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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Will
zuckersüß. »Keiner kann dem Herzog hierin das Wasser reichen. Er liebt
den Thron so sehr, dass er schon meint, ihn schmecken zu können. Er
möchte ihn gar am liebsten verschlingen!«
    Nun war Will meiner Ansicht nach zu weit gegangen. Ich stand
auf. »Ich verstehe dich nicht«, sagte ich matt.
    »Du bist ein kluges Mädchen, wenn du dich so dumm stellst«,
sagte er und tätschelte meinen Kopf.
    Vor unserem Schwertkampf traten Tänzer und
Schauspieler auf, hernach präsentierten Jongleure ihre Kunst, und wir
machten unsere Sache schließlich gut. Die Gäste brüllten vor Lachen,
als Will tölpelhaft meinen Attacken zu entgehen versuchte, und genossen
unser gegensätzliches Äußeres: den hoch aufgeschossenen, schlaksigen
Will, der mit seinem Schwert wild durch die Luft fuchtelte, und mich
kleines Wesen, das angriffslustig um ihn herumtanzte, mit seinem
kleinen Schwert Ausfälle machte und seine Hiebe parierte.
    Die erste Braut war so weiß wie die Perlen, mit denen ihr
goldenes Gewand bestickt war. Ihr Bräutigam saß näher bei seiner Mutter
als bei seiner Zukünftigen, und weder Braut noch Bräutigam hatten
einander etwas zu sagen. Janes Schwester wurde bei dieser Zeremonie
ebenfalls ihrem Verlobten angetraut, und sie und er tranken einander zu
und nippten verliebt am gleichen Kelch. Als jedoch auffordernde Rufe
nach einem Trinkspruch zwischen Jane und Guilford ertönten, sah ich,
wie viel Mühe es Lady Jane kostete, ihren goldenen Kelch zu erheben und
ihrem frisch gebackenen Ehemann zuzuprosten. Ihre Augen waren rot und
entzündet, von dunklen Schatten umrahmt, und an ihrem Hals waren dunkle
Male, die aussahen wie Daumenabdrücke. Es sah ganz so aus, als hätte
jemand die Braut an den Schultern gepackt und geschüttelt, bis sie
endlich in die Ehe mit einem ungeliebten Mann einwilligte. Als sie den
Kelch hob, berührte sie mit den Lippen kaum das Hochzeitsbier, ich sah
sie auch nicht schlucken.
    »Was meinst du, Hofnärrin Hannah?«, rief der Herzog von
Northumberland vom anderen Ende der langen Tafel. »Wird sie eine
glückliche Braut sein?«
    Alle meine Nachbarn wandten sich mir zu. Mich überkam das
vertraute Gefühl des Gleitens – das Zeichen, dass die Gabe
sich meiner bemächtigte. Ich versuchte, dagegen anzukämpfen, denn
dieser Hof war der letzte Ort auf Erden, an dem man die Wahrheit
aussprechen konnte. Doch es ließ sich nicht verhindern. »Niemals
glücklicher als heute«, hörte ich mich sagen.
    Lord Robert warf mir einen warnenden Blick zu, doch es war zu
spät. Ich hatte ausgesprochen, was ich fühlte, und nicht das, was ein
Höfling hätte sagen sollen. Mein Gefühl sagte mir, dass Jane, die
anscheinend mit Gewalt zu einer Ehe gezwungen worden war, nun nicht
mehr viel Glück zu erwarten hätte. Doch der Herzog nahm meine Worte als
Kompliment für seinen Sohn und lachte und prostete mir zu. Guilford,
der ungeschickte Tölpel, strahlte seine Mutter an, während Lord Robert
nur den Kopf schüttelte und die Augen senkte, als wünschte er, woanders
zu sein.
    Danach begann der Tanz, und entgegen der Erwartung an die
Braut, auf ihrer eigenen Hochzeit den Tanz anzuführen, blieb Lady Jane
reglos und störrisch wie eine Mauleselin auf ihrem Stuhl sitzen. Erst
Lord Robert gelang es, sie sanft auf die Tanzfläche zu ziehen. Ich sah,
wie er ihr etwas zuflüsterte, sie rang sich ein schwaches Lächeln ab
und legte ihre Hand in seine. Ich fragte mich, was er wohl gesagt haben
mochte, um sie aufzuheitern. In den Momenten, in denen die Tänzer
verharrten, bis sie ihre Position im Kreis wieder einnehmen konnten,
war sein Mund ihrem Ohr so nahe, dass ich glaubte, sie müsse seinen
warmen Atem auf ihrem Hals spüren. Ich sah ihnen neidlos zu. Ich
wünschte mir nicht, an Lady Janes Stelle zu sein, damit seine langen
Finger meine Hand hielten oder seine dunklen Augen auf meinem Gesicht
ruhten. Ich betrachtete sie, wie man ein schönes Bild betrachtet: sein
Profil, so scharf geschnitten wie das seines Jagdfalken, und ihr
bleiches Gesicht, das sich unter seinen Aufmerksamkeiten allmählich
erwärmte.
    Der Hof tanzte lange, als sei eine solche Hochzeit Anlass zu
großer Freude. Dann wurden die drei Paare in die Schlafzimmer geführt
und zu Bett gebracht, mit Rosenblättern überhäuft und mit Rosenwasser
besprenkelt. Doch es war alles nur Schau, ebenso vorgetäuscht wie der
Schwertkampf von uns Spaßmachern. Keine der Ehen wurde vollzogen, und
am nächsten Tag schon kehrte Lady Jane mit ihren Eltern zum

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