Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
seine beiden großen Clubs sein kann, ohne dass es immer um diesen ganzen Mist gehen muss. Zugegeben musste er ziemlich gute Laune haben, damit er von zwei großen Clubs sprach, aber Sie verstehen schon, was ich meine.«
»Besser als die meisten. Sie reden mit einer Frau, die Anfang der Achtziger als katholisches Schulmädchen zum ersten Mal in den Ibrox Park gegangen ist.«
»Oh Gott, wie ist es denn dazu gekommen?«
»Der Hauptgrund war wohl Rassismus. Sagen wir mal, man hat mir in der Schule nicht so recht das Gefühl gegeben, dass ich dazugehöre, also hab ich mir gedacht, vielleicht gehöre ich zu den anderen Leuten, die meine Schulkameraden so hassen.«
»Und, hat das gestimmt?«
»Tja, da hat mich schon mal keiner Curryfotze genannt. Was nicht heißt, dass sie es auch nicht getan hätten, wenn ich auf der anderen Seite des Trennzauns gestanden hätte, aber endlich hatte ich das Gefühl, dass ich nicht nach meiner Hautfarbe beurteilt wurde, sondern nach der Farbe meines Schals. Ob ich wirklich dazugehöre, weiß ich bis heute nicht. Wenn wir nach einem Tor beim UEFA -Cup-Spiel Follow Follow singen, bekommen Sie eine andere Antwort von mir, als wenn ich an einem verregneten Samstag dasitze und mir das hunderttausendste Lied über Nordirland anhören muss. Und ja, der Verein hat viele Fans von da, bla, bla, bla, und die Celtic-Fans gehen auch gerne ins Stadion, um über die Hungersnot zu singen …
Gelernt hab ich von der ganzen Sache hauptsächlich, dass die Leute im Stadion das Zugehörigkeitsgefühl suchen. Jeder Fan will, dass der Verein allen anderen dasselbe bedeutet wie ihm. Ich sitze da und bin sauer, weil keiner über die Rangers selbst singt, während zwei Reihen hinter mir irgendein Idiot findet, dass man nur ein echter Fan ist, wenn man den ganzen gestrigen ideologischen und pseudoethnischen Blödsinn schluckt; und dabei kapiert er nicht, dass neben ihm noch einer sitzt, der ihn nicht als echten Fan akzeptiert, weil ihm sein gestriger Dünnschiss zu verwässert ist. Und rundherum sitzen Leute, denen die beiden schrecklich peinlich sind.«
»Aber jeder Einzelne weiß, dass er dazugehört, also scheiß auf jeden, der was dagegen hat.«
»Ganz genau. Das war eine wichtige Lebenslektion, wenn man in Renfrewshire mit der falschen Hautfarbe aufwächst.«
»Ach, ich finde, die Farbe steht Ihnen«, erwiderte Zal. »Die sollten Sie wirklich nicht ändern, na gut, außer vielleicht, wenn Sie eine Jacke finden, zu der wirklich nur blasse Haut passen würde.«
»Ach, danke. Wie finden Sie mich in lila?«, fragte sie und zeigte auf ihre Bluse.
»Toll. Aber nach Samstag werde ich Sie für immer in Schwarz vor Augen haben.«
»Meinen Sie, mir steht Kevlar?«
»Das wissen Sie doch selbst. Aber Sie sind wohl nicht mehr ganz so sicher, wie gut Sie zu blau passen.«
Angelique nickte. »Gut beobachtet.«
»Nee. Das haben Sie mir Samstag eigentlich selbst erklärt. Viel haben Sie ja nicht geredet, aber wenn, dann waren Sie ziemlich offen zu mir, also hatten Sie wohl so einiges auf der Seele.«
»Ich hatte ja auch Geburtstag, also wog es alles noch ein bisschen schwerer. Aber auch nicht so schwer, dass ich einfach jedem mein Herz ausgeschüttet hätte. Irgendwie fand ich es gefährlich leicht, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
»So ging’s mir mit Ihnen auch. Deshalb musste ich auf Nummer sicher gehen. Aber ganz so leicht geht’s bei Ihnen heute wohl nicht. Bisher hab nur ich Ihnen eine Blase ans Ohr gequasselt.«
»Zwischen einer Polizistin und einem Räuber ist das auch die richtige Richtung.«
Zal drückte ihr sanft die Hand. »Ich bin nicht der Einzige, der sich aussprechen muss, Angelique.«
Er hatte recht. Also erzählte sie ihm beim restlichen Abendessen die ganze traurige Geschichte über den Black Spirit, Ray Ash, Dubh Ardrain und die Folgen.
Das tat ihr gut. Wie eine konzentrierte Dosis Therapie, die sie weder offiziell noch bei ihren Treffen mit Ray bekommen hatte. Zal war mehr als nur ein guter Zuhörer; er war ein Publikum, das die Heldin anfeuerte, an den richtigen Stellen schamlos Partei ergriff, aber wenn nötig auch einen objektiven Blick bot (oder so tat, als ob). Wenn er schockiert keuchte, war das für sie genauso erlösend, wie wenn er ihre Schrecken sichtlich nacherlebte und vor allem, dass er verstand, dass die Heldin nicht einfach glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebte, nachdem sie alle Bösewichte umgelegt hatte.
»Und deshalb sitzen Sie jetzt mit einem gesuchten
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