Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Frau, die mir zu nichts Nutze ist
und mir keinerlei Freundlichkeit zeigt, aber nicht einmal ich würde
ihrer eigenen Schwester vor ihrer Nase den Hof machen. Ich würde
immerhin so viel Anstand besitzen, zu warten, bis sie nicht mehr unter
den Lebenden weilt.«
    Ich drehte mich zu ihm um und hielt seine Hand fest, die immer
noch mit der Blüte spielte. »Er macht Elisabeth den Hof?«
    »Der Papst ist ersucht worden, seine Einwilligung zu der
Verbindung zu geben«, erklärte er seelenruhig. »Was hältst du von
diesen spanischen Sitten? Sollte die Königin noch lange leben, dann
wird Philipp, das wette ich, um Annullierung der Ehe ersuchen, um
Elisabeth zu heiraten. Wenn die Königin stirbt, ist Elisabeth
Thronerbin und eine noch bessere Frucht, die gepflückt sein will. Er
wird sie sich binnen eines Jahres schnappen.«
    Ich schaute ihn entsetzt an. »Das kann nicht sein!«, stieß ich
hervor. »Das ist Betrug. Das Schlimmste, was er der Königin antun kann.«
    »Es ist ein unerwarteter Schachzug«, hielt Lord Robert
dagegen. »Nur sehr unangenehm für eine liebende Frau.«
    »Die Königin würde vor Kummer und Scham sterben. Wenn sie
verstoßen wird, so wie ihre Mutter verstoßen wurde? Und ausgerechnet
für Anna Boleyns Tochter?«
    Er nickte. »Wie ich bereits sagte: ein treuloser spanischer
Hund.«
    »Und Elisabeth?«
    Er schaute über meine Schulter und stand auf. »Du kannst sie
gleich selbst fragen.«
    Die Knie bereits zum Hofknicks gebeugt, stand ich auf.
Elisabeths schwarze Augen funkelten mich an. Es gefiel ihr nicht, mich
neben Robert Dudley sitzen zu sehen, der meinen Hals mit einem
Geißblatt streichelte.
    »Prinzessin.«
    »Ich habe schon gehört, dass du wieder da bist. Mylord sagte,
dass du zur Frau herangereift bist. Ich habe aber nicht erwartet, dass
du so …«
    Ich wartete.
    »Fett geworden bist«, vollendete sie den Satz.
    Statt beleidigt zu sein, wie sie es wohl erwartet hatte,
begann ich zu kichern, denn ihre kindische, eifersüchtige Grobheit
amüsierte mich stets.
    Sogleich tanzte auch ein Lachen in ihren Augen. Elisabeth
schmollte nie.
    »Wohingegen Ihr, Prinzessin, schöner denn je seid«, sagte ich
geschmeidig.
    »Ich hoffe es. Und warum hattet ihr so verschworen die Köpfe
zusammengesteckt? Worüber habt ihr geredet?«
    »Über Euch«, erwiderte ich schlicht. »Die Königin hat mich
geschickt, um zu hören, wie es Euch geht. Auch ich freue mich, Euch
wiederzusehen.«
    »Ich habe dich ja gewarnt, nicht zu lange mit deinem Besuch zu
warten«, sagte sie und machte eine Geste, die ihre Hofdamen, die
müßigen, gut aussehenden jungen Männer und die Höflinge aus London
umfasste. Letztere sahen ein wenig beschämt drein, als sie sich von mir
erkannt fühlten. Einige Räte aus dem Kronrat der Königin wichen
geradezu vor meinem prüfenden Blick zurück; unter ihnen waren auch ein
Gesandter aus Frankreich und einer oder zwei jüngere Prinzen.
    »Wie ich sehe, unterhält Eure Ladyschaft einen fröhlichen
Hof«, sagte ich gemessen. »Wie es Euch zukommt. Aber ich kann nicht in
die Reihen derer treten, die Euch dienen, selbst wenn Ihr mich haben
wolltet. Ich muss Eurer Schwester dienen. Sie führt keinen fröhlichen
Hof, sie hat nur wenige Freunde. Ich kann sie jetzt nicht verlassen.«
    »Dann musst du der letzte Mensch in England sein, der sie noch
nicht verlassen hat«, sagte Elisabeth fröhlich. »Letzte Woche erst habe
ich ihren Koch übernommen. Bekommt sie überhaupt noch etwas zu essen?«
    »Sie richtet sich ein«, gab ich trocken zurück. »Und selbst
der spanische Gesandte Graf Feria, ihr bester Freund und vertrauter
Berater, weilte bei meiner Abreise nicht mehr bei Hofe.«
    Elisabeth warf Robert Dudley einen schnellen Blick zu, und ich
sah, wie er nickend die Erlaubnis gab, dass sie sprechen durfte.
    »Ich habe seinen Antrag abgelehnt«, sagte sie leise. »Ich
beabsichtige, überhaupt nicht zu heiraten. Das kannst du der Königin
versichern, denn es ist die Wahrheit.«
    Ich knickste. »Ich bin froh, dass ich ihr keine Nachrichten
überbringen muss, die sie noch unglücklicher machen würden.«
    »Ich wünschte, sie würde sich ein wenig mehr um das Volk im
Lande sorgen«, sagte Elisabeth in scharfem Ton. »Immer noch brennen
Ketzer, Hannah, immer noch müssen Unschuldige leiden. Du solltest der
Königin sagen, dass ihre Trauer um ein Kind, das niemals existiert hat,
nichts ist im Vergleich zu dem Leid einer Mutter, die ihren Sohn auf
dem Scheiterhaufen verliert. Und die Zahl der Frauen,

Weitere Kostenlose Bücher