Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Alessandro persönlich.« Zal zog sein Handy aus der Tasche. »Also warum steckt ihr jetzt nicht die Waffen ein, sagt mir, wo der echte Treffpunkt ist und steigt verdammt noch mal wieder in den Wagen. Dann ruf ich meinen Kumpel an, und der bringt Dominguez und die Statue dorthin.«
Gomez schüttelte den Kopf. »Du rufst jetzt deinen Kumpel an und steigst dann bei uns ins Auto. Alessandro will sich persönlich bei dir bedanken.«
»Das glaub ich gerne. Aber ich steig nicht bei euch ein. Ich hab gesagt, ich übergebe nur an Alessandro persönlich, und dabei bleibt’s. Keine Waffen, keine Gangster.«
Gomez hob die Pistole und zielte Zal zwischen die Augen.
»Du steigst jetzt ein und rufst an.«
»Wenn du abdrückst, siehst du die Statue nie wieder. Wenn ichnicht unversehrt zurückkomme, lassen meine Freunde die und Dominguez für immer verschwinden.«
»Deine Freunde, ja? Wie wär’s damit: Ich drück ab, und dann fahren wir deinen Kumpel Karl im Botanic Crescent sechs abholen, wo er die letzten vier Nächte geschlafen hat. Wir fahren mit ihm, ein paar Elektrowerkzeugen und ’nem Schweißbrenner an einen ruhigen Ort und foltern ihn ein paar Stunden. Dann, wenn er gerade noch sprechen kann, bieten wir ihm an, dass wir’s schnell machen, wenn er uns verrät, wo die Statue ist.
Du bist nicht der Einzige mit ’nem Plan, Arschloch. Ruf jetzt an.«
Was zum Teufel hier eigentlich los ist
Die Halle sah aus, als wäre sie für ein Massaker ausgerüstet worden oder für eine besonders blutige Folter. Praktisch jeder Quadratmeter Boden war mit Plastikplane ausgelegt, ein Schweißbrenner stand bereit und entlang der Wände hatten sich Schlägertypen postiert, die größtenteils bewaffnet waren. Die Männer aus Hannigans Entourage sahen aus, als wollten sie für einen Mafiafilm vorsprechen. Nichts als ein Haufen Amateure und Möchtegern-Gangster; bestimmt die härtesten Typen der Straße, bloß war die Straße verdammt kurz. Zu Hause gab es Tieflader, die größer waren als die Stadt hier. Sie standen breitbeinig herum und ließen die Muskeln spielen, teils, um ihr Revier zu markieren, teils, weil sie insgeheim wussten, dass sie nicht mit dem Besuch aus Übersee mithalten konnten. Und dass auf dem Boden zwei Koffer mit jeweils einer Million Pfund von ihrem Boss standen, spielte natürlich auch eine Rolle.
Hannigan war immerhin so schlau und aufmerksam, dass er kapierte, was der ganze Deal war: ein Geschenk des Himmels, ein glücklicher Zufall und nicht etwa ein Zeichen, dass er es auf die große Bühne geschafft hatte. Der Alte hätte Bud gemocht, da war Harry sich sicher. Hannigan war ein ehrgeiziger Pragmatiker. Er kannte die Grenzen der Situation und wusste, wie er die Möglichkeiten voll ausschöpfen konnte. Mit dem Deal konnte er seine Position festigen, sich einen Vorteil vor der Konkurrenz verschaffen, aber deshalb war er noch lange kein Global Player.
Und Alessandro? Was war der eigentlich? Ein Global Player garantiert nicht, auch wenn er sich gerade in Europa aufhielt. Die Estobals waren eine internationale Größe, keine Frage, aber Alessandro ähnelte eher Hannigans Schlägern und spielte bloß den großen Gangster. Das hatte Innez richtig eingeschätzt: Alessandro hatte vielleicht die Hand am Ruder und die Crew unter seinem Kommando, aber deshalb wusste er noch lange nicht, wie man das Boot steuert. Da stand er neben Hannigan, lächelte und tat, als hätte er so etwas schon tausendmal gemacht, war ja bloß ein Deal über ein paar Millionen. Auf den zweiten Blick hätte man seine abgekauten Fingernägel und die fiebrige Anspannung gesehen, als der Moment immer näher rückte, an dem der Karren endlich aus dem Mist gezogen werden würde, in den er ihn manövriert hatte.
In jedem Geschäft gab es magere Zeiten. Manche Leute glaubten, im organisierten Verbrechen würde es immer boomen, aber auch hier gab es Spitzen und Rezessionen wie in jedem anderen Sektor. Schon vor dem Tod des Alten war es für die Estobals schwieriger geworden, denn manche Faktoren konnte kein Chef kontrollieren, selbst wenn er sie vorausgesehen hatte. In solchen Zeiten brauchte man eine ruhige Hand am Ruder, einen Macher, der die Organisation durch die dunkle Nacht führt, damit sie unbeschadet den Sonnenaufgang erlebt. So jemand war Alessandro selbstverständlich nicht.
Ganz verblendet war der Alte aber nicht gewesen. Der Junge hatte auch wertvolle Eigenschaften, die sich mit der Zeit zeigen würden, wenn die Erfahrung und einige
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