Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
einem weiteren Schluck Rotwein hinunter.
»Das sind ja verdammt harte Typen, wenn die sich an Karl vergreifen«, urteilte Angelique.
»So haben sie uns gezeigt, wie skrupellos sie sind. Auch dem Wehrlosesten wird keine Gnade gewährt, damit wir wissen, dass sie uns treffen können, wenn sie Leuten etwas antun, die uns nahestehen. Uns sollte klar werden, dass wir keine andere Wahl hatten. Dann hab ich Alessandro seinen Wunsch erfüllt.«
»Wie?«
»Ich habe einen Plan geschmiedet. Wir haben uns die Gebäudepläne besorgt, die nötige Ausrüstung angeschafft oder konstruiert, Tarnungen angefertigt, Software geschrieben, geprobt und trainiert, bis alle glaubten, dass es klappen würde, wir, Alessandro, alle.«
»Hat’s aber nicht.«
»Das werden wir nie wissen. Wie ich es sah, konnten wir uns den Erfolg nicht leisten. Wenn wir ihm die Gemälde beschafft hätten, hätte er uns nicht einfach gehen lassen. Dann hätte er bald etwas anderes haben wollen, und wir hätten nie unseren Frieden gehabt. Wir konnten uns auch nicht weigern, sonst hätten sie meinen Vater umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken. Also hab ich mir überlegt, wir müssen Mist bauen und uns schnappen lassen. So kriegt Alessandro seine Rache und will uns nicht mehr benutzen, weil wir ja nur Verlierer sind, und nicht die tollen Typen, für die er uns gehalten hatte.«
»Aber dann würden Sie ins Gefängnis kommen.«
»Da wären wir sowieso irgendwann gelandet. Wenn nicht bei dem Raub, dann bei der nächsten Sache, zu der er uns gezwungen hätte. So konnte ich immerhin kontrollieren, wie es geschah.«
»Was haben Sie gemacht?«
»Ich hab niemandem etwas gesagt, und wir sind wie geplant vorgegangen. Ich hab den Lieferwagen gefahren, und die anderen saßen mit der Ausrüstung hinten. Aber als wir da waren, hab ich sie eingeschlossen und bin alleine ins Museum gegangen. Ich hatte mir überlegt, dass ich so den Schaden minimieren konnte. Wir wurden alle gefasst, aber ich wurde als Einziger auf frischer Tat beim Einbruch ertappt. Die anderen wurden nur für die Planung der Tat belangt. Ich hab drei bis fünf Jahre gekriegt, die anderen alle nicht über zwölf Monate.«
»Das nenn ich Freundschaft.«
»Wie Sie sich denken können, haben die anderen es erst mal anders gesehen, aber als die Anwälte ihnen alles erklärt hatten, haben sie mich verstanden.«
»Ich hab ja schon mal etwas von Ganovenehre gehört, aber das war … schon mehr als selbstlos.«
»Es wäre nur selbstlos gewesen, wenn ich eine Wahl gehabt hätte. Wie gesagt, irgendwann wäre ich sowieso in den Knast gewandert. Ich hab mir nur ausgesucht, wann, und ich hab eine Möglichkeit gefunden, bei der ich die anderen nicht mit reinreiße. Zumindest nicht ganz so tief.«
»Seien Sie doch nicht so streng mit sich. Sie haben alle drei und Ihren Vater vor Alessandro gerettet. Das ist schon mehr als ein bisschen Teamgeist.«
Zal sah von seinem kaum angerührten Vorspeisenteller auf. Er freute sich anscheinend über ihre Worte, konnte ihnen aber nicht zustimmen.
»Wen hab ich denn gerettet? Wir sind ja doch alle in den Knast gewandert. Manche länger als andere, aber auch an sechs Monaten hat man viel länger zu knacken, das können Sie mir glauben. Alessandro hat seine Rache bekommen. Wir haben seine Befehle ausgeführt, Mist gebaut und dafür gesessen.« Zal schaute einen Moment weg, als wollte er nach seinem Glas greifen, und sah dann doch wieder Angelique in die Augen. »Und dann hat er meinen Vater trotzdem umgebracht.«
Er zeigte keine Tränen, sondern nur eine ruhige, langsam brennende Wut.
»Oh Gott. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Ich hatte ihn unterschätzt. Ich dachte, wenn wir uns als Verlierer zeigen, kooperieren und versagen, würde er meinen Vater vergessen. Da lag ich falsch.«
»Sie dürfen aber nicht glauben, dass das Ihre Schuld ist.«
»Tu ich auch nicht. Keine Sekunde lang. Die Schuld trägt einzig und allein Alessandro, das vergesse ich nicht, solange ich lebe. Er hat meinen Vater ermordet, er hat meinen Freunden das Leben versaut, und er hat alles zu verantworten, was mir im Knast passiert ist und was ich im Knast tun musste, um zu überleben, was nicht immer schön war. Aber ich bin schuld, dass ich meinem Dad nicht rechtzeitig gewisse Dinge gesagt habe.«
Wieder griff Angelique nach seiner Hand. »Sie sind nicht der Erste, der dachte, er hätte noch genug Zeit, um sich mit jemandem auszusprechen.«
»Ja, und wer sagt überhaupt, dass ich es
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