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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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trübsinnig. »Und ich
möchte auch nicht erleben, wie er am Palast vorbei nach Hatfield
reitet.« Sie hustete und hielt sich ein Tuch vor den Mund. Die Zofe
trat vor und nahm es ihr ab, hielt ihr dann die Schüssel hin.
    »Ich habe eine andere Aufgabe für dich«, sagte die Königin,
sobald sie wieder sprechen konnte. »Ich will, dass du mit Jane Dormer
nach Hatfield reist.«
    Ich wartete.
    »Bitte Elisabeth, auf ihre unsterbliche Seele zu schwören,
dass sie nach Antritt des Thronerbes den wahren Glauben erhalten wird.«
Ihre Stimme war wie ein dünner Faden, doch die Überzeugung hinter ihren
Worten war so stark wie eh und je.
    Ich zögerte. »Das wird sie niemals schwören.« Kannte ich doch
Elisabeth!
    »Dann werde ich sie nicht als Thronerbin benennen«, erklärte
die Königin kategorisch. »Auch Maria Stuart in Frankreich könnte, sogar
mit dem Einverständnis der Franzosen, die Krone für sich fordern.
Elisabeth hat die Wahl. Sie kann sich den Weg zum Thron erkämpfen,
falls sie genug Dummköpfe findet, die ihr folgen, oder sie erhält die
Krone mit meinem Segen. Doch vorher muss sie schwören, den Glauben zu
erhalten. Und sie darf ihren Schwur nicht brechen.«
    »Woher soll ich wissen, ob sie nicht beabsichtigt, ihn zu
brechen?«, fragte ich.
    Sie war zu müde, um mir den Kopf zuzuwenden. »Benutze deine
Gabe, Hannah. Dies ist das letzte Mal, dass ich dich bitte, für mich in
die Zukunft zu sehen. Betrachte Elisabeth mit den Augen der
Vorhersehung und berichte mir, was für mein England das Beste sein
wird.«
    Ich hätte ihr widersprochen, doch Mitleid mit ihr nötigte
mich, den Mund zu halten. Das Leben dieser Frau hing nur noch an dem
allerdünnsten Faden. Allein ihr Verlangen, die von Gott auferlegte
Pflicht zu tun, sowie die Treue zu ihres Vaters Reich hielten sie noch
am Leben. Konnte sie Elisabeths Versprechen erlangen, dann hatte sie
ihr Bestes getan, um England im Schoße der katholischen Kirche zu
halten.
    Ich verneigte mich und verließ das Zimmer.
    Jane Dormer, noch immer vom Fieber
angegriffen, reiste in der Sänfte, während ich mit Danny zu Pferde saß.
Auf dem Weg nach Hatfield bemerkten wir mit Bitterkeit die vielen
adeligen Menschen, die in die gleiche Richtung ritten – von
der dahinsiechenden Königin zu der blühenden Erbin.
    Das alte Schloss war hell erleuchtet. Offenbar platzten wir
mitten in ein Festbankett hinein. »Ich werde auf keinen Fall das Brot
mit ihr brechen«, verwahrte sich Jane. »Bitten wir darum, vorgelassen
zu werden. Danach reisen wir sofort wieder ab.«
    »Natürlich können wir hier speisen«, entgegnete ich praktisch
denkend. »Ihr müsst doch umkommen vor Hunger. Mir geht es jedenfalls
so, und auch Danny braucht etwas Warmes in den Magen.«
    Jane war vor Empörung weiß im Gesicht und zitterte. »Ich setze
mich mit dieser Frau nicht an einen Tisch!«, zischte sie. »Wer, glaubst
du wohl, ist dort versammelt? Der halbe Adel Englands, der nach
Pöstchen schreit und sich jetzt als Elisabeths bester Freund
sieht – genau dieselben, die sie einst beschimpften und
verachteten und als Bastard bezeichneten, als unsere Königin auf der
Höhe ihrer Macht stand.«
    »Ja«, sagte ich nüchtern. »Und auch der Mann, den Ihr liebt,
Graf Feria, der spanische Gesandte, der einst ihren Tod forderte, ist
unter ihnen. Inzwischen ist er Liebesbriefträger zwischen dem Ehemann
der Königin und Prinzessin Elisabeth. Verrat ist doch nichts Neues in
England. Wenn Ihr es ablehnt, mit intriganten Menschen das Brot zu
brechen, werdet Ihr noch verhungern, Jane.«
    Sie schüttelte nur den Kopf. »Du begreifst nicht, was recht
und unrecht ist, Hannah. Du bist ohne Glauben.«
    »Ich glaube nicht, dass sich Glauben an dem messen lassen
kann, was man isst«, und dachte an die vielen Male, als ich
Schweinespeck oder Schalentiere gegessen hatte, die nach jüdischem
Gesetz verboten waren. »Der Glaube wohnt meiner Meinung nach im Herzen.
Und ich liebe die Königin und bewundere die Prinzessin, und was die
Übrigen angeht, alle diese Ränke schmiedenden Männer und Frauen, sie
müssen ihren eigenen Weg zu ihrer eigenen Wahrheit gehen. Geht und
speist in der Küche, wenn Euch das gefällt. Ich gehe zu den
Herrschaften in der Halle.«
    Ihre verblüffte Miene reizte zum Lachen. Ich hob Danny auf die
Hüfte und betrat den Speisesaal von Hatfield.
    Elisabeth hatte bereits das Gepränge einer Königin, sie sah
aus wie eine Schauspielerin bei einer Kostümprobe. Über ihrem schweren,
mit reichen

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