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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sie zurückweichen konnte, war seine Hand vorgeschossen,
und er fasste die sich Wehrende um die Taille, zog sie eng an sich. So
eng, dass er ihr Keuchen spüren musste, das Parfüm in ihrem Haar
riechen. Ihm musste sofort klar gewesen sein, wen er da gefangen hatte.
    »Hab ich Euch!«, rief er triumphierend. »Wer seid Ihr?«
    »Ihr müsst raten! Ihr müsst raten!«, riefen die Hofdamen im
Chor.
    Sanft strich er mit der Hand über ihre Stirn, ihr Haar, über
Nase und Lippen. »Eine Schönheit«, urteilte er. Diese Bemerkung wurde
mit schockiertem Lachen quittiert.
    Kühner geworden, ließ er seine Hand über ihr Kinn gleiten,
über ihren Hals, dann schloss er sie um ihre Kehle. Ich sah die Röte in
Elisabeths Wangen aufsteigen und begriff, dass seine Berührung sie
entflammte. Weder wich sie zurück, noch machte sie eine Bewegung, um
ihm Einhalt zu gebieten. Sie war willens, aufrecht vor ihm stehen zu
bleiben und seine Berührung zu dulden – mit dem gesamten
Hofstaat als Zeugen!
    Ich wagte mich ein Stück vor, um den Mann besser sehen zu
können, doch die Binde bedeckte sein Gesicht. Ich konnte nur sein
dichtes dunkles Haar und die starken Schultern erkennen. Aber ich
wusste ohnehin, wer der Mann war.
    Er hielt die Prinzessin mit festem Griff. Unter den Damen
machte sich fast Bestürzung breit, als er seinen Griff um ihre Taille
verstärkte und mit der anderen Hand am Halsausschnitt ihres Kleides
entlangfuhr, wobei seine Fingerspitzen leicht ihre Brust streiften.
Langsam und aufreizend glitt seine Hand an ihrem Kleid herab über das
bestickte Mieder, dann über den Gürtel und die Röcke, als wollte er ihr
unter Unmengen von Tuch verborgenes Geschlecht liebkosen, als wollte er
sie berühren wie eine Dirne. Und immer noch hinderte die Prinzessin ihn
nicht, immer noch wich sie nicht von der Stelle. Hoch aufgerichtet
stand sie da, an den Mann gepresst, der sie mit der Hand um die Taille
an sich gedrückt hielt, als wäre sie eine lose Metze, die ihm jederzeit
Liebkosung und Kuss gewähren würde. Elisabeth leistete nicht einmal
Widerstand, als seine Hand sich tiefer in ihren Schritt unter den
Röcken drückte und dann weiter nach hinten glitt, wo er eine
Hinterbacke umfasste. Er ließ die andere Hand folgen und umspannte
ihren Hintern mit beiden Händen, als gehöre sie ihm.
    Elisabeth stöhnte leise und entwand sich seinem Griff. Fast
wäre sie rückwärts in die Damen getaumelt, die hinter ihr standen. »Wer
war's? Wer war's?«, riefen diese im Chor, erleichtert, dass die
Prinzessin nun endlich der Umarmung entronnen war.
    »Ich gebe auf«, sagte der Mann. »Ich kann nicht den Dummen
spielen. Ich habe wahrlich die Formen des Himmels berührt.«
    Er nahm die Augenbinde ab, und ich sah sein Gesicht. Sein
Blick traf den Elisabeths. Er wusste genau, wen er da im Arm gehalten
hatte, er hatte es von dem Augenblick an gewusst, als er sie gemäß
seiner Absicht gefangen hatte – und sie hatte es ebenso
geplant. Er hatte sie vor ihrem Hofstaat liebkost, als sei er ihr
Liebhaber, und sie hatte sich berühren lassen wie eine Dirne. Sie
lächelte ihn an – es war ihr wissendes, verlangendes
Lächeln –, und er erwiderte es.
    Der Mann war natürlich mein Lord: Robert Dudley.
    »Und was hast du hier verloren, Kleine?«,
fragte er mich vor dem Essen, als wir auf der Terrasse spazierten,
während die Damen aus Elisabeths kleinem Hofstaat uns unauffällig
beobachteten.
    »Königin Maria hat mich geschickt, Elisabeth einen Besuch
abzustatten.«
    »Oho, mein kleiner Spion, du bist also wieder bei deinem Werk?«
    »Ja, und äußerst widerwillig.«
    »Und was möchte die Königin in Erfahrung bringen?« Lord Robert
überlegte einen Augenblick. »Etwas über William Pickering? Oder über
mich?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Er führte mich zu einer steinernen Bank. Hinter uns an der
Mauer rankte Geißblatt mit süßem, betäubendem Duft. Robert Dudley
streckte die Hand aus und pflückte eine Blüte, deren scharlachrote und
gelbe Blütenblätter an die Zunge einer Schlange gemahnten. Er berührte
mit ihr meinen Nacken. »Also – was will die Königin?«
    »Sie will wissen, was Graf Feria hier wollte«, erwiderte ich
ehrlich. »Ist er noch da?«
    »Gestern abgereist.«
    »Was hat er gewollt?«
    »Er hat eine Botschaft des Königs überbracht. Von Königin
Marias geliebtem Ehemann. Ist er nicht ein treuloser Hund, dieser
geile, alte Spanier?«
    »Warum sagt Ihr so etwas?«
    »Holder Knabe, ich habe eine

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