Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Augen und nickte. »Wie das hier für uns beide«, sagte er. »Der Räuber und die Polizistin machen zusammen Urlaub von der Realität.« Der Humor hatte seine Stimme verlassen, die jetzt nach sanftem Bedauern klang. »Aber ein Urlaub muss enden. Wir müssen beide zurück dorthin, wo ich meinen Job tun muss und du deinen.«
»Aber jetzt noch nicht«, erwiderte Angelique.
Sie lehnte sich vor und küsste ihn, zunächst sanft und vorsichtig, dann tief, leidenschaftlich, entfesselt. »Noch nicht.«
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Angelique nicht gefunden, dass sie in ihrem Leben großes Glück beim Sex gehabt hatte, und wenn sie ehrlich war, trug sie die Schuld daran zum großen Teil selbst. Sie war allzu viele Beziehungen mit niedrigen Erwartungen angegangen (unvermeidlich, wenn die Männer auch Polizisten waren) oder mit einem Auge auf den Ausgang (unvermeidlich, wenn sie keine waren), und wenn es da draußen wirklich Leute gab, die in einer beschissenen Beziehung tollen Sex haben konnten, dann hatte sie noch nicht mit ihnen geschlafen.Die Leute sprachen immer von »physischer Kompatibilität«, als gäbe es da technische Hindernisse, die unpassende Paare nicht überwinden konnten, aber für sie hörte sich das nur an, als sollte damit vertuscht werden, dass andere, wichtigere Dinge fehlten. Angelique hatte unspektakulären Sex mit Männern gehabt, die sie sehr attraktiv fand, und die ihr versichert hatten, dass das auf Gegenseitigkeit beruhe – da war die physische Kompatibilität sicher kein Problem gewesen, aber gereicht hatte die noch lange nicht. Sie wollte ja nicht abstreiten, dass es eine reine, instinktive, physische Anziehungskraft gab, aber sexuelle Attraktivität war ein komplizierterer Prozess, der zum Großteil im Kopf stattfand. Zu gutem Sex brauchte es Hingabe, und damit meinte sie nicht nur guten Willen und Durchhaltevermögen. Hingabe bedeutete, dass jemand bereit war, loszulassen. Wenn man mit jemandem lange genug zusammen war, spielte das Vertrauen dabei eine große Rolle. Ansonsten musste man seine Hemmungen einfach fallen lassen.
Niemand, der bei Verstand war, würde Zal Innez vertrauen. Zum Glück hatte er ihr von Anfang an die Hemmungen genommen.
Sie hatte sich noch nie mit jemandem nackt so wohlgefühlt, sie war noch nie so entspannt mit dem Sex umgegangen; deshalb hatte sie auch keine Panik bekommen, sondern nur einen kleinen Schreck, als er sofort kam, als sie seinen Penis berührte.
»Oh Mann, tut mir leid«, sagte er entsetzt. »Ist lange her.«
»Macht nichts. Wir haben Zeit. Vielleicht keine drei Jahre, aber mindestens die ganze Nacht.«
»Ich brauch nur ein paar Minuten«, versicherte er.
»Keine Eile. Du kannst dir ja überlegen, wie du mir zwischendurch die Zeit vertreibst.«
Das tat er.
Da Angelique den Ruf als harte Powerfrau hatte, bestand eine wiederkehrende Enttäuschung an ihren bisherigen Liebhabern darin, dass sie alle Sex als Nahkampfdisziplin betrachteten. Vielleicht waren sie eingeschüchtert und meinten, sie müssten sich mit körperlichen Höchstleistungen beweisen, oder vielleicht dachten sie auch, weil Angelique viel auf Matten umherrollte, fände sie einen Ringkampf auf der Matratze bestimmt heiß. Auf jeden Fall gefiel ihr so etwas nicht, und diese Männer konnten lange nach einer suchen, die darauf stand. Wie jede andere Frau auf der Welt, von der Kinderkrankenschwester bis zur Alligatorfarmerin, wollte sie im Bett wie etwas Wertvolles behandelt werden.
Zals Hände waren unglaublich feinfühlig, die Berührungen seiner Finger waren sanft und kaum wahrzunehmen. Sie genoss diese behutsame Zärtlichkeit, bis sie sie nicht mehr aushielt.
Als er schließlich wieder kam, kamen auch die Tränen. Nicht mehr still, wie sie es den Tag über gesehen hatte, sondern in gewaltigem, reinigendem Schluchzen. Hinterher hielt er sie lange im Arm, ohne etwas zu sagen, streichelte sie nur hin und wieder und küsste ihr die Stirn. Auch Angelique wollte die Stille nicht brechen. Sie wusste, dass er sprechen würde, wenn er so weit war, was er schließlich auch tat.
»Nur wenn es einem so gut geht, kann man wirklich sehen, wie tief man vorher gesunken war.«
»Im Gefängnis?«
»Oh ja. All die Arschlöcher – Republikaner, bei euch heißen sie wohl Konservative …«
»Arschlöcher hört sich gut an.«
»…, die sagen, im Knast muss es härter sein – ich würde wirklich gerne mal hören, was die meinen, was denn noch härter werden soll, als es schon ist.«
»Die sind
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