen. Beim Hören der rollenden, sanften
lateinischen Laute spürte ich, wie sich Friede in mir ausbreitete. Ich
fühlte mich wieder daheim, mit meiner Gabe, meinem Lord, mit mir
selbst. Als ich die Augen wieder öffnete, war das Licht der Flamme
sowohl hell als auch warm, und ich lächelte John Dee an.
    »Du besitzt die Gabe immer noch?«, fragte er.
    »Ich bin mir dessen sicher«, sagte ich.
    »Sieh in die Flamme und sage uns, was du hörst oder siehst.«
    Die Kerzenflamme bewegte sich in einem leichten Luftzug, ihre
strahlende Helle erfüllte meinen Geist. Sie erschien mir wie die heiße
Sonne Spaniens, und ich glaubte meine Mutter zu hören, die mit
fröhlicher und zuversichtlicher Stimme nach mir rief, als könne uns nie
etwas geschehen. Mitten in diese Vision platzte ein ohrenbetäubendes
Hämmern. Vor Schreck schnappte ich nach Luft und sprang auf. Mein Traum
zerbarst, mein Herz klopfte vor Angst, verhaftet zu werden.
    John Dee war weiß im Gesicht. Wir waren entdeckt, vernichtet.
Lord Robert hatte sein Schwert aus dem Gürtel gezogen und ein Messer
aus seinem Stiefel.
    »Öffnet!«, erscholl ein Ruf hinter der verriegelten Tür, und
ein heftiger Stoß drückte das Holz nach innen. Sicher war es die
Inquisition. Ich flüchtete mich zu Lord Robert. »Bitte, Mylord«,
drängte ich. »Lasst nicht zu, dass ich verbrannt werde. Tötet mich
jetzt, bevor sie mich in die Hände bekommen, und rettet meinen Sohn!«
    Im nächsten Augenblick kniete er auf dem Fenstersitz, zog mich
neben sich und trat die Scheibe heraus. »Spring hinaus«, riet er mir.
»Und renne, so schnell du kannst. Ich halte sie auf.« Wieder erfolgte
ein furchtbarer Schlag gegen die Tür. Er nickte John Dee zu. »Nun
öffnet.«
    Mr. Dee riss die Tür auf, und Lady Amy Dudley fiel ihm
praktisch in die Arme. »Du!«, stieß sie hervor, als sie mich erblickte,
halb im Zimmer, halb draußen. »Hab ich's mir doch gedacht! Metze!«
    Ein Diener stand hinter ihr und hielt mit einer um Verzeihung
bittenden Miene eine mächtige Keule hoch. Die mit Stoff wattierte
Doppeltür war in Stücke gehauen. Lord Robert rammte sein Schwert zurück
in die Scheide und machte eine Bewegung zu John Dee. »Bitte John,
schließt, was von der Tür noch übrig ist«, sagte er müde. »Diese
Geschichte wird morgen früh im halben Landkreis herum sein.«
    »Was treibt Ihr hier?« Amy stolzierte ins Zimmer, ihr Blick
registrierte den Tisch, die Kerze, die heiligen Symbole. »Was für eine
widerwärtige Unzucht?«
    »Nichts«, gab Robert müde zur Antwort.
    »Was tut sie hier mit Euch? Und mit ihm?«
    Er trat einen Schritt vor und nahm ihre Hände. »Mylady, dieser
Mann ist mein Freund, diese

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