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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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an mich ranlassen, damit es klappt, und wenn nicht, können wir immer noch zurück zu Plan A. Ich hab immer einen Ausweg geplant, das weißt du.«
    »Okay, ich nehm’s zurück. Du hast dich verändert, du weißt es bloß selber nicht, und das macht es so gefährlich. Du meinst, dass sie nur noch eine andere Frau ist, die du wieder verlassen kannst, wie der gute alte Zal ein Dutzend Frauen vor ihr verlassen hat.«
    »Ich habe nie eine einfach so verlassen. Beziehungen gehen eben irgendwann in die Brüche, Karl. Nur weil wir beide praktisch verheiratet sind …«

    »Quatsch. Du sagst doch selber, du hast immer einen Ausweg geplant. Eine Rückzugsstrategie, damit du nicht verletzt wirst. Du lässt jede sitzen. Du lässt jede sitzen, bevor sie dich sitzen lassen kann. Und die hier ist wohl das Größte für dich – eine, bei der du keine Wahl hast, als am Ende abzuhauen. Aber vielleicht wird das nicht so einfach, wie du meinst.«
    »Was soll das? Du kennst sie doch überhaupt nicht, du hast sie ja kaum gesehen.«
    »Wie gesagt, Zal, über sie rede ich ja auch gar nicht.«
    Scheiße.
    Okay, es gab noch einen Grund, warum er Karl gerne als Jimini Grille auf sich losließ. Mit ihm ließ sich nämlich höchst zuverlässig feststellen, wie legitim Zals Sorgen waren. Wenn Karl etwas nicht ansprach, konnte Zal es auf allgemeine, unspezifische Ängste schieben, auf Selbstzweifel, Hormone, seinen Biorhythmus, die Planetenkonstellationen, schlechte Burritos – den ganzen Alltagskram. Diesmal hatte Karl sich aber mit digital kalibrierter Laserpräzision auf genau das eingeschossen, worüber Zal sich selbst Gedanken machte.
    Die Frau ist Polizistin. Du weißt kaum mehr über sie als ihren Namen. Und trotz alledem …
    Und trotz alledem.
    Karl machte sich keine Sorgen wegen Angelique de Xavias Beruf. Er machte sich Sorgen über das, was sie mit Zal anstellte, und damit war er nicht alleine. Manche Fehler muss man aber einfach machen, wird man einfach machen, egal, was einem sein Gewissen, seine Ängste oder jede Logik sagen.
    Das ist einfach eine Tatsache der menschlichen Existenz. Durch die Jahrtausende menschlicher Zivilisation, über den Aufstieg und Fall der Weltreiche und während unseres stolpernden Werdegangs von den Bäumen herab und zu den Sternen hinauf hatten viele größere Männer als Zal über die Weisheit ihrer Pläne nachgedacht, um schließlich zu demselben Schluss zu kommen.
    Und meistens ging es dabei um eine Frau, genau.

Paris gegen Achilles
    Es war gegen Mittag an einem kalten, klaren Donnerstag im Dezember, und Detective Inspector Angelique de Xavia ging zügig durch Montmartre in Richtung Seine und versuchte, mit dem großen, athletischen, charmanten und wenig vertrauenswürdigen Amerikaner Schritt zu halten, der sie auf seine Kosten hierher geflogen hatte, oder eher auf Kosten der RSGN -Bank. Alle zuvor genannten Zweifel und Skrupel blieben bestehen, sie war seinen langfristigen Plänen gegenüber genauso skeptisch wie diesem ungewohnten Gefühl der Verletzlichkeit, aber eins stand fest: Hier war es auf jeden Fall schöner als bei der Arbeit.
    Sie waren um sieben Uhr dreißig in Glasgow abgeflogen. Am Flughafen hatte Angelique viel auf den Boden geschaut, damit kein unnötiger Augenkontakt mit den Sicherheitsangestellten oder den Polizisten dort entstand, die sie hätten erkennen können.
    Zal hatte im Abflugbereich auf sie gewartet und sie mit einem leicht überraschten (und durchaus nervösen) »Sie sind gekommen« begrüßt.
    »Sie wissen wohl nicht so recht, ob Sie sich darüber freuen sollen. Kriegen Sie kalte Füße?«
    »Ich bin aus Nevada und hier sind wir mitten im Glasgower Winter. Ich hab die ganze Zeit kalte Füße.«
    Der Small Talk lief im Flugzeug und Taxi überraschend gut, als würden sie sich schon seit Jahren kennen, was vielleicht daran lag, dass sie sich beide sehr bemühten, ihre Ängste zu überspielen. Zumindest war das bei Angelique so, und sie wusste, dass ihr Reisepartner ein Meister der Täuschung war. Doch sie würden nicht sofort auf das zentrale Thema zu sprechen kommen, wie Zal ihr klargemacht hatte, als er ihren Fragen wie zuvor nicht nur ausgewichen war, sondern sie einfach ignoriert hatte.
    Das Hotel glich keinem, das Angelique jemals gesehen oder sich vorgestellt hatte, was vielleicht nicht so gewesen wäre, wenn sie sich eher auf ihre Erwartungen an Zal statt an Paris konzentriert hätte. Das ganze Design basierte auf Quadern und Rechtecken, alles wirkte sehr schlicht

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