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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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befohlen hatte, seiner
Frau Gesellschaft zu leisten; und da war Will Somers, der treue Will
Somers, der sich selbst einen Narren nannte und doch niemals, zumindest
meines Wissens nicht, närrische Worte sprach.
    »Euer Majestät«, sagte ich und machte einen Hofknicks.
    Die Königin betrachtete die Schlammspritzer auf meinem Kleid,
das Kind auf meinem Arm.
    »Du kommst geradewegs von Hatfield?«
    »Wie Ihr befohlen habt.«
    »Kann jemand das Kind nehmen?«
    Will trat vor, und Danny strahlte. Ich setzte ihn ab, er
krähte vor Vergnügen und tappte auf Will zu.
    »Es tut mir leid, dass ich ihn mitgebracht habe. Ich dachte,
Ihr würdet ihn gerne sehen«, sagte ich verlegen.
    Die Königin schüttelte den Kopf. »Nein, Hannah, ich will ihn
nicht sehen.« Sie bedeutete mir, neben ihr zu gehen. »Hast du Elisabeth
gesehen?«
    »Ja.«
    »Und was hatte sie zu dem Gesandten zu sagen?«
    »Ich habe mit einer ihrer Hofdamen gesprochen«, erwiderte ich,
ängstlich darauf bedacht, nicht Lord Robert zu erwähnen, den Günstling
ihrer Rivalin. »Sie sagte, der Gesandte habe der Prinzessin nur einen
Höflichkeitsbesuch abgestattet.«
    »Und was noch?«
    Ich zögerte. Meine Pflicht, ehrlich zur Königin zu sein, und
mein Wunsch, ihr nicht wehzutun, schienen in absolutem Widerstreit zu
liegen. Während des Rittes hatte ich nachgedacht und beschlossen, wie
alle anderen die Wahrheit zu verschleiern. Ich konnte es nicht über
mich bringen, Königin Maria zu sagen, dass ihr Ehemann ihrer Schwester
einen Antrag gemacht hatte.
    »Er hat den Antrag des Herzogs von Savoyen vertreten«, sagte
ich. »Elisabeth selbst hat mir versichert, dass sie ihn nicht heiraten
werde.«
    »Der Herzog von Savoyen?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    Die Königin streckte ihre Hand aus. Ich nahm sie und wartete,
was sie als Nächstes zu mir sagen würde. »Hannah, du bist mir viele
Jahre lang eine Freundin gewesen, und eine treue Freundin, glaube ich.«
    »Ja, Euer Hoheit.«
    Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Hannah, manchmal
glaube ich, verrückt zu werden, einfach verrückt vor Eifersucht und
Unglück.«
    Ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen. Ich drückte ihre
Hand. »Worum geht es?«
    »Ich misstraue ihm, ich misstraue meinem eigenen Ehemann. Ich
zweifle an unserem Ehegelübde. Meine Welt wird daran zugrunde gehen,
und doch kann ich nicht umhin, zu zweifeln.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie hielt meine Hand
so fest umklammert, dass sie schmerzte, doch ich zuckte nicht zurück.
»Königin Maria?«
    »Hannah, beantworte mir eine Frage, und dann will ich nie mehr
daran denken. Aber antworte mir ehrlich und verrate es keinem.«
    Ich schluckte und fragte mich, welcher Abgrund sich nun zu
meinen Füßen öffnen würde. »Das werde ich, Euer Hoheit.« Doch insgeheim
versprach ich mir, dass ich mir eine Lüge gestatten würde, falls die
Frage mich, Danny oder Lord Robert in Gefahr brächte. Das vertraute
Beben der Furcht ließ mein Herz klopfen, ich hörte es in meinen Ohren
hämmern. Die Königin war so weiß wie ein Grabtuch, und ihre Augen
durchbohrten mich.
    »Gab es irgendwelche Anzeichen, dass der König sich in eigener
Sache bewarb?«, flüsterte sie so leise, dass ich sie kaum verstehen
konnte. »Obgleich er mein Mann ist, obgleich er damit vor Gott, dem
Papst und vor unseren beiden Königreichen meineidig würde? Bitte sage
es mir, Hannah. Ich weiß, es ist die Frage einer Wahnsinnigen. Ich
weiß, ich bin seine Frau, und es ist nicht möglich, dass er so etwas
tut. Doch ich bin erfüllt von dem Verdacht, dass er ihr den Hof macht,
nicht als Zeitvertreib, sondern mit dem Ziel, dass sie seine Frau wird.
Ich muss es wissen. Diese Angst peinigt mich zu sehr.«
    Ich biss mir auf die Lippen. Mehr brauchte sie gar nicht zu
sehen. Mit der raschen Auffassungsgabe einer Frau, die ihre schlimmste
Befürchtung bestätigt sieht, begriff Königin Maria sofort.
    »O Gott, es ist wirklich so«, sagte sie gequält. »Ich habe
gedacht, mein Verdacht sei durch meine Krankheit bedingt, aber dem ist
nicht so. Ich kann es dir am Gesicht ablesen. Er macht meiner Schwester
den Hof, weil er sie heiraten will. Meine eigene Schwester? Und mein
eigener Ehemann?«
    Ich nahm ihre eiskalte Hand. »Majestät, für den König ist es
eine rein politische Angelegenheit«, versuchte ich zu beschwichtigen.
»Es ist wie ein Testament, das für die Zukunft Vorsorgen soll. Er muss
für den Fall, dass Euch etwas geschieht oder falls Ihr sterbt, Vorsorge
treffen. Er

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