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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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musste sich jetzt hinknien und das Gerät vorsichtig auf den Boden stellen, dann wurden ihm mit weißem Kabelbinder die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Danach schaltete der Clown einen Track weiter, und die sanften Klänge von Bachs Suite Nr. 3 erklangen. Michelles Kollegen nahmen ihre Plätze auf den kalten Fliesen ein. Jetzt, wo die Geiseln unter Kontrolle waren, nahmen die Räuber ihre Stoffrucksäcke ab und legten sie vor den Hauptschalter.
    »Sitzen wir bequem?«, fragte der Chefclown. »Dann fange ichan. Zuerst lassen Sie mich Ihnen ihre Bankräuber für heute Nachmittag vorstellen. Mein Name ist Mr Jarry und meine Kollegen sind Mr Dalí hier, daneben Mr Chagall, hinter dem Schalter haben wir Mr Ionesco, der Ihnen eben seine großartigen akrobatischen Fähigkeiten gezeigt hat, und schließlich steht da vorne an der Tür Mr Athena.«
    Jeder der Männer nickte oder winkte, als er genannt wurde. Michelle fühlte sich an diese schrecklichen Treffen am Anfang von Pauschalreisen erinnert, bei denen sich die Mitarbeiter gekünstelt freundlich vorstellen und die Urlauber dann streng ermahnen, ja nicht mit der einheimischen Kultur in Kontakt zu treten. Sie ging fast davon aus, dass Jarrys nächster Satz lauten würde: »Und sollten Sie irgendwelche Fragen haben, worüber auch immer, kommen Sie einfach auf uns zu.« Das blieb zwar aus, aber die entsprechende Atmosphäre blieb bestehen.
    »Leider gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen für unsere Vorstellung heute, und weiterhin gelten einige Einlassbeschränkungen«, erklärte er und ging auf eine Frau mit feuchten Augen aber entschlossenem Gesichtsausdruck zu, die schützend ein Baby hielt, das glücklicherweise schlief. »Leider ist unser Programm für Kinder nicht geeignet, meine Dame, wenn Sie also hier herüberkommen würden, dann lässt Mr Athena Sie in ein paar Minuten nach draußen. Tut mir leid«, sagte er leise und half ihr auf. Die Frau sah sich ungläubig um und warf den anderen Geiseln verlegene Blicke zu.
    Dann streckte »Jarry« auch zwei älteren Damen nacheinander den Unterarm entgegen. »Bei allem Respekt für das Alter vermute ich doch, dass unsere Vorstellung nicht unbedingt nach Ihrem Geschmack sein wird. Sie dürfen natürlich auch bleiben, wenn Sie anderer Meinung sind.«
    »Nee, Junge, wir wollen lieber mal los, bevor die Bank auf der Gordon Street zumacht«, erwiderte die eine nüchtern.
    »So ein höflicher junger Mann«, hörte Michelle die andere noch sagen, als die beiden Richtung Tür gingen.
    »So, hat jemand von Ihnen Asthma oder ein Herzleiden?«,fragte Jarry den Rest der Versammelten. Fast jeder im Raum hob die Hand, was ihn laut auflachen ließ. »Ich bin Brian und meine Frau auch. Okay, versuchen wir es noch mal: Hat jemand von Ihnen Asthma oder ein Herzleiden und kann es beweisen?«
    Diesmal hoben sich nur vier Hände, eine davon gehörte der notorisch leichtsinnigen Arlene Fleck, die ihren Inhalator eigentlich nur brauchte, wenn sie ihre letzte Fahrlässigkeit erklären sollte. Zwei weitere Asthma-Sprays und ein Pillenfläschchen wurden hochgehalten, Letzteres von einem der zwangsrekrutierten Ehemänner. Seine freudige Erleichterung wurde aber ein wenig gedämpft, als sich herausstellte, dass seine Frau mit ihm gehen durfte.
    »Sind das alle?«, fragte Jarry.
    Michelle schaute die ewig schüchterne Caroline Reilly an. Ihre Mutterinstinkte gegenüber ihrem ungeborenen Kind waren wohl noch nicht ausgeprägt genug, um ihre stete Sorge zu überwinden, sie könnte irgendwem Umstände machen. Michelle nickte ihr still zu, damit sie sich meldete, aber die arme Frau wirkte wie gelähmt. Caroline würde sicher auch alle Schmerzen der Geburt im Stillen durchleiden, weil der Anästhesist sicher auch Wichtigeres vorhatte. Michelle hob die Hand. »Diese Frau ist im fünften Monat schwanger«, sagte sie mit einer schrecklich krächzenden Stimme, die bezeugte, dass sie bisher den ganzen Morgen jedes Gespräch vermieden hatte.
    »Und leider haben wir eine Regel, dass Schwangere bei unserer Achterbahn nicht mitfahren dürfen«, erklärte Jarry.
    Michelle half Caroline auf, die die Aufforderung anscheinend genauso nötig hatte wie die körperliche Unterstützung. Als Jarry Caroline an den anderen knienden Kollegen vorbeiführte, drehte er sich kurz zu Michelle um. »Für die Verkaterten gilt diese Ausnahme allerdings nicht.«
    »Bloß keine Vorzugsbehandlung«, murmelte sie und kniete sich wieder hin.
    Jarry nickte »Athena« zu, dem Clown

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