Die Hofnärrin
eine Löwin über die Königin
wachte, war nun selbst von einem Fieber befallen worden und musste das
Bett hüten. So waren nur die Königin und ich und ein unbedeutendes
Mädchen aus der Norfolk-Familie anwesend.
»Majestät«, begann ich schlicht. »Ich habe Nachricht von
meinem Ehemann.«
Die Königin wandte mir ihren trüben Blick zu. »Ich hatte ganz
vergessen, dass du verheiratet bist. Lebt er also noch?«
»Ja. Er befindet sich unter den Engländern, die darauf hoffen,
gegen Lösegeld aus Calais freigelassen zu werden.«
Sie zeigte kaum Interesse. »Wer kümmert sich darum?«
»Lord Robert. Auch seine Soldaten werden gefangen gehalten.«
Die Königin seufzte und wandte den Kopf ab. »Verlangen sie
sehr viel?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich ehrlich.
»Ich werde mit Lord Robert sprechen«, sagte sie mit unendlich
müder Stimme. »Ich werde für dich und deinen Mann tun, was in meiner
Macht steht, Hannah.«
Ich kniete vor ihr nieder. »Ich danke Euch, Euer Hoheit.«
Wieder aufblickend nahm ich ihre Erschöpfung wahr. »Ich
wünschte, ich könnte auch meinen Ehemann so einfach heimholen«, sagte
sie. »Aber ich glaube nicht, dass er jemals wieder zu mir zurückkommen
wird.«
Die Königin war zu krank, um die Transaktion
selbst durchzuführen – nach dem Nachtmahl pflegte ihr Fieber
zu steigen, und sie konnte vor Husten kaum atmen –, doch sie
unterzeichnete eine Zahlungsanweisung für das Schatzamt, und Lord
Robert versicherte mir, dass alles gut verlaufen werde. Wir trafen uns
vor den Ställen, denn er wollte nach Hatfield und hatte es eilig.
»Wird er zu dir an den Hof kommen?«, fragte er beiläufig.
Ich zögerte. An die genauen Umstände unseres Wiedersehens
hatte ich noch nicht gedacht. »Ich nehme es an«, sagte ich schließlich.
»Vielleicht sollte ich eine Nachricht an seiner früheren Adresse
abgeben und auch eine bei unserem ehemaligen Geschäft in der Fleet
Street.«
Mehr sagte ich nicht, doch eine tiefere Angst ergriff langsam
von mir Besitz. Was würde aus uns, wenn Daniels Liebe während unserer
Trennung erkaltet war? Was, wenn er mich für tot hielt und sich bereits
nach Italien oder Frankreich begeben hatte, um ein neues Leben
anzufangen, wie er so oft gesagt hatte? Oder schlimmer noch: Würde
Daniel davon überzeugt sein, dass ich mit Lord Robert fortgegangen war
und nun ein Leben in der Sünde lebte? Und mich deswegen verstoßen?
»Geht es nicht, dass ich Euch eine Nachricht für ihn
mitgebe?«, fragte ich.
Lord Robert verneinte. »Du wirst dich darauf verlassen müssen,
dass er zu dir kommt«, sagte er heiter. »Wie ist er – eher der
treue Typ?«
Ich dachte an die langen Jahre, in denen Daniel auf mich
gewartet hatte; wie er gewartet hatte, dass meine Liebe wuchs; und wie
er mich gehen ließ, jedoch so, dass ich wieder zurückkommen konnte.
»Ja«, sagte ich nur.
Lord Robert sprang in den Sattel. »Solltest du John Dee sehen,
dann richte ihm aus, die Prinzessin Elisabeth möchte seine Karte
haben«, sagte er.
»Warum sollte sie eine Karte haben wollen?«, fragte ich voller
Misstrauen.
Lord Robert zwinkerte mir zu. Er beugte sich ein Stück herab
und sprach mit gedämpfter Stimme. »Wenn die Königin stirbt, ohne
Elisabeth als Erbin zu benennen, könnte es wieder zum Streit kommen.«
Das Pferd tänzelte unruhig. Rasch trat ich einen Schritt
zurück. »Oh nein! Nicht schon wieder.«
»Es wird keinen Bürgerkrieg geben«, versicherte er. »Denn das
Volk will die protestantische Prinzessin auf dem Thron sehen. Nein, die
Gefahr ist der spanische König. Glaubst du, er lässt sich so eine Beute
entgehen, wenn er doch einfach kommen und sie für sich beanspruchen
kann?«
»Ihr wollt Euch wappnen und in den Krieg ziehen? Wieder
einmal?«, fragte ich und fürchtete bereits die Antwort.
»Warum sonst sollte ich meine Soldaten zurückholen?«, fragte
er dagegen. »Und ich danke dir, dass du mir dabei geholfen hast,
Hannah.«
Ich erstickte fast an meinem Schock. »Mylord!«
Robert tätschelte den Hals des Pferdes und nahm die Zügel
fester. »Es ist immer eine Wirrsal«, sagte er schlicht. »Und du bist
stets mitten darin, Hannah. Du kannst nicht in der Nähe einer Königin
leben und den Intrigen entkommen, die sich um einen Herrscherthron
ranken. Du lebst in einer Schlangengrube, und ich sage dir aufrichtig,
du bist dafür nicht geeignet. Nun geh zu ihr. Wie ich höre, geht es ihr
schlechter.«
»Überhaupt nicht«, sagte ich störrisch. »Ihr könnt der
Prinzessin
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