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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihre Pläne aussehen.«
    »Wann soll ich reisen?«, fragte ich unwillig.
    »Im Morgengrauen«, erwiderte sie. »Und schreibe mir nicht, ich
bin umgeben von Spionen. Berichte mir erst nach deiner Rückkehr von
ihren Plänen.«
    Die Königin ließ meinen Arm los und begab sich allein zum
Dinner. Als sie durch die große Halle zu ihrem erhöhten Tisch schritt,
erhoben sich die Edelmänner und Landadeligen an der Tafel. Mir fiel
auf, wie klein sie war: eine winzige Frau, niedergedrückt von ihren
Pflichten in einer feindlich gesonnenen Welt. Ich schaute zu, wie sie
auf ihrem Thron Platz nahm und ihren Blick mit angespanntem Lächeln
über den spärlich gewordenen Hofstaat schweifen ließ, und ich
dachte – nicht zum ersten Mal –, dass sie die
mutigste Frau war, die ich kannte. Und die unglücklichste.
    Danny und ich hatten einen fröhlichen Ritt
nach Hatfield. Zuerst saß er vor mir auf dem Sattel, dann wurde er zu
müde, und ich band ihn auf meinen Rücken, wo er alsbald einschlief, von
der Gangart des Pferdes gewiegt. Die Königin hatte uns zwei Soldaten
zum Geleit mitgegeben, denn seit der Epidemie im Winter und den vielen
Missernten waren die Wege ständig von Straßenräubern bedroht oder von
Landstreichern und Bettlern belagert, welche die Reisenden anbettelten
und bedrohten. Doch Danny und ich fühlten uns sicher. Das Wetter war
schön, denn endlich hatte der Regen aufgehört, und die Sonne brannte so
heiß, dass wir unter Bäumen oder am Ufer eines Baches Rast hielten. Ich
ließ Danny im Wasser umherstapfen oder setzte ihn mit nacktem Hintern
hinein. Er war nun ziemlich sicher auf den Beinen, lief ständig von mir
fort und wieder auf mich zu und verlangte unablässig, hochgenommen zu
werden, damit er Dinge sehen und berühren oder einfach nur mein Gesicht
anfassen konnte.
    Während des Rittes sang ich ihm spanische Lieder aus meiner
Kindheit vor, und ich war sicher, dass er mich hörte. Seine kleine
Patschhand winkte im Takt, und er fuhr selig zusammen, wenn ich ein
neues Lied anstimmte, doch niemals summte er mit. Er blieb so still wie
ein junger Hase in seinem Versteck oder ein Rehkitz im Farnkraut.
    Das alte Schloss Hatfield war seit Generationen die königliche
Kinderstube, da die Luft im Vergleich zu London sehr gut war, die
Hauptstadt jedoch in erreichbarer Nähe lag. Es war ein altes Gebäude
mit kleinen Fenstern und dunklen Holzbalken. Die Männer begleiteten uns
bis zum Portal, damit Danny und ich absitzen und eintreten konnten,
danach brachten sie die Pferde zu dem baufälligen Stallgebäude, das
abseits vom Haupthaus lag.
    Niemand war in der Halle, um uns zu empfangen, doch ein Knabe
brachte Holzscheite für das Feuer, das selbst jetzt im Sommer
unablässig in Gang gehalten wurde. »Sie sind alle im Garten«, gab er
bereitwillig Auskunft. »Dort wird gerade ein Theaterstück aufgeführt.«
    Seine Geste wies mir eine Tür am anderen Ende der Halle. Ich
nahm Danny auf den Arm. Durch die Tür gelangte ich in einen Korridor,
dem ich zu einer weiteren Tür folgte. Diese führte in den sonnigen
Garten.
    Das Stück war offenbar vorbei, und die fröhliche Gesellschaft
gab sich anderen Lustbarkeiten hin. Im ganzen Garten lagen umgeworfene
Stühle, hingen goldene und silberne Tücher, und Elisabeths Hofdamen
flohen in alle Richtungen vor einem Mann, dessen Augen mit einem
schwarzen Tuch verbunden waren. Gerade erhaschte er einen wehenden Rock
und zog das Mädchen zu sich heran, doch es riss sich wieder los und
lief kichernd davon. Die Frauen bildeten einen Kreis um den Mann und
drehten ihn unter viel Kichern und Gackern um sich selbst, bis ihm
schwindelig wurde, dann zogen sie sich rasch zurück. Wieder machte der
Mann mit weit ausgestreckten Armen einen Ausfall, und die Frauen
rannten hierhin und dorthin, mädchenhaft und erregt kichernd. Mitten
unter ihnen, mit wehendem rotem Haar und gerötetem, lachendem Gesicht,
war die Prinzessin. Doch war dies nicht die Elisabeth von einst, weiß
vor Angst, bis zur Unkenntlichkeit verschwollen, vor Furcht krank bis
ins Mark. Diese Prinzessin hier stand kurz vor der Blüte ihres Lebens,
sie war eine Knospe, die zur Frau, zur künftigen Königin heranreifte.
Sie war eine Märchenprinzessin – schön, mächtig, eigensinnig,
unfehlbar.
    »Tja, Ehre, wem Ehre gebührt«, murmelte ich mir selbst zu,
ganz der skeptische Narr.
    Elisabeth wagte sich vor und tippte dem Häscher auf die
Schulter, wollte sich rasch wieder zurückziehen. Doch er war zu schnell
für sie. Bevor

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